Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
dann fragte er: »Wo ist der Clay Pit Ponds Park?«
»Du solltest mal rüberkommen, dann fahr ich dich rum. Kein Asphaltdschungel wie hier in Manhattan. Bei uns gibt’s Strände, Golfplätze und Seen. Wir haben sogar einen Naturpark.«
»Clay Pit Ponds Park. Na los, Frank, sag schon.« Mike war nicht zu Späßen aufgelegt. Ich dachte an die seltene Torrey-Minze, die man bei Taljas Ballettschuhen gefunden hatte.
»Im Südwesten der Insel.«
»In der Nähe der Kills? Hat Kehoe dort Verwandte?«
»Damals schon. Seine Mutter wohnte in einer Seitenstraße der Woodrow Avenue. Ich glaube, seine Schwester hat das Elternhaus geerbt, als die Mutter das Zeitliche segnete, aber Vinny weiß mehr darüber als ich.« Frank sah sich die ungewöhnliche Napoleon-Sammlung in Joe Berks Büro an.
»Also wurde Kehoe entlastet?«
»Na ja, wie man’s nimmt. Die Gerichtsmediziner konnten uns nicht weiterhelfen. Da die Leiche zu lange im Wasser gelegen hatte, konnten wir keine Mordanklage erheben.«
»Hör zu, Frank. Habt ihr da drüben auf Staten Island schon mal was von DNA gehört?«
»Erst vor kurzem. Du nix Arrest, bis du Speichel oder Sperma hast. Das sagt der Captain immer. Richtig, Michael?«
»Hat Vinny eine DNA-Probe von Ross Kehoe bekommen?«
Frank legte den Schildpattkamm von Kaiserin Josephine wieder aus der Hand und drehte sich zu Mike um. »Denkst du, dass du es auf der anderen Seite der Verrazano-Brücke nur mit Amateuren zu tun hast? Wir haben jedes Jahr einige Morde und eine Hand voll Vergewaltigungen. Natürlich hat Vinny die DNA. Deshalb kenne ich ja Kehoe. Er ist eines Abends aufs Revier gekommen, um seine Speichelprobe abzugeben. Cool wie Eis. Er hat uns keinen Ärger gemacht.«
»Und der Tote?«
»Von dem, was von ihm übrig war, konnten wir keine Vergleichsprobe bekommen. Aufgeweichte Knochen in einem Gangsteranzug. Die Fische und Frösche waren schneller gewesen.«
Ich ging zu Joe Berks Schreibtisch und wählte die Nummer des Serologielabors. »Ich habe eine dringende Bitte. Sie müssen sofort zwei Proben untersuchen. Ich brauche einen Abgleich zu dem Mordfall an der Metropolitan Opera.«
Der Laborant murmelte einen Einwand, während Mike mir das breiteste Grinsen schenkte, das ich seit Monaten von ihm gesehen hatte. »Das ist Coop, wie sie leibt und lebt. So gefällst du mir.«
»Entweder Sie rufen Dr. Thaler zu Hause an oder ich werde es tun, aber wir werden das noch in Ihrer Schicht erledigen.«
Der Laborant fuhr fort zu protestieren.
»Ich weiß, dass es eine richterliche Anordnung gibt, die Abgleiche mit der Verdächtigenkartei verbietet, und Sie haben mein Wort, dass ich morgen früh als Allererstes mit der Richterin sprechen werden. Sollte also jemand wegen Missachtung des Gerichts belangt werden, dann ich und nicht Sie. Ich gebe Ihnen die Namen und Fallinformationen, und Sie sagen mir, wie schnell Sie die Sache erledigen können, einverstanden?«
Nachdem ich aufgelegt hatte, umarmte ich Frank Merriam.
»Eine vom Aussterben bedrohte Minze und ein paar Hautzellen an einem Männerhandschuh«, sagte Mike. »Es sah anfangs nicht nach viel aus, aber allmählich braut sich ein hinreichender Verdacht zusammen.«
41
»Niemand darf hier rein oder raus«, sagte Mike zu Frank und legte den Schlafzimmertürschlüssel in die Schreibtischschublade zurück. »Morgen früh werden die Anwälte hier einfallen und Berks Imperium aufteilen. Sie werden zahlreicher sein als Maden in einer toten Ratte.«
Frank hatte seinen Trenchcoat ausgezogen und sich an Berks Schreibtisch gesetzt.
»Und nimm dich vor den Gespenstern in Acht, Frank.«
»Welche wären das, Frau Staatsanwältin?«
»Unten im Theater soll es spuken. Belascos Geist. Jetzt, da auch noch Berk tot ist, treiben sich dort vielleicht sogar zwei Gespenster herum. Bei der Größe ihrer Egos könnte es eng werden.«
»Alex, Sie kennen mich doch. Wenn ich Geister höre, dann denke ich eher an was Alkoholisches als an eine Gruselgeschichte.«
Ich lenkte den Dienstwagen nach Uptown zum City Center, während Mike ein paar Telefonate erledigte. Die zwei Detectives, die vor dem Loft von Mona Berk und Ross Kehoe postiert waren, hatten bisher noch keinen von beiden zu Gesicht bekommen.
»Piept mich an, sobald ihr etwas seht«, sagte Mike und legte auf. »Sie haben Recht, Coop. Es ist Essenszeit. Zwanzig Uhr. Falls Berk und Kehoe irgendwo essen gegangen sind, kann es noch Stunden dauern, bis sie nach Hause kommen. Ich werde Peterson bitten, auch ihr Büro
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