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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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fast bis oben hin voll – Gott sei Dank.
    Während ich herumtelefoniere, habe ich ständig Aprils kleines totes Gesicht auf dem Bildschirm vor der Nase. » Das wird schon, Kleines«, sage ich. Sie lächelt mich an. Sie freut sich darauf – schließlich hatte sie noch nie eine Beerdigung. Und recht hat sie.
    Irgendwann kommt Brydon vorbei. Er lächelt und setzt sich auf meine Schreibtischkante. Das ist nichts Ungewöhnliches. Obwohl wir nicht darüber geredet haben, wollen wir beide nicht, dass unsere Kollegen von unserer Beziehung wissen, und bleiben cool. Nur eine gehobene Augenbraue weist darauf hin, dass es ihm am Samstag gefallen hat. Ich kneife die Augen zusammen, um dasselbe anzudeuten. Um ehrlich zu sein, sehe ich das Ende dieses Dates mit gemischten Gefühlen. Regeln. Ob Brydon wirklich ein Problem mit so läppischen Sachen wie einem gelegentlichen Strafzettel oder einer unangemeldeten Schusswaffe hat? Da hätte ich mir doch etwas mehr Freiraum gewünscht. Aber kein Grund, sich Sorgen zu machen. Was nicht dringend erledigt werden muss …
    » Wie war das noch?«, fragt er. » Mr Diebisches-Arschloch-das-in-der-Pfanne-schmoren-soll Penry. Das hast du doch gesagt, oder?«
    » Hölle«, sage ich. » In der Hölle.«
    » Er ist gerade zur Tür reinspaziert. Will sich wohl schuldig bekennen.«
    » Ach ja? Ha!« Ich beende den Satz mit einem undefinierbaren Laut und grüble nach, was das wohl zu bedeuten hat. Dann stehe ich auf und nehme meine Handtasche und ein Buch aus der Schreibtischschublade.
    » Wir sehen uns doch bald mal wieder, oder?«, fragt Brydon, dem es gar nicht recht ist, dass ich so überstürzt aufbreche.
    » Ja. Aber nicht heute Abend. Heute Abend geht nicht. Da kommt meine Familie zum Essen. Wie wär’s übermorgen? Hast du Zeit?«
    » Ja, hab ich. Wenn es die operativen Gegebenheiten erlauben.«
    » Also gut, Sarge. Wenn es die operativen Gegebenheiten erlauben, haben Sie übermorgen ein Date.«
    Ich renne nach unten.
    Wenn man sich schuldig bekennen will, dann geht man zum Gericht und nicht aufs Polizeirevier. Wenn Penry wirklich hier ist, will er damit mitteilen, dass er mir etwas zu sagen hat. Ich verplempere ein, zwei Minuten damit rauszufinden, wo er ist oder war. Man sagt mir, dass er reinkam, kurz mit dem diensthabenden Beamten gesprochen hat und wieder verschwunden ist.
    Ich gehe nach draußen. Wo lang? Unsere Büros sind in einer der besten Adressen in der Innenstadt untergebracht. Wir sind nur einen Steinwurf vom Rathaus, dem walisischen Parlament, der Universität, dem Nationalmuseum, dem Strafgerichtshof und einer Menge anderer bedeutsamer Orte entfernt. Wenn sich Penry mit mir treffen will, würde er dafür sorgen, dass ich ihn leicht finde. Das bedeutet, dass er in einem der beiden Parks ist, entweder im Bute Park hinter den Tennisplätzen oder auf einer der vielen Grünflächen im Cathays Park. Ich entscheide mich für den Cathays. Dort gehe ich zu Alexandra Gardens, wo die Kriegerdenkmäler stehen, die Rosen blühen und die Namen von Gespenstern in den langweiligen, formellen Stein graviert sind. Vielleicht ist das ja Penrys Art von Humor. Oder ich fühle mich zu den Gespenstern hingezogen.
    Von Alexandra Gardens durchquere ich den Park in nördlicher Richtung. Obwohl es bewölkt ist und eine steife Brise vom Meer her weht, ist es ziemlich heiß. Kein besonders angenehmes Wetter – ein Wetter, das noch nicht seinen Frieden mit sich gemacht hat. Ich sehe ein paar Picknicker, aber Penry ist nicht darunter.
    Schließlich entdecke ich ihn am oberen Ende des Parks auf einer Bank. Er trinkt Kaffee aus einem Pappbecher. Neben ihm steht eine braune Papiertüte mit einem weiteren Becher.
    » Der ist für Sie«, sagt er und reicht ihn mir. » Ich hab vergessen, dass Sie keinen Kaffee trinken.«
    » Ist schon in Ordnung. Danke.« Ich nehme den Becher entgegen.
    Nun sind wir hier. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also sage ich nichts. Außerdem ist der Ball sowieso in seinem Feld.
    » Heute Morgen hab ich den Artikel in der Mail gelesen«, sagt er.
    » Die Macht des Volkes.«
    » Ja. Außerdem hat mir ein kleines Vögelchen gezwitschert, dass die wackeren Beamten aus Gwent Fletcher als Koksdealer überführt haben.«
    » Ist ja auch eine unschöne Sache, das Koksdealen.«
    » Was werden Sie jetzt tun?«
    Ich zucke mit den Schultern. Fletcher ist momentan nicht meine größte Sorge. Meine Aufmerksamkeit gilt in erster Linie April. Trotzdem verdient eine höfliche Frage eine höfliche

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