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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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Einfach unglaublich, wie blöd sich manche Verbrecher anstellen. Unglaublich, aber gut für uns. Sonst wäre es manchmal echt schwierig, sie einzubuchten.
    Jetzt fehlt uns nur noch Sikorsky persönlich. Die Anklage steht. Leider ist eine Anklage ohne einen Angeklagten nicht viel wert. Dass wir so weit gekommen sind, der Killer aber immer noch frei herumläuft, ist gelinde gesagt frustrierend. An der Kaffeemaschine werden bereits Wetten abgeschlossen, ob Sikorsky schon in Polen oder Russland ist. Wenn er in Polen steckt, haben wir eine zwanzig- bis dreißigprozentige Chance, ihn zu erwischen, da Polen an sich nicht übermäßig korrupt ist und außerdem als EU -Mitglied versucht, sich einigermaßen ordentlich zu benehmen. Wenn Sikorsky allerdings in Russland ist, sind wir angeschissen.
    Die meisten glauben, dass er in Russland ist.
    Wenn man mich fragen würde, würde ich das ebenfalls vermuten.
    Inzwischen schraubt Axelsen seine Bemühungen immer weiter herunter. Sowohl in Fletchers Wohnung als auch in einer Schreibtischschublade in seinem Büro wurden Kokainspuren gefunden. Aufgrund meines Gesprächs mit Charlotte Rattigan wissen wir, dass der erfolgreiche Herr Geschäftsmann zu Lebzeiten gerne mal Rauschgift nahm, und es wird vermutet, dass Fletcher sein Dealer war. Daher hat er auch das viele Geld. Irgendwann hat er mit der Drogenmafia Ärger bekommen und ist untergetaucht. Er ist entweder bereits außer Landes oder tot. Wie auch immer – es muss ziemlich großer Ärger gewesen sein, den er sich da so plötzlich eingehandelt hat. Sonst hätte er nicht zweihundert Riesen in Bargeld liegen lassen. Und was diese Angelausflüge angeht – hier lautet die Theorie, dass Rattigan und Fletcher gemeinsam Drogen genommen haben. Fletcher hat es wohl gefallen, mit reichen Leuten zusammen zu sein und ihnen seinen Stoff zu verkaufen. Rattigan hingegen war ganz heiß darauf, mit Kriminellen abzuhängen. Da hat man schon merkwürdigere Sachen gehört.
    Weil Operation Lohan wieder mal auf Hochtouren läuft, Axelsen nicht gerade auf meiner Anwesenheit in Newport besteht und Jackson und Hughes momentan Besseres zu tun haben, interessiert es niemanden, was ich heute so mache.
    Mir auch recht – dann kann ich mich um die Beerdigung kümmern und meine Energie aufsparen. Gestern Abend habe ich einen Reporter von der Western Mail angerufen und ihm von der zu erwartenden spontanen Massensolidaritätsbekundung im Krematorium erzählt. Weil sonntags so gut wie nichts los ist, sind die Pressefritzen dankbar für jeden Hinweis, mit dem sie die Montagsausgabe füllen können. Daher wird die Schlagzeile auf der Titelseite auch lauten: » Hunderte bei Beerdigung des ermordeten Mädchens erwartet.« Gill Parker von StreetSafe wird mit der Aussage zitiert, dass die Veranstaltung eine Kampfansage der Bürger von Cardiff an jedwede Gewalt gegen Frauen ist. Eine einheimische Popsängerin, die zu allem ihren Senf dazugibt, sagt ungefähr das Gleiche und deutet an, ebenfalls zu kommen. Wenn man sich ihr Statement aber genauer durchliest, merkt man, dass sie sich da einen gewissen Spielraum eingeräumt hat.
    Dann verbreite ich die Nachricht auf Facebook und den örtlichen Frauengruppen im Internet. Ich rufe die Busfirma an und frage, ob sie unter Umständen noch weitere Transportmöglichkeiten organisieren können. Sie sagen Ja. Dann rufe ich acht Schulen in Aprils Umgebung an und verkünde den Rektoren, dass ihre Schüler eine große Protestaktion gegen Gewalt planen und dass für den Transport gesorgt ist. Sie müssen nur die Busfirma anrufen und Abholtermine vereinbaren. Sechs der Rektoren klingen interessiert. Da hat wohl die Schlagzeile geholfen. Oder die Popsängerin. Ich rufe beim Krematorium an und sage, dass so ungefähr achthundert Leute kommen werden. Dann bestelle ich bei einem weiteren Blumengeschäft Sträuße im Wert von 1000 Pfund für die Beerdigung. Sie fragen mich, welche Blumen. Die mit Blüten, sage ich.
    Als ich meine Kreditkartennummer durchgebe, ist sie gesperrt. Ich lasse sie es erst mit 800, dann mit 700 Pfund als Vorauszahlung versuchen. Das klappt. Ich verspreche ihnen, die restlichen 300 Pfund zu begleichen, sobald mein Gehalt überwiesen wurde. Sie sind einverstanden. Die Busfirma wird sich ebenfalls noch gedulden müssen. Zahltag ist erst Mitte des Monats, also muss ich nur etwa eine Woche ohne Geld auskommen. Kinderspiel. Nur der Füllstand meines Benzintanks könnte mir Probleme bereiten, aber mein treuer Peugeot ist

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