Totenklage
Ihnen reden kann.«
»Ist das absolut notwendig?« Er wollte es eigentlich nicht machen.
»Ich glaube schon, Sir. Wir werden allerdings mit dem FBI reden müssen. Es gibt noch eine zweite Kopie, irgendwo in Madison.«
Schweigen. »Sagen Sie ihr, sie soll anrufen«, sagte Danzig schließlich.
»Man kann im Weißen Haus anrufen?«, fragte Levine skeptisch.
»Klar. Das ist im Grunde ein Bürogebäude mit einem großen Rasen«, sagte Jake. »Mir ist nichts anderes eingefallen, wie ich Ihnen beweisen soll, dass Sie mir trauen können.«
Sie rief die Washingtoner Telefonauskunft an, bekam die Nummer der Zentrale des Weißen Hauses und nannte auf Jakes Anweisung ihren vollständigen Namen. »Hier ist Sarah Mac-Laughlin Levine, ich hätte gern Mr. Danzig gesprochen.«
Sie musste eine Minute warten, dann sagte sie: »Ja … ja.« Einige Sekunden verstrichen, dann: »Ja. Ja, das mache ich.« Sie sah Jake an. »Okay, danke. Ich werde mit ihm reden. Okay. Danke.«
»Er hat gesagt, Sie wären ein offizieller Mitarbeiter.« Sie fühlte sich jetzt sicherer. »Er hat gesagt, Sie würden mit dem FBI zusammenarbeiten.«
»Das tue ich – aber bevor wir uns zu weit vorwagen, müssen wir erst einmal den Inhalt des Dossiers prüfen. Wir wollen doch keinem Schwindel aufsitzen. Wir müssen uns vergewissern, dass alles seine Richtigkeit hat, dass die Dokumente echt sind.«
»Eine Sache noch«, sagte sie. »Es geht hier um Ihren … Vizepräsidenten. Woher will ich wissen, dass Sie die Papiere nicht einfach in den Fluss schmeißen?«
Jake versuchte so aufrichtig auszusehen, wie er nur konnte. »Mrs. Levine, dieses Dossier wird früher oder später ohnehin ans Licht kommen. Es gibt Kopien davon. Wenn ich es erst mal habe, kann ich es auf keinen Fall verschwinden lassen. Dafür würde ich ins Gefängnis kommen. Aber ich muss mich vergewissern, dass es echt ist.«
»Es ist echt«, brummte sie. »Landers ist ein korrupter Schweinehund. Die sind allesamt korrupt.«
Das Dossier befand sich in einem Karton, auf dem Xerox stand und der ursprünglich mal zehn Ries weißes Druckerpapier enthalten hatte. Es bestand aus einem Stapel Notizbücher, einigen Akten und drei DVDs in einem Plastikbeutel.
»Wir hatten gehofft …«, begann Levine vorsichtig, während Jake in den Papieren blätterte. »Wissen Sie, mein Mann ist vor drei Jahren verstorben. Er hatte einen Infarkt. Ich hatte gehofft, dass man mir, wenn ich mich entgegenkommend zeige, vielleicht helfen würde, einen Job zu bekommen. Die haben mir die Pension von meinem Mann gestrichen, diese Leute bei ITEM, die hohen Tiere. Die haben gesagt, er hätte sich stattdessen dafür entschieden, schon früh mehr Geld zu kriegen, oder so was Ähnliches.«
»Darüber können wir reden«, sagte Jake. »Ich denke, man wird Ihnen helfen, wenn Sie versuchen, mit den Behörden zu reden.«
»Das hab ich weiß Gott versucht«, erwiderte sie. »Ich kenne Al noch aus der Zeit, als er Spenden gesammelt hat. Ich wusste, dass er gute Beziehungen in Washington hat. Ich hab geglaubt, das wär die beste Möglichkeit, an die richtigen Leute heranzukommen.«
Sie brachte Jake zum Lesen ins Wohnzimmer und holte ihm eine Packung Oreo-Kekse und diverse Gläser Orangensaft, während er die Unterlagen durcharbeitete.
Das Dossier beschrieb einen ganz gewöhnlichen Fall von Korruption, der nur wegen der Arroganz bemerkenswert war, die der Vizepräsident und seine Freunde an den Tag gelegt hatten, und wegen der Höhe des Gewinns. Bei dem Highway-Projekt ging es um den Ausbau von neunzig Meilen der Bundesstraße 65 in Wisconsin, von der Kreuzung mit der Interstate 94 nur wenige Meilen östlich der Grenze zu Minnesota bis zu der Stadt Hayward in den Wäldern im Norden.
»Der Highway 65 ist die Hauptverbindung zwischen St. Paul/ Minneapolis und dem Seengebiet um Hayward«, sagte Levine. »Mein Mann hat sechs Jahre bei diesem Projekt mitgearbeitet, war eine große Sache, das können Sie mir glauben.« Sie kramte
im Küchenschrank herum, kam mit einer Karte von Wisconsin zurück und fuhr mit einem Finger den Highway entlang. »Das Projekt war eine gute Sache. Es hat Leben gerettet … Der ganze Ärger fing erst später an. Mein Mann war Rechnungsprüfer bei dem Projekt, und von Beginn an gab es Probleme mit dem Equipment. Das ist alles auf DVD eins, die Bücher.«
Der Hauptunternehmer ITEM hatte mehrere Dutzend kleinere Subunternehmen mit der Planung beauftragt, mit den Umweltstudien, dem Bereitstellen
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