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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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»Ja …? Macht Schackhaven jetzt eine Ermittlungsgruppe mit Harder auf? Woher wissen die überhaupt den Namen Rathke?«
    Â»Wir haben nachgerechnet. Um zehn Uhr drei haben wir Schackhaven über den Haftbefehl unterrichtet. Um elf Uhr dreißig tauchte Harder in Lübeck auf und hat die Vollzugsakte abgeholt. Die nach unserer Einschätzung jetzt wohl auf Schackhavens Schreibtisch liegen dürfte. Wir haben ihn aber nicht gefragt. Das wollten wir Ihnen überlassen.«

27
    Lüthje glaubte schon, dass sein Navigationsgerät sich im morastigen, schilfgesäumten Uferbereich des Wittensees verirrt hatte. Als er nach rechts blickte, fand er ein kleines Siedlungshaus aus roten Backsteinen und mehreren verspielten Anbauten, versteckt im kleinwüchsigen Mischwald und wild wuchernden Unterholz. Ein wilder Garten war nur an einem roten Holzzaun zu erkennen. »Andrea Bordevig«, stand auf einem Holzschild in verschnörkelten roten Buchstaben neben der Tür, die aussahen, als ob man sie mit einer Tube Tomatenmark aufgetragen hätte.
    Als Lüthje den Zündschlüssel abzog, meldete sich sein Handy. Es hatte schon unterwegs einmal geklingelt. Als er auf dem Display Schackhavens Nummer sah, hatte er es weiterklingeln lassen. Lüthje wusste aus der Zeit seiner Urlaubsvertretung für Malbek, dass Schackhaven einem richtig auf die Nerven gehen konnte. Bürokratische Nichtigkeiten und aufgeblasene Wichtigtuereien gab er gern von sich. Und das in einem ermüdenden Singsang, der an den eines Mönchs erinnerte, der vergeblich die Hilfe der Götter erflehte. Wichtig waren nur Anrufe der Mitglieder der Ermittlungsgruppe Nemesis. Kriminalrat Miesbach hatte Lüthje nach dem Telefonat mit Schackhaven zu verstehen gegeben, dass er das Weitere in seine, Lüthjes, zupackenden Hände, gebe. Er wollte sich nicht von Schackhaven wegen nicht vorhandener Zuständigkeitsprobleme zwischen Flensburg und Kiel die Zeit stehlen lassen. Wahrscheinlich hatte Schackhaven auch versucht, Malbek zu erreichen. Aber der war jetzt bei seiner Befragung in Rendsburg und wollte sich nicht von Schackhaven aus dem Konzept bringen lassen.
    Nach kurzer Pause klingelte sein Handy wieder. Schackhaven. Lüthje wusste, dass er den Anruf jetzt entgegennehmen musste, weil er sich sonst nicht mehr richtig auf die bevorstehende Befragung konzentrieren konnte.
    Â»Lüthje«, brummelte er unwillig.
    Â»Schackhaven hier. Herr Lüthje, ich erwarte Sie und Herrn Malbek zu einem dienstlichen Gespräch in meinem Büro. Umgehend. Wo ist Herr Malbek? Er hat meinen Anruf auf seinem Handy weggedrückt!« Schackhavens Stimme klang wieder wie die eines müden und beleidigten Mönchs.
    Â»Malbek und ich sind beide an verschiedenen Orten mit entscheidenden Ermittlungsschritten befasst. Ich bitte um Verständnis für Herrn Malbek. Und für mich. Ich habe jetzt auch keine Zeit für Verwaltungskram.«
    Das Wort »Verwaltungskram« war ihm vor Wut so rausgerutscht. Aber es tat gut, dass es jetzt bei Schackhaven angekommen war. Der schluckte hörbar.
    Â»Es ist mir sehr ernst«, sagte Schackhaven. »Ich weise Sie und Herrn Malbek an – übermitteln Sie ihm das –, unverzüglich in meinem Dienstzimmer zu erscheinen.« Er legte auf.
    Das hatte Schackhaven noch nie gemacht. Vor Lüthje aufgelegt.
    Lüthje fauchte wie ein Tiger und drückte auf den Klingelknopf. Die Tür öffnete sich, noch bevor die mechanisch angeschlagene Glocke verklungen war. Vor ihm stand eine sehr schlanke Frau Mitte dreißig mit kurzen hennaroten Haaren, einem boleroartigen Oberteil, das mit glitzernden Applikationen bestickt war, und einem wadenlangen Rock. Sie war fast so groß wie Lüthje selbst. Trotz ihrer Größe hatte sie zierliche Gesichtszüge wie eine Puppe. Sie sah ihn prüfend und zugleich ablehnend an.
    Er hielt ihr seinen Dienstausweis entgegen, bevor sie etwas sagen konnte.
    Â»Kriminalhauptkommissar Lüthje aus Flensburg. Sind Sie Frau Andrea Bordevig?«
    Â»Ja. Wieso? Was ist … ist was passiert?«
    Â»Darf ich reinkommen? Wir sollten das nicht zwischen Tür und Angel besprechen.«
    Sie bat ihn mit einer Geste herein und ging zu einer offen stehenden Tür im Flur. Es roch nach frischer Gemüsesuppe und etwas nach Lavendel. Im Türrahmen drehte sie sich um und erschrak, weil Lüthje dicht hinter ihr gefolgt war.
    Â»Ist was mit

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