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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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davorsteht, kommt von der Hand.«
    »Also gut«, sagte Hunter. »Aber aus dieser Perspektive haben wir kein Schattenbild von der zweiten Hand.«
    Alle Blicke gingen zum rechten Arm am anderen Ende des großen Schreibtischs. Es war der mit den kürzeren »Beinen«, vor dem die Stücke von Littlewoods Oberschenkel lagen.
    »Die beiden Arme stehen zu weit auseinander«, fuhr Hunter fort. »Der Lichtkegel ist nicht breit genug.«
    »Vielleicht gehört der andere Arm ja gar nicht zur Skulptur«, meinte Brindle.
    Hunter schüttelte den Kopf. »Ich sehe ein, dass die abgetrennten Beine und Füße nicht dazugehören, aber der Arm ganz bestimmt. Er steht nicht ohne Grund auf dem Schreibtisch.« Erneut hielt Hunter im Raum Ausschau. Als sein Blick auf ein Regal voller dicker Bücher links vom Schreibtisch fiel, stutzte er. Auf dem dritten Regalbrett von unten, in gleicher Höhe wie die Schreibtischplatte, hatte der Mörder Littlewoods herausgerissenes Auge auf einem liegenden Buch platziert, so dass es geradewegs zur zweiten Skulptur schaute.
    »Zwei voneinander unabhängige Bilder«, sagte Hunter.
    Alle Blicke folgten ihm.
    »Da leck mich doch einer«, murmelte Garcia.
    Hunter ging zum Bücherregal, hielt die Taschenlampe auf Höhe des blutigen Augapfels und schaltete sie ein.

79
    Es dauerte weniger als fünf Minuten, die Tatortleuchten neu zu positionieren und Fotos von den zwei Skulpturen – oder den zwei Teilen der Skulptur – zu schießen. Dann konnten die Leiche sowie die abgetrennten Gliedmaßen für den Transport vorbereitet werden.
    Hunter und Garcia überließen Dr. Hove und Mike Brindle wieder ihrer Arbeit und zogen sich ins Nachbarbüro zurück. Es gehörte einem Steuerberater, aber nun war es vorübergehend von der Polizei in Beschlag genommen worden. Hier saß auch Littlewoods Sekretärin Sheryl Sellers, die die Leiche am Morgen entdeckt hatte. Schon seit über einer Stunde wartete sie in Gesellschaft einer Polizistin. Sie wollte nicht aufhören zu schluchzen und zitterte am ganzen Leib. Die Polizistin hatte ihr praktisch mit Gewalt ein Glas Zuckerwasser einflößen müssen.
    Sheryl hatte bereits einige Fragen von Detective Winstanley und seinem Partner beantwortet, als diese an den Tatort gekommen waren. Seitdem saß sie stumm im Büro des Steuerberaters und starrte mit leerem Blick die Wand an. Das Angebot, mit einem Psychologen zu reden, hatte sie abgelehnt. Sie sagte, sie wolle einfach nur so schnell wie möglich nach Hause.
    Als Hunter und Garcia das Büro betraten, nickte Hunter der Polizistin diskret zu. Diese erwiderte die Geste und verließ den Raum.
    Sheryl saß auf einem braunen, leicht ramponierten Zweisitzer-Sofa. Auf ihren zusammengepressten Knien stand ein halb ausgetrunkenes Glas Wasser, das sie mit beiden Händen fest umklammert hielt. Ihr Körper war verkrampft, und sie saß ganz vorne auf der Sofakante. Durch die Tränen war ihr Augen-Make-up verlaufen, aber sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, es wegzuwischen. Das Weiße ihrer Augen war gerötet, so heftig hatte sie geweint.
    »Ms Sellers«, sagte Hunter und ging vor ihr in die Hocke, um ihren Blick einzufangen. Er achtete darauf, dass er sich ein wenig unterhalb ihrer Augenhöhe befand, damit er nicht zu bedrohlich wirkte.
    Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie den vor ihr kauernden Mann wahrnahm. Hunter wartete, bis sich ihre Blicke trafen.
    »Wie geht es Ihnen?«, erkundigte er sich.
    Sie atmete langsam durch die Nase ein. Hunter bemerkte das Zittern ihrer Hände.
    »Möchten Sie vielleicht ein frisches Glas Wasser?«
    Sie registrierte die Frage nicht sofort. Irgendwann blinzelte sie. »Haben Sie auch was Stärkeres?«, fragte sie mit dünner, wackliger Stimme.
    Hunter schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. »Kaffee?«
    »Noch stärker?«
    »Starken Kaffee?«
    Ihre Miene erhellte sich ein winziges bisschen. Unter anderen Umständen hätte sie vermutlich geschmunzelt. Stattdessen hob sie lediglich die Schultern und nickte einmal.
    Hunter erhob sich, trat zu Garcia und raunte ihm etwas ins Ohr, woraufhin dieser den Raum verließ. Hunter ging wieder vor Sheryl in die Hocke.
    »Mein Name ist Robert Hunter. Ich bin beim LAPD. Ich weiß, dass Sie heute schon mit einigen Polizisten reden mussten. Sie haben mein volles Mitgefühl für das, was hier passiert ist. Und was Sie heute Morgen sehen mussten.«
    Sheryl schien die Aufrichtigkeit seiner Worte zu spüren. Ihr Blick ging zurück zum Glas in ihren Händen.
    »Ich weiß, dass Sie es schon

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