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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Namen“, sagte Patryous. „Doch begegnet bin ich Lemar nie.“
    „In Meridias gibt es seit langer Zeit eine wichtige Regel, die über Leben und Tod entscheiden kann: Wer sich den Herrschaftsverhältnissen nicht anpassen will, bezahlt dafür mit dem Leben. Hohe Herrin, bitte lass mich dir etwas über Lemar erzählen. Er veranstaltete in regelmäßigen Abständen Feste, auf denen er einen kleinen Anteil seines Reichtums mit uns Meridianern teilte. Und bereits dieser Anteil genügte, um uns allen einen Tag und eine Nacht lang Essen und Trinken zu spendieren. Als Kind habe ich mit meinem Vater viele dieser Feiern besucht. Wir alle liebten Lemar dafür, und er genoss großen Respekt auf den Straßen. Viele Meridianer forderten sogar, ihn in den hohen Rat zu berufen, damit er der Stadt dienen konnte, die er so liebte. Doch bevor es dazu kommen konnte, töteten die Velors Lemar und seine Familie, sowie die Mehrheit der Schattengilde in einer Straßenschlacht und übernahmen das Hafenviertel. Der hohe Rat hat sie als neue Machthaber jener Gegend akzeptiert.“ Mittlerweile bestimmte Angst die Miene des Wirts, und er flüsterte: „Hohe Herrin, ich befürchte wir könnten mit der Bewirtung der Majunay den Zorn der Velors und möglicherweise die Aufmerksamkeit des Rates auf uns ziehen.“ Er nahm eine Goldmünze aus seinem Geldbeutel und zeigte Patryous demonstrativ die filigrane Prägung – eine treppenförmig angelegte Pyramide, über deren Spitze ein Halbkreis aus neun Augen schwebte. „Die Augen der Pyramide sehen alles, der Rat der Neun weiß alles.“
    „Gastfreundschaft ist ein Recht, das allen Reisenden zuteil wird“, sagte Patryous. „Diese Regel entstammt dem Land Majunay. Wü rdest du mit deiner Familie durch die Steppe ziehen, Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert, wärst du an den wärmenden Feuern der Nomadenstämme immer willkommen. Nun zeige ihnen, dass es auch in der größten Stadt der Welt noch Gastfreundschaft gibt.“
    Wenngleich noch immer Sorge sein Antlitz zeichnete, nickte der Wirt dennoch zustimmend. Dann winkte er die Ostländer zu sich heran und sagte: „Melek, zu euren Diensten.“  Anschließend ve rbeugte er sich leicht. Die Majunay taten es ihm gleich.
    Khorgo legte dem Wirt alle Münzen auf den Tresen, die er und die anderen Majunay noch hatten. Melek der Wirt zählte die Mü nzen. Er sah kurz zu Khorgo, dann zu Patryous. „Hohe Herrin, so leid es mir tut, aber um alle fünfundzwanzig Ostländer in meinem bescheidenem Wirtshaus unterzubringen, reichen diese Münzen bei weitem nicht aus. Wahrlich, mein Haus ist gastfreundlich, doch kann ich es mir nicht leisten, meine Gäste umsonst zu bewirten.“
    „Mehr können wir nicht bieten“, sagte Khorgo. „Doch wir können für dich arbeiten und somit bezahlen, was wir schuldig sind.“
    „Ich bedaure, aber ich habe keinen Bedarf an Arbeitern.“
    Larkyen griff in seinen Lederbeutel und legte eine Handvoll Gol dmünzen auf den Tresen. „Das dürfte genügen“, sagte der Unsterbliche. Die Augen des Wirtes weiteten sich.
    Melek nahm eine der Münzen mit zwei Fingern und hielt sie ins Licht. Das Gold schimmerte. Fasziniert betrachtete er die Münzpr ägung, die auf der Vorderseite das Profil eines längst verstorbenen Königs der Kentaren zeigte; die Rückseite zierte ein Wolfskopf. „Diese Münze muss jahrhundertealt sein“, murmelte der Wirt. „Natürlich reicht das als Bezahlung. Die Majunay können solange bleiben, wie sie wünschen.“
     
    Während die anderen Majunay von Melek auf ihre Zimmer geführt wurden, setzten sich Larkyen und Khorgo an einen Tisch. Zaira blieb für einen Moment bei ihrem Vater und sah Larkyen immer wieder an. Die junge Frau konnte ihre Faszination nicht verbergen, jene Art von Faszination, die die meisten Sterblichen empfinden, wenn sie das erste Mal in ihrem Leben einen Löwen oder Tiger erblicken. Diese abstruse Mischung aus Schönheit und Gefahr hatte so viele Menschen in ihren Bann gezogen.
    „Zaira, lass uns bitte allein.“ Khorgo sah seine Tochter ernst an.
    „Vater, bitte.“
    „Geh mit den anderen, lass dir ein Zimmer zuweisen.“
    Zaira nickte kurz und sagte dann: „Was ist mit deiner Verwundung? Ich mache mir Sorgen um dich.“
    „Ich bin schon schlimmer verwundet worden, mein Kind. Eine Göttin verband meine Wunde, was soll mir da noch Schmerzen b ereiten?“
    Zaira lächelte verlegen, doch noch immer verharrte sie bei ihrem V ater. Jetzt war es Patryous, die zu der jungen Frau sprach:

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