Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Mike und konnte ihm nicht versichern, dass ihn noch einmal eine so große Liebe - wie damals meine Liebe zu Adam - aufrecht halten würde.
    »Red keinen Stuss! Ich dachte, mich will niemand mehr, weil du mich seit Jahren schlecht machst.«
    »Auf mich hört doch keiner.« Mike rückte ein Stück weg, als sich unsere Ellbogen zufällig berührten, und hakte seinen Daumen in den Gürtel. »Du bist selbst dein schlimmster Feind. Du könntest dir genauso gut ein Schild um den Hals hängen, auf dem du die Kerle vor dir warnst.«
    Mike ließ sich nicht aufheitern. »Was machst du nächstes Wochenende?«, fragte ich. Ich überholte ihn und drehte mich dann zu ihm, damit er meinem Blick nicht ausweichen konnte.
    »Ich habe Dienst.«
    »Du könntest tauschen.«
    Da er schweigend weiterging, legte ich ihm beide Hände auf die Brust.
    »Ich glaube, ich habe in letzter Zeit alle meine Gefälligkeiten aufgebraucht.« Mike schob mich beiseite und lachte gekünstelt.
    »Ich fliege am Freitagabend nach Martha’s Vineyard, um das Haus frühjahrsfertig zu machen. Jim ist verreist,« Jim war der Verlobte meiner Freundin Joan Stafford, »also kommt Joan wahrscheinlich mit. Wir könnten es uns vor dem Kamin gemütlich machen, und ihr beide könntet mich über mein Liebesleben belehren.«
    Wir standen an der Zufahrt zu meinem Wohnhaus. Gegenüber dem Eingang befand sich ein kleiner Park für die Anwohner, in dem Osterglocken und Krokusse blühten, und es gab einen von Steinbänken gesäumten flachen Teich, in dem sich jetzt der Mond spiegelte.
    Der Portier hielt mir die Tür auf. Ich versuchte es noch einmal. »Willst du mit hochkommen?« Ich legte den Kopf schief und lächelte Mike an, aber er starrte unverwandt auf den Boden.
    Mike schüttelte den Kopf und sagte, er würde mich nach Galinowas Autopsie anrufen. Während ich auf den Aufzug wartete, sah ich durch die Glasfront, wie Mike auf einer Bank saß und in den Himmel starrte, als könne er trotz der hellen Lichter der Stadt die Sterne am Firmament erkennen. Ich war es nicht gewohnt, von ihm so auf Distanz gehalten zu werden, und fragte mich, ob ihm jemand anders dabei half, mit seiner Trauer fertig zu werden.
    Ich hatte keine Energie mehr für das Kreuzworträtsel der Samstagsausgabe der New York Times - das schwierigste Rätsel der Woche - und ließ Wasser in die Wanne einlaufen, um mich in einem heißen Bad zu entspannen und darüber die ermordete Talja Galinowa zu vergessen. Als ich schließlich hundemüde ins Bett kroch, war es mir völlig egal, dass die andere Seite seit Monaten unbesetzt war.
    Als ich am Sonntagmorgen um halb neun die Zeitungen hereinholte, sah ich, dass die Times dem Tod der Tänzerin die untere Hälfte der Titelseite gewidmet hatte. Ein Foto zeigte Talja in triumphaler Arabesque-Pose als Odile, darunter standen Meldungen über einen erneuten Anstieg der Arbeitslosigkeit und politische Unruhen in Nordkorea.
    In puncto Geschmacklosigkeit enttäuschte die Post nie. Die Schlagzeile - »Mord in der Met, zweiter Akt« - stand über einer Aufnahme des Leichensacks, als man ihn hinter dem Opernhaus in die Ambulanz verlud. Unter Taljas Name stand: »Corpus de Ballet«.
    Der feine Aprilregen, der die Fensterscheiben hinabrann, erlaubte es mir, einen faulen Tag zu Hause zu verbringen. Ich kümmerte mich um Rechnungen, beantwortete Dutzende von E-Mails, legte mich mittags kurz aufs Ohr, dann rief ich Familie und Freunde an und zog am späten Nachmittag meine Kapuzenregenjacke an, um zur Pediküre und Maniküre über die Straße zu gehen. Zum Abendessen ließ ich mir von PJ Bernstein’s Deli einen Salat und ein Truthahnsandwich kommen, und danach machte ich es mir mit einer leicht lädierten Ausgabe mit Geschichten von Raymond Chandler gemütlich, die ich für einen Dollar auf dem Flohmarkt in Chilmark erstanden hatte.
    Ich erwartete Chapmans Anruf nach der Autopsie, aber da das Leichenschauhaus am Wochenende unterbesetzt war und es in den vergangenen Tagen mehrere Gewaltverbrechen gegeben hatte, konnte es noch eine Weile dauern.
    Ich hatte gerade die Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten eingeschaltet, als das Telefon klingelte.
    »Nichts, was uns großartig weiterhilft«, sagte Mike. »Wie zu erwarten, ist der Sturz die Todesursache.«
    »Ist sich Kestenbaum sicher, dass Talja noch am Leben war, bevor sie den Schacht hinabgestoßen wurde?«
    »Bei der Schädelöffnung war noch viel Blut im Gehirn, das heißt, dass ihr Herz beim Aufprall noch geschlagen hat.

Weitere Kostenlose Bücher