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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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zunächst in Kiel bleiben und sich mit Hoyer und Vehrs um die Fahndung nach Rathke kümmern. Blumfuchs und Husvogt waren noch dabei, Zeugenvernehmungen auszuwerten und einige Mitglieder des Jachtclubs in Schleswig erneut zu befragen. Es gab Widersprüche, die geklärt werden mussten.
    Â»Wir halten dich auf dem Laufenden«, hatte Lüthje gerufen, als Malbek den Motor startete. Aber er wusste, dass Lüthje das vermeiden würde, wenn es irgendwie ging. Er wollte ihm bei dieser »Mission« den Rücken freihalten.
    Malbek hatte befürchtet, dass ihn auf der Fahrt nach Lübeck über die B   404 und die langweilige A   20 die Müdigkeit zu einer Pause zwingen würde. Aber der Adrenalinschub, den er bei dem Streit mit Schackhaven bekommen hatte, dauerte noch an.
    Die Justizvollzugsanstalt im Lübecker Stadtteil St. Gertrud wurde »Lauerhof« genannt, nach den alten Lauerhöfschen Feldern, auf denen sie errichtet worden war. An der Pforte erwartete man ihn schon.
    Â»Herr Kriminalhauptkommissar Lüthje von Ihrer Ermittlungsgruppe hat Sie schon angekündigt, Herr Kriminalhauptkommissar Malbek. Ich hoffe, der Verkehr auf der B   404 war nicht so schlimm«, sagte der Pförtner und kündigte ihn telefonisch im Hauptgebäude an.
    Fünfzehn Minuten später saß er Fröbe in einem Besuchszimmer gegenüber, das große Fenster im Rücken. Diese Zimmer sahen alle gleich aus. Wie immer saß ein Vollzugsbeamter, den Fröbe immer »Wachhund« nannte, in der Nähe der Tür, hatte einen Notizblock, irgendeine kleinformatige Illustrierte vor sich und einen Kugelschreiber in der Hand. Malbek war sich nicht sicher, ob der für das Kreuzworträtsel oder den Notizblock gedacht war. Über dem Fenster hing die Kamera. Manchmal gab sie leise summende Geräusche von sich. Irgendwo im Lauerhof saß ein Mann vor einem Bildschirm und zoomte das Objektiv hin und her. Eine Änderung gab es allerdings. Sie waren zum ersten Mal in einem Besuchszimmer ohne Trennscheibe. Man hatte Fröbe als ungefährlich eingestuft. Da der Besucher ein Kriminalhauptkommissar war, den hier wohl keiner mehr als ehemaligen Insassen in Erinnerung hatte, würde es auch keinen Austausch von Kassibern oder sonst irgendwie Verbotenem geben. Eine leichtfertige Einschätzung, dachte Malbek. Vielleicht hatte der neue Anstaltsleiter sich noch nicht mit Fröbes Akte befasst.
    Das letzte Mal hatte Malbek Fröbe vor vier Jahren zusammen mit Lüthje besucht, als es um Informationen über einen unter Mordverdacht stehenden Staatssekretär ging. Fröbe hatte viel aus dessen Vergangenheit zu erzählen. Denn Fröbes Macht in dieser Innenwelt »Lauerhof« beruhte auf dem Handel mit Informationen über die Außenwelt und umgekehrt. Sein Ruf hatte sich weit über die Mauern dieses Gebäudes ausgebreitet und war, soweit Malbek wusste, sogar jenseits der Landesgrenzen in der Unterwelt und Oberwelt verbreitet. Ob dies immer noch so war, wusste Malbek nicht so genau.
    In Wirklichkeit hieß er Josef Deumenrode und war in einem anderen Leben Physiklehrer gewesen. Über seine Tat hatte er nie gesprochen, und merkwürdigerweise schien auch niemand zu wissen, warum man ihn lebenslang weggeschlossen hatte. Malbek wusste es, aber es spielte keine Rolle mehr.
    Fröbe war alt geworden. Von einer dritten Krebsoperation vor fünf Jahren hatte er sich fast erholt, aber er war so dünn wie in den Zeiten, als man ihm den Namen »Fröbe« verpasst hatte, nach dem Schauspieler Gert Fröbe, der in seinen ersten Filmen so aussah wie ein Spargel. Die wenigen Haare waren stumpf und weiß, die Augen gelb und ohne Glanz und die Bewegungen unsicher. Nur die Stimme war so, wie Malbek sie von damals kannte. Sie hatte eine Bandbreite von beängstigendem Dunkel wie Mario Adorf bis zu metallisch-weltmännisch wie Frank Sinatra. Genau das, was man von einem Paten erwartete.
    Sie hatten sich zur Begrüßung nicht wie sonst umarmt. Malbek hatte das auch nicht vorgehabt. Fröbe hatte wohl gar nicht daran gedacht. Er machte einen zerstreuten Eindruck, vielleicht als Theater für den Beamten, der gerade den Kugelschreiber zückte. Als sie sich gegenübersaßen, griff Fröbe in die Brusttasche seines Flanellhemdes im Holzfällerdesign und legte zwei abgerauchte Zigarrenstumpen vor sich auf den Tisch.
    Â»Welche soll ich nehmen, mein

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