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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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offensichtlich noch immer nicht über den emotionalen Aufruhr sprechen, den Vals Tod in ihm ausgelöst hatte, und er tat nicht einmal so, als würden ihn Mercers Familiengeschichten interessieren.
    Als die Zuschauer in der Pause aus dem Saal strömten, kämpfte sich Mike zur Regiekabine durch. Ich folgte ihm und sah, dass er mit seiner Intuition richtig gelegen hatte. Chet Dobbis war gerade dabei, gegen den Menschenstrom in Richtung Bühne zu marschieren, so forsch, als wolle er sich aus dem Staub machen.
    Er drehte sich nicht um, als Mike seinen Namen rief. Ich schlängelte mich durch die genervten Besucher, die es nicht abwarten konnten, Champagner aus Plastikbechern zu trinken oder sich in die Endlosschlangen vor den Toiletten einzureihen.
    Mercer nahm den direkteren Weg. Er rannte durch eine Sitzreihe, die bis auf ein älteres Paar leer war, sprang über die Stuhllehnen der Vorderreihe und erreichte vor Dobbis den Ausgang, der hinter die Bühne führte.
    »Wissen Sie schon, wie das Stück ausgeht, oder haben Sie es eilig, einen Zug zu erwischen?«, fragte Mike.
    Dobbis drehte erneut den gebogenen Nagel zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich muss mit dem Inspizienten reden, Detective. Unser Haupttänzer hat die Hälfte seiner Einsätze verpasst und sein Auftritt lässt insgesamt sehr zu wünschen übrig.«
    »Überlassen Sie das doch der Ballettmeisterin«, sagte Mike und legte Dobbis die Hand auf den Ellbogen. »Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
    Der Platzanweiser sah Dobbis kommen und öffnete ihm die Tür, die hinter die Bühne führte und über der »Zutritt verboten« stand. Sobald wir durch die Tür gegangen waren, stellten wir uns dem Intendanten in den Weg.
    »Mache ich Sie etwa nervös?«, fragte Mike.
    »Keineswegs. Aber Sie schätzen es sicherlich auch nicht, wenn man Sie bei einer wichtigen Tätigkeit am Tatort unterbricht, und ich bitte Sie, meiner Arbeit denselben Respekt zu zollen. Ich bin mitten in einer großen Aufführung.«
    »So ein Zufall! Das hier ist mein Tatort, Mr Dobbis. Passen Sie auf Ihren Nagel auf! Ich würde Sie ungern wegen Tetanus verlieren, bevor wir uns unterhalten haben.«
    Dobbis sah auf den Gegenstand in seiner Hand, als wäre er selbst überrascht, ihn zu sehen. »Das hier? Das hat nichts mit Nervosität zu tun, Detective. Das ist mein Glücksbringer«, sagte er und steckte den schwarzen Nagel in die Tasche.
    »Wieso?«
    »Das habe ich mir damals angewöhnt, als Pavarotti hier sang. Sie kennen doch Luciano Pavarotti?«
    »Ja, der Dicke.«
    »Das ist unter Tenören wohl kaum ein Unterscheidungskriterium, Detective. Pavarotti war schrecklich abergläubisch, wussten Sie das, Ms Cooper?«
    »Warum stellt jeder ihr die Fragen, wenn es um Kultur geht? Sie wusste es nicht - glauben Sie mir - und Mercer auch nicht. Also warum?«
    »Es wurde so schlimm, dass Luciano nicht auf die Bühne ging, ohne vorher einen Hakennagel aufgehoben zu haben. Er hatte rein zufällig einen gefunden, als er hier zum ersten Mal in der Tosca auftrat. Man brachte ihm stehende Ovationen, und sechzig Vorstellungen später war es immer noch sein persönlicher Glücksbringer. Man hat sogar in jedes seiner Kostüme eine Tasche eingenäht, in die er einen Nagel stecken konnte. Bis zur letzten Sekunde vor jedem Auftritt hat er den Boden nach ihnen abgesucht.« Dobbis zeigte uns den Nagel noch einmal. »Ich habe es mir damals angewöhnt, immer einen dabeizuhaben, um ihm notfalls aushelfen zu können.«
    »Manche Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen«, sagte Mike. »Hat er sich nicht vor ein paar Jahren zur Ruhe gesetzt?«
    »Sein Aberglaube muss auf mich abgefärbt haben. Für mich ist der Nagel immer noch ein Glücksbringer.«
    »Gestern Abend hat er Ihnen aber kein Glück gebracht. Oder haben Sie ihn vielleicht fallen lassen?«
    »Wie Ihnen sicher aufgefallen ist, liegen solche Nägel hier überall herum, Mr Chapman. Wollen Sie mit mir über Eisenwaren sprechen, oder geht es um etwas Wichtigeres? Ich muss mich um den zweiten Akt kümmern.«
    Mercer stand ein paar Schritte von uns entfernt mit dem Rücken zu uns, sodass Dobbis den Eindruck hatte, er würde seine Geheimnisse nur Mike und mir anvertrauen.
    »Ms Cooper und ich sind leicht zu verwirren, Mr Dobbis, vielleicht können Sie uns helfen. Sie hatten es sehr eilig, mit dem Finger auf Joe Berk zu zeigen und uns von seiner Beziehung zu Talja zu erzählen, jetzt haben wir von Berk erfahren, dass sie auch von Ihnen aufs Kreuz gelegt wurde.«
    »Welch

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