Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
erstreckten. Ein Lastzug entleerte eine Ladung Schüttgut auf ein Förderband.
    Â»Was liefert der da an?«, fragte Malbek.
    Â»Ich vermute, es ist das Alleinfuttermittel für die Geflügel- und Schweinehaltung, was da angemischt wird. Sieht aus, als ob der Lkw ein niederländisches Kennzeichen hat. Ich bin sicher, die beobachten uns wieder mit einem Fernglas vom Verwaltungsgebäude aus. Das kenn ich schon.«
    Â»Macht nichts. Die sollen merken, dass sie auch beobachtet werden.«
    Â»Wo war ich stehen geblieben?«
    Â»Rathke«, soufflierte Malbek.
    Â»Richtig. Damals hat er noch Gelegenheitsaufträge angenommen. Zum Beispiel für Konzertveranstalter, mit ein paar Hilfskräften hat er außerdem die transportierten Bühnen und die Beschallung aufgestellt.«
    Â»Haben Sie ihn auch für Veranstaltungen von Eatsave engagiert?«, fragte Malbek.
    Â»Leider ja«, sagte Rösner mit bekümmerter Miene.
    Â»Wieso? Sie wussten doch nicht, wie der Mann sich entwickeln würde, wie skrupellos er war?«
    Â»Nein, natürlich nicht.«
    Â»Sehen Sie. Wissen Sie, was für Fahrzeuge er damals hatte, als es hier für ihn aufwärtsging?«
    Â»Wir haben uns bei Eatsave zuerst darüber gewundert, dass er sich keinen neuen Fahrzeugpark angeschafft hat. Nur zwei Kipper für das Schüttgut. Und dann war er so raffiniert, nur die kostengünstigste Marke zu nehmen, nämlich Iveco. Die Fahrzeuge sind reparaturanfälliger als Scania oder Mercedes, aber wesentlich billiger. Wir sind irgendwann darauf gekommen, dass er bei Iveco blieb, weil man dann seine Umsätze nicht einschätzen konnte. Er ließ sich also nicht ins Portemonnaie gucken. Er stapelte tief. Das war sein Geschäftsprinzip.«
    Â»Sie kennen sich gut in der Branche aus«, sagte Malbek.
    Â»Ein bisschen Branchenkenntnis, das gehört zu unserem Job schon dazu. Sie können sich die Umsätze so eines Futtermittelproduzenten ausrechnen, wenn Sie erkennen, was für einen Fuhrpark Ihr Spediteur hat. Rathke hat uns mit seinen Ivecos fast ausgetrickst.«
    Â»Hatten Sie damals auch eine bezahlte Bürokraft, die Andrea Bordevig hieß?«
    Rösner sah ihn erschrocken an. »Mann, was Sie alles über unseren Laden wissen. Da wird einem ja richtig bange.« Er schüttelte den Kopf.
    Â»Ihre Antwort lautet also ›Ja‹?«
    Â»Wir haben das ja zu Anfang wirklich nicht gewusst, dass sie mit dem verheiratet war. Sie hat uns nichts gesagt. Dass die früher ein Techtelmechtel hatten, das haben wir gesehen, auf den Events. Aber als das hier ablief … wenn die Presse das spitzbekommen hätte … die hätten uns bundesweit an den Pranger gestellt. Die hätten uns doch unterstellt, dass wir die Andrea als Spitzel benutzt haben.«
    Â»Und wann haben Sie es spitzgekriegt?«
    Â»Als Andrea uns weinend die Geschichte erzählt hat. Als der Prozess lief. Wir haben sie in Ruhe gelassen. Und dann hat sie sich von ihm scheiden lassen. Seitdem arbeitet sie wieder für uns. Jeder Mensch macht Fehler. Ermitteln Sie gegen sie? Wegen damals?«
    Â»Wir müssen uns nur ein Gesamtbild verschaffen. Ich hatte Sie unterbrochen, als Sie mir Rathkes Aufstieg schildern wollten. Wie machte sich das auf seinem Firmengrundstück bemerkbar? Das war hier ja ursprünglich nur eine Spedition.«
    Â»Richtig. Dann kamen die Aufträge von der Futtermittelfabrik auf der anderen Seite des Kanals, Tolsni. Die sind mit ihm ganz groß ins Geschäft eingestiegen. Damals wurde das Verwaltungsgebäude am Eingang gebaut, das dreistöckige gegenüber den Lagerhallen. Und Tanks wurden gebaut. Lagertanks, haben wir zuerst gedacht. Aber dann haben wir die vielen Leitungen, Pumpen und Motoren gesehen. Da wurde uns klar, da ist mehr. Ich hab die Veränderungen hier fast täglich mitbekommen. Diese Straße war damals für mich der kürzeste Weg zu meinem Arbeitsplatz, dem Gutenberg-Gymnasium. Wir haben das sogar im Lehrerkollegium diskutiert. Aber die meisten von den Kollegen werden vom Schulalltag wieder eingefangen und haben nur den Unterrichtsstoff für das Schuljahr im Kopf und wie sie das wieder schaffen sollen.«
    Â»Die Anlagen dahinten sehen aus wie eine kleine Raffinerie«, sagte Malbek, um ihn zum Thema zurückzuholen.
    Â»Ja. Die liegenden Tanks sind Lagertanks, der eine stehende war damals der große Mischtank mit Motorantrieb. Das ist eine

Weitere Kostenlose Bücher