Totenmal
eingegeben. Uns wurde alles Mögliche ausgespuckt. Aber nicht das Wesentliche. Er war sogenannter nachbenannter Zeuge der Staatsanwaltschaft in dem Strafprozess gegen Benny Rathke. Und weil wir das nicht wussten, wussten wir auch nicht, dass es noch mehr Zeugen gab, die alle in Lebensgefahr schweben. Wir hätten das zweite Opfer des Nagelmörders noch retten können, Dr. Dagobert Kleemann. Wenn die Datenbank die Personenrolle âºZeugeâ¹ auch für nachbenannte Zeugen enthalten würde. Was man durch Einführung eines entsprechenden Eingabefeldes und einer routinemäÃigen Erfassung aller Arten von Zeugen in einem Strafprozess erreichen könnte. Sie hätten sich darum kümmern können und müssen. Ihr Unterlassen hat Dr. Kleemann das Leben gekostet.«
Schackhaven suchte schon eine Weile in seinen Jacketttaschen herum. SchlieÃlich öffnete er ein Kästchen auf seinen Schreibtisch, entnahm ihm einen halb leeren Folienstreifen Tabletten, drückte eine heraus und schluckte sie gierig.
Lüthje nickte Malbek zu. Der erhob zwei Finger.
»Zweitens«, sagte Malbek. »Sie hatten noch eine zweite Möglichkeit, den Fehler, den Herr Lüthje Ihnen eben erläutert hat, bei unseren Ermittlungen gutzumachen. Aber auch das haben Sie versäumt. Erinnern Sie sich noch an die âºRendsburger Commercialkasse von 1864â¹? Die Hausbank des ersten Opfers Peter Arens? Peter Arens hatte Leasingverträge übernommen, und es gab Hinweise darauf, dass da etwas nicht stimmte. Deshalb wollte ich den Namen des Vertragsvorgängers haben. Die Bank weigerte sich, mir die Unterlagen zu geben. Ich war bei Staatsanwalt Kröhnert und habe ihn vergeblich um einen Durchsuchungsbeschluss gegen die Bank gebeten. Er hat es abgelehnt. Und sich auf das Telefonat mit Ihnen bezogen. Also haben Sie es auch abgelehnt, und Kröhnert hat das gemacht, was Sie sagten. Die Ermittlungsgruppe Nemesis brauchte kostbare Zeit, um das Papier bei der Leasingbank mit Mühe zu bekommen. Dort fanden wir den Namen des Benny Rathke, der uns zu einer Strafprozessakte und den Zeugen führte. Für den zweiten Zeugen Dr. Kleemann war es zu spät. Er war schon tot. Wenn wir die Unterlagen einen Tag früher gehabt hätten, mit dem Durchsuchungsbeschluss gegen die Rendsburger Commercialkasse, dann hätten wir Dr. Kleemann, den zweiten Zeugen, noch warnen, schützen, ihm das Leben retten können. Das haben Sie verhindert. Und Staatsanwalt Kröhnert hat daran auch mitgewirkt. Fahrlässige Tötung durch Unterlassung.«
Malbek hob wieder die Hand. Drei Finger.
»Meine Haftzeit und Details daraus haben in meiner Personalakte nichts zu suchen, weil ich vollständig rehabilitiert wurde. Wenn ich nicht bis vierundzwanzig Uhr Ihre Bestätigung per Mail habe, dass meine Personalakte entsprechend bereinigt wurde, werde ich Klage einreichen.«
Lüthje hob die Hand. Vier Finger.
»Erinnern Sie sich noch an die Steuerungsgruppe X, Herr Schackhaven? Sie hatten sich dort beworben. Ich erfuhr es durch Zufall im Laufe meiner Ermittlungsarbeit als Urlaubsvertretung für Herrn Malbek. Das wäre richtig unangenehm, wenn das jetzt zu dem ganzen Mist noch obendrauf an die Presse käme. Da würde man im Ministerium doch denken, dass Sie sowieso keine Lust mehr auf diesen Job als Kriminalrat haben. Malbek und ich werden jetzt unseren Job weitermachen«, sagte Lüthje. »Und wehe, Sie versuchen, uns daran zu hindern.«
Schackhavens Gesicht war aschfahl geworden.
»Sollen wir einen Arzt rufen?«, fragte Malbek ehrlich besorgt.
»Verlassen Sie endlich mein Zimmer«, sagte Schackhaven heiser.
»Harder ist fast am Ziel«, sagte Lüthje, als er mit Malbek schon in der geöffneten Tür stand. »Er will auch Sie beseitigen.«
Malbek ging zurück ins Zimmer und griff sich die Vollzugsakte, die vor Schackhaven lag. »âtschuldigung, hab ich vergessen.«
»Raus!«
29
Malbek holte sich im Untergeschoss aus dem Waffenfach seine Dienstwaffe, band das Schulterholster um und steckte die SIG Sauer P6 hinein.
»Besser isses«, kommentierte Lüthje.
»Lass uns an die frische Luft«, sagte Malbek und zog ihn in Richtung Treppenhaus.
»Ist ja gut!«, antwortete Lüthje und entfernte Malbeks Hand von seinem Jackenärmel. »Ich weià gar nicht, was du hast, war doch ganz lustig mit Schackhaven. Jedenfalls zum
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