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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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dringend, von uns Personenschutz anzunehmen.«
    Sie nickte ergeben.
    Lüthje griff zum Handy und rief Blumfuchs an. Er bat ihn mit knappen Worten, den Personenschutz für Andrea Bordevig, Gefährdungsstufe  II, umgehend zu organisieren, und legte gleich wieder auf.
    Â»Was ist mit meiner Schwester? Weiß sie Bescheid?«, fragte Andrea Bordevig.
    Â»Ja. Wir haben sie schon unterrichtet. Sie ist die dritte Zeugin und sicher noch gefährdeter als Sie. Aber sie hat den Personenschutz abgelehnt«, sagte Lüthje. »Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    Â»Nein. Aber es wundert mich auch nicht. Meine Schwester lässt niemanden an sich ran. Ich glaube, dass sie sogar Schutz ablehnt, aus Angst, man würde ihr zu nahe kommen. Sie hat sich früher immer für mich verantwortlich gefühlt. Nicht weil sie es wollte. Es war sonst niemand anders da. Meine Eltern hatten wichtigere Dinge im Kopf, als sich um ihre Töchter zu kümmern.«
    Â»Also haben Sie sich als Schwestern doch mal nähergestanden. Sie sagen, sie hat sich um Sie gekümmert«, sagte Lüthje.
    Â»Ich glaube, der Anfang vom Ende unserer Schwesternbeziehung war, als ich meiner Schwester als kleines Mädchen das schöne neue Kleid vollgekotzt habe«, sagte sie. »Sie lachen. Aber das war eine bitterernste Sache. Sie hat mir einen Vortrag gehalten, dass jetzt Schluss sei mit uns. Das Maß sei voll. Sie hat es ernst gemeint. Ich war vier und sie war dreizehn. Dann quälten wir uns noch ungefähr zwei Jahrzehnte lang. Wir sahen uns manchmal nur einmal im Jahr, suchten manchmal nur einen Vorwand für ein Treffen, um uns gegenseitig zu vergewissern, dass die Schwester so unerträglich war, wie man es in Erinnerung hatte.«
    Draußen fuhr ein Wagen vor. Die Haustürglocke schallte kurz danach durch das Haus. Es war die erste Tagesschicht der Beamten, die den Personenschutz übernahmen. Lüthje erinnerte sie daran, dass sie als Erstes das Haus durchsuchen mussten.
    Â»Die Beamten müssen verschlossene Behältnisse, Schränke und Türen öffnen. Das dient auch Ihrer Sicherheit«, sagte er zu Andrea Bordevig.
    Lüthje glaubte allerdings nicht daran, dass Andrea Rathke im Keller versteckte und hier gleichzeitig ein gekonntes Theater spielte. Außerdem war alles nur eine Frage der Perspektive. Malbek hatte das Haus von Laura Bordevig nicht überprüft. Dafür bestand bisher auch kein Anlass.

28
    Malbek fluchte, als Lüthje ihm per Handy von Schackhavens Anruf erzählte. Dann hatte er losgelegt und Lüthje die Neuigkeit von der Vollzugsakte Rathke erzählt, die auf wundersame Weise von Lübeck nach Kiel auf den Schreibtisch von Kriminalrat Schackhaven gefunden hatte.
    Jetzt fluchte Lüthje.
    Malbek war gerade in Rendsburg Richtung Kiel losgefahren, Lüthje von Groß Wittensee über Eckernförde in Richtung Kiel unterwegs. Während der Fahrt telefonierten sie fast ununterbrochen, legten nur auf, um in Ruhe nachzudenken, und telefonierten wieder.
    Malbek meinte, Schackhaven ginge es grundsätzlich um die Ermittlungsgruppe Nemesis, er war von Natur aus ungeduldig, er sah keine Fortschritte, obwohl es heute doch einen Haftbefehl, wenn auch noch keine Festnahme, gegeben hatte, aus dem Ministerium war er wohl wie so oft unter Druck geraten und wollte den Druck jetzt an sie beide weitergeben.
    Lüthje sagte, dass Schackhaven einen grundsätzlichen Ton mit einem hässlichen Klecks schlecht versteckten Triumphes in der sonst so monotonen Stimme gehabt habe, es gehe also um mehr. Vielleicht sei es an der Zeit, die Waffen herauszuholen, die sie gegen Schackhaven hatten. Deshalb polierten und schärften sie diese Waffen im Gespräch, bis sie in Kiel waren.
    Schackhaven saß, nein, er thronte hinter seinem Schreibtisch, ohne sich zur Begrüßung zu erheben. Malbek setzte sich auf den Stuhl, der schon vor dem Schreibtisch stand, Lüthje zog sich mit schleifendem Geräusch einen Sessel aus der Besprechungsecke heran.
    Â»Zunächst herzlichen Glückwunsch zu diesem Ermittlungserfolg«, begann Schackhaven und blätterte in der vor ihm liegenden Akte. »Vor mir liegt die Vollzugsakte Benny Rathke. Ich kann daraus …«
    Â»Die wollte ich heute auf dem Tisch haben«, sagte Malbek.
    Â»Es hat damals einen üblen Arbeitsunfall gegeben.« Schackhaven ignorierte Malbeks Bemerkung. »Benny Rathke hat in der Anstaltswerkstatt

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