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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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einen Haftbefehl und eine Hausdurchsuchung. Wenn wir diese Typen verhören, dann als Verdächtige.«
    » Bin schon dabei.«
    » Berufen Sie sich auf mich, wenn’s sein muss. Es darf nicht daran scheitern, dass Sie zu wenig Unterstützung bekommen.«
    » Geht klar.«
    » Sehr gut. Wenn Sie Probleme kriegen, sagen Sie mir Bescheid. Und auch, wenn Sie auf etwas stoßen.«
    » Jawohl, Sir.«
    Jackson hat aufgelegt, noch bevor ich » Sir« sagen konnte. Jetzt ist es im Büro noch ruhiger als vorher. Einen Moment lang kann ich mich nicht mehr erinnern, warum ich an Rogers’ und nicht an meinem Schreibtisch stehe, dann fällt mir der Tee wieder ein, aber ich will nun doch keinen mehr.
    Ich rufe unverzüglich das Labor an und setze sie über die Entwicklungen in London in Kenntnis. Das Londoner Labor hätte sich sowieso früher oder später gemeldet, aber es kann nicht schaden, dass beide Abteilungen wissen, wie eilig uns die Sache ist.
    Ich rufe Jane Alexander an und sage ihr, dass sie so schnell wie möglich ins Büro kommen soll, krankes Kind hin oder her. Sie überlegt kurz. » Mal sehen, was ich tun kann. Ich bin so schnell wie möglich da.«
    Ich rufe Ioana Balcescu an, erreiche allerdings nicht mal die Mailbox. Ich bezweifle, dass sie noch mehr sagen wird, aber ich kann es ja mal versuchen.
    Inzwischen sitzt Mervyn Rogers wieder an seinem Schreibtisch. Ich gehe rüber und gebe Jacksons Anweisungen in Kurzform weiter.
    » Du warst doch bei der Vernehmung von Tony Leonard dabei, oder?«
    » Richtig.«
    » Jackson will, dass wir ihn noch mal einsammeln und ihn so richtig in die Mangel nehmen. Wir sollen ihm klarmachen, dass wir ihn mit einem großen Drogenring in London und dem Mord an den beiden Mancinis in Verbindung bringen können. Und dem an Stacey Edwards natürlich. Im Prinzip sollen wir ihm eine Heidenangst einjagen.«
    Rogers grinst. Das ist genau die Arbeit, die ihm Spaß macht. Natürlich habe ich Jacksons Befehle etwas aufgepeppt, aber wenn es hier nicht ganz nach Vorschrift läuft, ist es meine Schuld und nicht Jacksons. Außerdem bin ich mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er es lieber hätte, wenn Rogers sich Leonard vorknöpft. Leonard ist der Biografie und dem Wesen nach ein kleiner Fisch, was bedeutet, dass er höchstwahrscheinlich unter Druck zusammenbricht.
    » Ich muss telefonieren«, sage ich. » Mal sehen, vielleicht kann jemand bezeugen, dass er mit Drogen gehandelt hat.«
    » Alles klar.«
    Zunächst rufe ich Bryony Williams an, erreiche aber nur den Anrufbeantworter und lege wieder auf. Danach versuche ich es bei Gill Parker und habe Glück. Ich erzähle ihr den Stand der Dinge und was ich von ihr will.
    Sie klingt nicht überzeugt. » Ich kann mich mal umhören. Vielleicht kennt eine der Frauen die Typen ja.«
    » Das hilft uns nicht weiter, Gill. Tut mir leid. Das wäre nur Hörensagen, und jetzt gerade brauchen wir etwas Solideres. Es muss für einen Haftbefehl reichen. Was einen begründeten Tatverdacht voraussetzt, was wiederum bedeutet, dass eine bestimmte, namentlich genannte Person offiziell zu Protokoll geben muss, Zeugin bei bestimmten kriminellen Handlungen gewesen zu sein. Das kommt ja nicht an die Öffentlichkeit oder so. Aber es muss vor dem Richter Bestand haben.«
    » Ja, aber …«
    Gill fängt an, mir alle Gründe aufzuzählen, warum sie nicht tun kann, was ich von ihr verlange. Sie redet, als hätte sie das große Psycho-Blabla-Lexikon der Sozialarbeit verschluckt. Jedes dritte Wort ist entweder » Unterstützung«, » Förderung« oder » Verantwortung«. Darauf reagiere ich üblicherweise mit einem leichten Tourette-Anfall. Genau aus diesem Grund habe ich zuerst Bryony angerufen. Doch ich bleibe hart.
    Zunächst lege ich Gill dar, dass es einer Sexarbeiterin nur schwer möglich ist, ihr negatives Selbstbild aufzubrechen, wenn die betreffende Sexarbeiterin in einem Heroinkoma liegt, Isolierband auf dem Mund hat und ihr gerade von einem mit Menschen handelnden Arschloch die Nase zugehalten wird.
    Zumindest beherrsche ich mich so weit, dass ich nicht den Begriff » Arschloch« benutze.
    Gill verspricht mir, heute Abend » die Angelegenheit bei den Kollegen zum Thema zu machen«. Ich erinnere sie noch einmal daran, dass bislang zwei Prostituierte ermordet und eine weitere brutal zusammengeschlagen wurde. Ich erinnere sie daran, dass es möglicherweise noch weitere treffen könnte, von denen wir oder sie überhaupt nichts wissen. » Befehl von ganz oben, Gill. Wir

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