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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Küchenecke. Dort mischte sich der Geruch von Marihuana mit dem von geronnener Milch. In der uralten Spüle türmte sich schmutziges Geschirr. Die Arbeitsflächen waren mit Papptellern, Essensschachteln und leeren Bierdosen übersät. »Deine Deko-Ideen gefallen mir«, meinte Garcia und öffnete die Kühlschranktür. »Bier?«
    »Du fragst mich, ob ich mein eigenes Bier trinken will?«
    »Ich will nur höflich sein, aber du vermasselst es mir total.« Garcia knallte die Kühlschranktür wieder zu und trat auf das Pedal des Mülleimers. Als der Deckel sich hob, entwich eine überwältigende Cannabiswolke. »O Gott!« Garcia wich einen Schritt zurück und verzog das Gesicht. »Sind das etwa die Stummel von Joints? Da müssen ja mindestens hundert Stück drin sein.«
    »Hey, Mann, was soll der Scheiß?«
    »Tito.« Hunter setzte sich vor Tito hin – so war seine Haltung weniger bedrohlich. Er wollte, dass Tito sich ein bisschen entspannte. »Wir müssen Sands wirklich dringend finden, verstehst du?«
    »Woher soll ich wissen, wo der steckt, verdammt? Wir waren ja nicht befreundet oder so.«
    »Aber du warst mit anderen befreundet, die möglicherweise das eine oder andere wissen.« Hunter beobachtete, wie Titos Pupillen sich bewegten. Er versuchte sich zu erinnern. Sekunden später kamen sie zur Ruhe, und sein Blick wurde starr. Ihm war jemand eingefallen.
    »Ich hab keine Ahnung, wen ich da fragen soll, Mann.«
    »Doch, die hast du«, konterte Hunter.
    Titos und Hunters Blicke kreuzten sich einen Moment lang.
    »Hör zu, Kumpel.« Garcia umrundete den Tisch. »Alles, was wir wollen, sind ein paar Informationen. Wir müssen wissen, wo wir Sands finden können, es ist sehr wichtig. Im Gegenzug dafür bekommst du nicht innerhalb der nächsten Stunde Besuch von deinem Bewährungshelfer oder unseren Kollegen von der Drogenfahndung. Ich bin mir sicher, dass die deine Wohnung liebend gern durchsuchen würden, vor allem das Zimmer mit deinen zwei jungen Bekannten drin.«
    »Das ist doch Arschwichse, Mann.«
    »Tja, was anderes haben wir leider nicht im Angebot.«
    »Kacke.« Noch ein nervöses Zucken, gefolgt von einem tiefen Seufzer. »Ich schau mal, was ich rausfinden kann. Aber ich brauch Zeit.«
    »Die hast du. Bis morgen.«
    »Das ist doch wohl ein Scherz!«
    »Sehen wir so aus, als würden wir Scherze machen?«, fragte Garcia.
    Tito zögerte.
    Garcia suchte nach seinem Handy.
    »Okay, Leute, ich seh mal, was sich machen lässt. Ich meld mich morgen bei euch. Könnt ihr euch jetzt verpissen?«
    »Noch nicht ganz«, sagte Hunter. »Da ist noch jemand anders.«
    »Ich glaub’s ja wohl nicht.«
    »Ein anderer Mithäftling. Raul Escobedo. Schon mal von dem gehört?«
    Auf der Fahrt zu Titos Wohnung hatte Hunter Garcia von seinem Treffen mit Seb Stokes und von Raul Escobedo berichtet.
    »Wer?« Titos Augen verengten sich zu Schlitzen.
    »Sein Name ist Raul Escobedo«, wiederholte Hunter. »Er hatte ebenfalls ein Zimmer in Lancaster. Sexualstraftäter.«
    »Ein Vergewaltiger?« Tito sah ihn verdattert an.
    »Genau.«
    »Nee, Mann, bist du drauf oder was? Tun sie neuerdings Hasch in eure Donuts?«
    »Ich esse keine Donuts.«
    »Ich auch nicht«, sagte Garcia.
    »Ich war in Block A, Alter, da sitzen die echt krassen Wichser und die Typen, die Einzelhaft gekriegt haben. Auf keinen Fall würden sie einen Vergewaltiger zu uns stecken, klar? Es sei denn, die Bullen wollen, dass er abkratzt. Der wäre innerhalb der ersten Stunde in den Arsch gefickt und tot.«
    Tito sagte die Wahrheit. So ging es in den Gefängnissen Kaliforniens zu, und Hunter wusste das. Jeder Häftling, egal welches Verbrechen er begangen hatte, hasste Vergewaltiger. Sie galten als allerniedrigster Abschaum – als Feiglinge, die nicht den Mumm hatten, ein richtiges Verbrechen zu begehen, und die nur dann eine Frau abbekamen, wenn sie Gewalt anwendeten. Außerdem hatte jeder Gefangene eine Mutter, eine Schwester, Tochter, Ehefrau oder Freundin – jemanden, der selbst zum Opfer eines Vergewaltigers werden konnte. Normalerweise wurden Vergewaltiger in einem eigenen Flügel untergebracht, weit weg von den übrigen Häftlingen. Die Gefahr war zu groß, dass ihre Mitgefangenen es ihnen mit gleicher Münze heimzahlten und sie danach brutal ermordeten. Dergleichen war schon oft vorgekommen.

59
    Alice Beaumont wurde immer frustrierter. Sie hatte den ganzen Tag damit zugebracht, sich Bilder im Internet anzusehen und darauf zu warten, dass das kalifornische

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