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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Welt, und die Bandbreite der Vergnügungen ist groß. Sie reicht von luxuriösen, trendigen Clubs, in denen sich die A-Liga der Hollywood-Prominenz tummelt, bis hin zu kleinen Bars, zwielichtigen Untergrund-Kneipen und den Oasen der Ausgeflippten. Ganz gleich in welcher Stimmung man gerade ist, in L. A. findet man garantiert die dazu passende Lokalität.
    Hunter machte sich auf den Weg zu Jay’s Rock Bar, die nur zwei Blocks von seiner Wohnung entfernt lag. Es war eine seiner Lieblingskneipen mit einer erstklassigen Auswahl an Scotch, einer Jukebox voller Rockmusik und freundlichen, quirligen Kellnerinnen.
    Hunter setzte sich an die Theke und bestellte einen doppelten zwölf Jahre alten Glendronach mit zwei Eiswürfeln. Single Malt Scotch Whisky war seine größte Leidenschaft, und obwohl er das eine oder andere Mal über den Durst getrunken hatte, verstand er es, den Geschmack und die Qualität eines Whiskys zu würdigen, statt sich lediglich damit zu betrinken.
    Hunter nippte an seinem Whisky und wartete, bis sich das weiche Aroma von Haselnuss und Eiche in seinem Mund entfaltet hatte. Es herrschte reger Betrieb in der Bar, und nach allem, was er an diesem Tag gesehen hatte, war er froh, unter Menschen zu sein, die lachten und das Leben genossen.
    Unweit von Hunter saßen vier Frauen an einem Tisch und tauschten sich gerade über die schlechtesten Anmachsprüche aus, die sie je von Männern zu hören bekommen hatten.
    »Ich war mal in einer Bar in Santa Monica«, sagte eine der vier, eine Frau mit kurzen blonden Haaren. »Da ist dieser Glatzkopf auf mich zugekommen und meinte …«, das Folgende sagte sie in einem tiefen Bariton, »›Baby, für dich lasse ich mich in Fred umtaufen, denn du machst mich heiß wie Feuer und hart wie Stein.‹«
    Zwei Sekunden geschocktes Schweigen, dann schallendes Gelächter.
    »Das ist so was von lahm«, sagte die Jüngste der Runde. »Aber ich habe noch einen besseren. Letztes Wochenende war ich am Sunset Boulevard unterwegs, und jemand hat mich am helllichten Tag auf offener Straße angehalten und gesagt: ›Ist dein Name zufällig Gilette? Du siehst nämlich so aus, als wärst du für das Beste im Mann.‹«
    Erneut lachte die Gruppe.
    »Okay, okay«, meldete sich eine langhaarige Brünette zu Wort. »Der kriegt definitiv den Preis für den dümmsten Anmachspruch aller Zeiten. So was Schlechtes habe ich meinen ganzen Lebtag noch nicht gehört.«
    Hunter, der ihre Meinung teilte, lächelte vor sich hin. Es war das erste Mal an diesem Tag.
    »Nachschub?«, fragte Emilio, der junge puerto-ricanische Barkeeper, wobei er mit dem Kinn auf Hunters leeres Glas deutete.
    Hunter riss sich von der Unterhaltung der vier Frauen los, warf einen kurzen Blick auf Emilio und dann in sein Glas. Er war müde, wusste aber, dass er, wenn er jetzt nach Hause ginge, keinen Schlaf finden würde. Er schlief ohnehin kaum. Dafür sorgte seine Hyposomnie.
    »Sicher, warum nicht.«
    Emilio schenkte ihm noch einen doppelten Whisky ein und ließ einen frischen Eiswürfel ins Glas fallen. Hunter sah zu, wie er knackend zersprang, sobald er mit der goldenen Flüssigkeit in Berührung kam. Ein Mann im zerbeulten grauen Anzug, der am Ende des Tresens saß, hustete einen heiseren Raucherhusten, und Hunters Gedanken wanderten zurück zu Derek Nicholson und dem Mordfall. Warum tötete man jemanden, der schon bald an Lungenkrebs sterben würde? Jemanden, der so oder so zu einem qualvollen Tod verdammt war? Ein Monat, vielleicht zwei, und der Krebs hätte dem Mörder die Arbeit abgenommen. Doch das hatte der Täter offenbar nicht zulassen können … oder wollen. Er selbst wollte die Entscheidung über Nicholsons Tod in der Hand haben. Wollte ihm beim Sterben in die Augen schauen. Gott spielen.
    Hunter trank einen Schluck und schloss die Augen. Er hatte ein mieses Gefühl, was diesen Fall anging. Ein ganz mieses.

9
    In einer Stadt wie Los Angeles sind Gewaltverbrechen nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil, sie sind mehr oder weniger an der Tagesordnung. Daher verwundert es auch nicht, dass die Leichenbeschauer im Durchschnitt genauso viel zu tun haben wie die Unfallchirurgen. Die Arbeit sammelt sich schneller an, als sie bewältigt werden kann, und alles ist genauestens durchorganisiert. So verstrich trotz des Eilantrags ein ganzer Tag, ehe Dr. Hove mit der Autopsie von Derek Nicholsons Leiche beginnen konnte.
    Hunter hatte nur vier Stunden geschlafen. Am Morgen fühlten sich seine Augen sandig an, und der

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