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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Eisenpfähle mit aufgespießten Köpfen ragten zu beiden Seiten empor und verbreit eten den Gestank von Verwesung. Ganz in der Nähe befand sich das Schafott, in dessen hölzernem Richtblock noch immer eine Axt steckte.
    Bald überquerten sie die unsichtbare Grenze zu einem anderen Viertel, wo der Machtanspruch der Velorgilde endete. Die Umg ebung wirkte freundlicher und weniger düster, die Häuser waren zumeist aus Stein. Fackeln und Laternen erhellten die Straße in einem schummrigen Halbdunkel. Vor vielen Brunnen standen die Menschen Schlange, um Wasser zu schöpfen. Auf einem Marktplatz herrschte das rege Treiben vieler Angehöriger der verschiedensten Völker. Was in anderen Jahreszeiten tagsüber geschah, war durch die anhaltende Hitzeperiode in die Nacht verlegt worden. Die Händler boten frisch gebackenes Brot an, aber auch Obst oder Fisch, der erst nach Dämmerung gefangen worden war. Viele Männer, die meisten davon Krieger, traten an Larkyen heran und wollten sein Pferd erwerben. Sie versuchten ihn mit Beuteln voller Edelsteine zum Verkauf zu überreden, er aber lehnte jedes Angebot ab. Ein zu treuer Reisegefährte war ihm sein Hengst Alvan. Nur zu oft zog das Tier neugierige wie neidvolle Blicke auf sich. Das riesenhafte Pferd entstammte der kedanischen Taiga im hohen Norden der Welt und galt insbesondere im Westen und Süden als Seltenheit.
     
    Larkyen war über die Begegnung mit seinem alten Freund sehr erfreut. Eine Flut von Erinnerungen überkam ihn fortwährend und half ihm dabei, seine vielen Sorgen eine Zeit lang zu vergessen.
    Damals im Lande Majunay, an den Ufern des Kharasees hatten Larkyen und Khorgo Seite an Seite gegen eine Übermacht von Fei nden gekämpft. Und sie waren siegreich gewesen. Wenngleich Khorgo gegenwärtig gebrochen und entkräftet war, so vermutete Larkyen in dem Ostländer noch immer den gleichen Kampfgeist wie einst. Larkyen bewunderte den Sterblichen dafür. Khorgo war es auch gewesen, der Larkyen in der Kampfkunst des fernen Ostens unterrichtet hatte. Es geschah selten, dass ein Unsterblicher die Lehren eines Sterblichen in Anspruch nahm. Larkyen aber war es gleich, von wem er lernen konnte. Jeder Weg, den er einschlug, jede Begegnung, jeder Kampf bot neue Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
     
    Larkyen war nicht entgangen, wie Khorgo das schwarze Mal in Form einer lodernden Sonne auf seinen linkem Handrücken betrachtet hatte. Für Eingeweihte wies die schwarze Sonne den Unsterblichen bereits auf dem ersten Blick als ein übermenschliches Wesen aus. Einst war Larkyen wie alle Söhne und Töchter der dritten schwarzen Sonne nach ihrer Erschaffung mit jenem Mal versehen worden. Er hatte bereits versucht, es aus seiner Haut herauszuschneiden, doch mit der raschen Heilung einer solchen Wunde, trat auch die schwarze Sonne wieder hervor. Sie war ein untrennbarer Teil von ihm. Und niemand schien zu wissen, welcher Macht er dieses dunkle Mal verdankte. In manchen Gegenden neigte er dazu, es unter einem Lederhandschuh zu verbergen, aber inmitten einer Stadt wie Meridias, auf deren Straßen viele Menschen ihre Haut mit Bemalungen und Tätowierungen schmückten, fiel es keineswegs auf. Dennoch bat Larkyen Khorgo darum, das Wissen um seine Vergangenheit als Geheimnis zu wahren – ein bescheidener Dienst unter guten Freunden.
     
    Patryous ritt in kurzem Abstand voraus, sie sah sich in der Umgebung um. Sie kannte Meridias am besten.
    „Als ich das letzte Mal in der Stadt war, gab es in dieser Gegend noch das Gasthaus zum wilden Eber, dessen Besitzer als gastfreun dlich und weltoffen galten“, rief sie Larkyen zu. „Es ist nicht mehr weit.“
    Schon nachdem die Straße eine Biegung machte, deutete die U nsterbliche auf ein mehrstöckiges Steingebäude mit flachem Dach. Die bogenförmigen Fenster waren klein, und die hölzernen Fensterläden standen offen. In den meisten Zimmern brannte sanft schimmerndes Kerzenlicht. Von einem der oberen Stockwerke führte eine Brücke zu einem nahegelegenen Turm und von dort aus wieder zu einem anderen Bauwerk. Die Brücken verbanden noch viele weitere Gebäude und bildeten einen überirdischen Weg durch diesen Teil der Stadt.
    „Das Stadtzentrum ist ebenfalls nicht weit“, erklärte Patroyus. Sie deutete auf eine von vielen Fackeln beleuchtete Häuserfassade, die nur einige Blocks weit entfernt war. Dahinter ragte die kolossale Spitze einer Pyramide auf. „Die Pyramide von Meridias, der Her rschaftssitz des hohen

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