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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Vollzugsakte einen Fettfleck ab.
    Sie aßen und tranken schweigend.
    Eine Knöllchenfrau stand plötzlich auf dem Bürgersteig neben ihnen und schickte sich an, den Wagen samt Nummernschild zu fotografieren.
    Malbek ließ das Fenster runter und hielt ihr seinen Dienstausweis hin. »Wir sind im Einsatz! Versauen Sie uns die Tarnung nicht und verschwinden Sie.«
    Sie entschuldigte sich stotternd und lief weg.
    Malbek und Lüthje beendeten ihre Mahlzeit.
    Â»Mein lieber Herr Pastorensohn«, begann Lüthje. Er tupfte sich dabei sorgfältig die Mundwinkel mit einer Serviette ab, während Malbek den Abfall in den Plastiktüten verstaute. »Dass wir von unserem Schöpfer leider dazu verdammt sind, unserem Kopf zu gehorchen, auch wenn wir manchmal nicht bei Verstand sind, weiß ich aus Erfahrung. Trotzdem musst du mir mal erklären, warum du laut Akte einfach nur gesagt haben sollst: ›Ich war’s nicht.‹ Punkt. Keine weitere Erklärung. Wieso?«
    Â»Weil ich nicht für diesen sogenannten Arbeitsunfall verantwortlich war.«
    Â»Es war also kein Unfall?«
    Â»Nein.«
    Â»Du wusstest also wesentlich mehr. Du hättest also sagen können: ›Ich war’s nicht, aber ich weiß, wer es gewesen ist.‹«
    Â»Wenn ich mehr erzählt hätte, hätte mich Fröbe fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und mich dem Mob zum Fraß ausgeliefert. Ich wusste, dass Fröbe dahintersteckte. Er hatte seine Leute, die auf seinen Befehl Leute bestraft haben, die nicht das getan haben, was Fröbe wollte. Ja, sein eigenes Strafkommando in wechselnder Besetzung. Wenn einer von denen Mist baute, dann war auch er dran. Manches davon hab ich dir früher mal erzählt. Du weißt, dass Fröbe mich quasi als Sohn adoptiert hatte, einen Narren an mir gefressen hatte. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich als Bulle da lebend wieder rausgekommen bin. Inzwischen überlagern sich in meiner Erinnerung die Vorfälle, ich bringe alles durcheinander. Eine Überlebensstrategie meines Unterbewusstseins. In meinen Träumen kommt mit schöner Unregelmäßigkeit irgend so eine Scheiße immer wieder hoch. Du hast ja keine Ahnung, was in diesem Gemäuer ablief, eine eigene Welt mit eigenen Regeln. Da reichte der Arm des Gesetzes gar nicht hin, wohl wissend, dass ihm der Arm abgehackt würde. Viele haben doch nur gewartet, dass der Oberbulle Malbek endlich vom Paten Fröbe zum Abschuss freigegeben wird. Die hofften doch, dass das nur eine vorübergehende Laune von Fröbe war, den Oberbullen unter seine Fittiche zu nehmen. Da waren Leute dabei, für die war Polizistenmord ein Kavaliersdelikt! Gut, okay. Ich fahr hin und knöpfe mir Fröbe vor«, sagte Malbek und drückte sich die Finger an das Stirnbein. »Aber das hat doch Zeit, bis wir den Fall gelöst haben.«
    Â»Du irrst dich, Malbek. Es ist untrennbar mit diesem Fall verknüpft. Schackhaven ist zwar nach unserem Trommelfeuer in die Knie gegangen. Und er hat es hingenommen, dass du wieder an die Arbeit an diesem Fall gegangen bist. Unsere Argumente waren überwältigend. Aber: Auch Andrea Bordevig weiß von Rathkes Missgeschick, sie hat mir davon erzählt. Er schrieb ihr in einem Brief von diesem Vorfall. Die Anstaltszensur hat den Brief passieren lassen, weil man sich vielleicht etwas davon versprach. Sie hat ihn daraufhin im Gefängnis besucht. Sie hat sich zwar später von ihm scheiden lassen. Aber wenn der Teufel es will, könnte ihr Anwalt sich auch eine Kopie der Vollzugsakte kommen lassen und nach der Lektüre auf die Idee kommen, wegen eines befangenen Ermittlungsbeamten den Prozess erst mal platzen zu lassen. Dann kämen die Ermittlungen in ein schiefes Licht, und schon wieder wäre eine Anklage gegen Benny Rathke ins Wackeln gekommen. Man müsste alles neu aufrollen. Und wer hat Schuld? Dieser Malbek. Weil er nichts dazu sagen kann, außer: ›Ich hab damit nichts zu tun.‹ So wird es laufen, wenn der Teufel es will. Und bedenke dabei auch: Wir haben bisher an keinem der beiden Tatorte Fingerabdrücke von Benny Rathke gefunden.«
    Â»Okay, dass Andrea Bordevig von dem Unfall weiß, hast du mir vorhin nicht erzählt. Ich gebe mich geschlagen.«
    Â»Soll ich dich fahren?«
    Â»Geht schon wieder. Ich hab ja Dampf abgelassen. Bring mich zu meinem Wagen.«

30
    Lüthje fuhr nicht nach Flensburg zurück, sondern wollte

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