Totenklage
Millionen eingebracht. Und nachdem sie nun über eine sehr gute Baufirma verfügten, und mit der gemachten Erfahrung und dem, was sie vorweisen konnten, haben sie angefangen, an echten Projekten zu arbeiten. Seitdem scheffeln sie nur noch Geld. Der Vizepräsident besitzt vermutlich fünfzehn Millionen. Vielleicht sogar zwanzig.«
»Wie hat Ihr Mann von all diesen verschiedenen Teilen des Deals erfahren?«
»Er hat beobachtet, wie es eingefädelt wurde. Rons Boss, ein Mann namens Carson, hat ihm gesagt, er solle sich da raushalten. Solche Sachen liefen bei jedem großen öffentlichen Projekt ab. Aber Ron wusste, dass es früher oder später Ärger geben würde, und er wollte nicht deswegen ins Gefängnis. Deshalb hat er von allem Kopien gemacht. Heimlich. Carson ist immer noch ein hohes Tier bei ITEM. Er hat Sam Landers bei den ersten Wohnungsprojekten an die Hand genommen. Und er hat Bücher geführt, auf dem Computer, Sie wissen schon, und Ron hat davon Kopien gemacht. Die sind auf den DVDs.«
Eine ganze Stunde saßen sie auf der Couch im Wohnzimmer und sahen sich die Papiere an, luden die DVDs auf Jakes Notebook, gingen die Notizen durch, die Dokumente, Bankpapiere, Immobilienbriefe und Steuerunterlagen. Insgesamt war das Dossier so vernichtend wie angekündigt. Wenn es denn echt war.
»Wenn es echt ist«, sagte Jake.
»Al Green hat gesagt, dass das Ganze hier durch offizielle Dokumente abgesichert ist. Dokumente, die die Landers-Brüder nicht wegdiskutieren können«, erklärte Levine. »Es liegt alles offen da, aber niemand könnte ohne Insiderwissen die Verbindungen herstellen.«
Jake sah auf seine Uhr. »Ich muss los.«
Nun wurde sie wieder nervös. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Wegen der Sache, die in Madison passiert ist, sollten Sie wohl am besten verreisen«, sagte Jake. »Gibt es einen Ort, wo Sie hinfahren können? Eine Freundin oder eine Schwester, die nicht hier wohnt? Jemand, der nicht den gleichen Namen hat?«
»Ich habe eine Schwester in Waukesha.«
»Könnten Sie dort ein paar Tage wohnen?«
»Ganz bestimmt«, sagte Levine.
»Dann sollten Sie dorthin fahren. Jetzt gleich. Ich warte, bis
Sie fertig sind. Geben Sie mir eine Telefonnummer, ich melde mich wieder bei Ihnen. Ich muss mit ein paar Leuten in Washington reden.«
»Mit dem Präsidenten?«
»Mit dem Präsidenten rede ich eigentlich nicht so oft«, sagte Jake. »Aber ich muss mit ein paar Leuten reden und hören, was man für Sie tun kann. Wenn Sie ehrlich zu uns waren.«
»Ich war ehrlich«, erwiderte Levine. »Ich wusste, das würde Ärger geben, aber seit sie Rons Pension gestrichen haben, habe ich kein Geld mehr. Ich meine, wir hatten ein bisschen was bei Fidelity angelegt, aber das ist schon größtenteils weg. Ich brauche einen Job. Ich will nicht beim Wal-Mart arbeiten, und das ist das Einzige, was man hier kriegen kann, es gibt keine richtigen Jobs. Vielleicht muss ich mein Haus verkaufen …«
Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Jake hätte ihr gern die Schulter getätschelt, wusste aber nicht so richtig, wie. »Lassen Sie uns zuerst dafür sorgen, dass Sie gut von hier wegkommen, und ich bringe das Dossier nach Washington. Wir werden uns irgendwas für Sie überlegen. Die Sache wird sich auf jeden Fall für Sie auszahlen.«
Sie brauchte ewig, um sich anzuziehen und zu packen. Nach Jakes Uhr mehr als eine Stunde. Jake empfahl ihr, ihre Schwester von außerhalb anzurufen.
»Glauben Sie, dass es Wanzen im Haus gibt?«
»Ich möchte keinerlei Risiken eingehen«, sagte Jake.
Als sie fertig war, holte sie ihren Hund, einen nervösen grauen Whippet. Jake half ihr, ihn in einen Tragekorb zu bugsieren, trug ihn hinunter in die Tiefgarage und stellte ihn auf den Vordersitz ihres Autos.
Er trug noch drei Koffer hinunter. Dann bat er Levine, ihm eine Woche Zeit zu lassen.
»Sie werden in spätestens einer Woche von mir oder einem
Mitarbeiter der Regierung in Washington hören. Wir müssen das Dossier von Experten prüfen lassen. Ihnen ist ja klar, dass das eine äußerst brisante Sache ist.«
Jake gab ihr außerdem tausend Dollar von seiner heimlichen Reserve. »Ein persönliches Darlehen«, sagte er. »Zahlen Sie es mir zurück, wenn Sie können.«
Er fuhr bis zu dem Wal-Mart hinter ihr her, in dem sie nicht arbeiten wollte, sah, wie sie ihre Schwester anrief, und winkte ihr zum Abschied zu.
Das Dossier lag auf dem Rücksitz des Geländewagens. Er rief Gina noch einmal an und sagte: »Es wäre schön, wenn
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