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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta-Maria Heim
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sei völlig hysterisch geworden. In Panik sei sie zusammengebrochen, aber von
Toni sofort medizinisch versorgt worden, alles halb so schlimm.
    »Ich komme«, hatte Ludger
gesagt und einen Zahn zugelegt. Während er einen Laster überholte, hatte er den
Mädchen eröffnet, es gehe nun doch in die Toskana, das Wasserproblem sei
behoben, Antonio Santoni habe den Tank repariert. Lucy war beleidigt gewesen,
weil sie ihre Freundin am Gardasee verpasste, aber Noé, die ungern ihre
Gewohnheiten aufgab, strahlte.
    Ludger schwang sich aus der Hängematte, öffnete im Stehen
den Reißverschluss des Schlafsacks und stieg heraus. Barfuß, im schwarzen
Trainingsanzug, stand er im frühen Morgenlicht, da sah er Irmtraud Haselbacher
die Auffahrt hochkommen. In der einen Hand hatte sie eine Tüte, in der anderen
eine kotzgrüne Thermoskanne. Deutscher Filterkaffee. Ludger grinste. Er ging
hinein und passte auf, wo er mit nackten Füßen hintrat. Sie hatten die Scherben
zwar gleich zusammengekehrt, nun pickte er aber doch noch einige Glassplitter
von den Kacheln. Sie waren mit Blut besudelt, das vermutlich von Irmtrauds
Verletzung herrührte. Ludger holte zwei Becher, Milch und Wolldecken.
    »So sieht man sich wieder.« Irmtraud Haselbacher setzte
sich unaufgefordert auf die Terrasse. Sie trug die grauen Haare streng nach
hinten gekämmt. Am Hals hatte sie ein großes Pflaster. »Meine Tochter konnte
nicht mal die Polizei alarmieren, als der gestern getürmt ist, weil sie mit
ihrer Familie halblegal in Italien lebt. Jetzt will ich wissen, was hier
vorgeht.«
    Ludger stellte die Becher
auf den Tisch und gab ihr eine Decke. »Weißt du eigentlich, wie viel Uhr es
ist? Die Mädchen schlafen noch. Bitte sei leise. Dieser Diego ist über alle
Berge, was kümmert uns das noch.«
    »Olaf Hahnke«, krähte Irmtraud.
    »Pscht!«, machte Ludger und legte den Finger an den Mund.
Er setzte sich und hüllte sich in seinen Teppich. Als Kind hatte er die
Nachbarin gesiezt. Vielleicht galt das letzte Woche immer noch. Jetzt
jedenfalls nicht mehr. »Wer ist das, Olaf Hahnke? Vom wem redest du? Von
Diego?«
    Irmtraud Haselbacher starrte ihn an. Dann schenkte sie Kaffee
ein, mit einem pikierten, nach innen gerichteten Blick. »Du willst ja wohl
nicht behaupten, dass du nicht wusstest, wen du da beherbergst. Das ist ein
Vergewaltiger, ein Killer und Leichenschänder! Er ist aus dem Knast
ausgebrochen, um weiter zu morden und unsere Elisa …«
    »Ich kenne diesen Mann
nicht«, erklärte Ludger. »Zuerst habe ich gedacht, ja, dem bist du irgendwo
schon begegnet, aber dann wurde mir nach und nach bewusst, dass ich mich irre.
Ich hatte ihn nie vorher gesehen, bevor er bei mir eingebrochen ist und
plötzlich vor mir im Schlafzimmer stand. Was er getan hat und wieso er auf der
Flucht ist, das hat er mir nicht verraten und ich habe ihn auch nicht danach
gefragt.«
    »Wer’s glaubt, wird selig«, sagte Irmtraud, die
schmallippig lächelte. Sie legte den Kopf schief und präsentierte ihm die Wunde
am Hals, als sollte er hineinbeißen. »Dein Vater, der Herr Dr. Sachs, war mit
Olafs Vater, dem Herrn Dr. Hahnke, ein Duzbruder. Und Klein-Oläfchen war dabei,
wenn die drüben bei euch im Garten saßen und Fachgespräche führten. Plastische
Chirurgie!«
    »Mein Vater war Allgemeinmediziner«, erwiderte Ludger
verächtlich. Er goss sich Milch in den Kaffee. »Brauchst du Zucker?«
    Irmtraud schüttelte den Kopf. »Du hast dem Olaf schon deine
Eisenbahn gezeigt, als er ein ganz kleines Büble war. Und er hat sie dir
freilich kaputtgemacht. Er tat schon damals nicht gut, der Junge. Sie waren
oft, oft bei euch drüben, die Hahnkes. Manchmal auch mit der Frau Doktor. Aber
die war ja so krank.«
    »Ich kenne Olaf Hahnke nicht«, wiederholte Ludger. »Und er
kennt mich nicht. Es war ein Überfall. Ich stand unter Schock. Dieser Diego,
wie er sich nannte, war ziemlich gerissen. Aus ein paar Beobachtungen, die er
zufällig machte, konstruierte er einiges zusammen. Das setzte mich unter
Druck.«
    »Willst du wirklich behaupten, du hättest den Namen Hahnke
noch nie gehört?« Irmtrauds Mundwinkel zitterten. Sie öffnete die Tüte und bot
Ludger ein Hörnchen an. Es duftete. Der Himmel wusste, wo man in dieser
Herrgottsfrühe frische Hörnchen herkriegen konnte.
    »Na ja.« Ludger griff zu und klopfte sich den Puderzucker vom
Ärmel seines schwarzen Trainingsanzugs. »Ich habe in der letzten Woche bewusst
vermieden,

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