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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Sohn?«
    Â»Die rechte«, sagte Malbek.
    Â»Wieso?«
    Â»Die sieht etwas heller aus, ist also gesünder für dich.«
    Â»Danke, mein Sohn.« Er steckte sie in seinen Mund, der sich nach den vielen Zigarrenjahrzehnten nur bis zu einem kleinen O schließen konnte. Das Rauchen hatte er schon vor vielen Jahren aufgegeben, aber er hatte seine Leute, die ihm gegen Bezahlung teure Zigarren bis auf Stumpenlänge abrauchten.
    Er nuckelte ein paarmal an dem kalten Stück verteertem Zigarrentabak, nahm es wieder aus dem Mund und fragte: »Wie geht es deiner Tochter, mein Sohn?«
    Â»Gut.«
    Â»Hast du eine neue Freundin?«
    Â»Fröbe, ich bin nicht gekommen, um mit dir zu plaudern. Ich brauche präzise Informationen. Es geht um Benny Rathke.«
    Â»Ich weiß, mein Sohn.« Ein kurzer Zug am Stumpen. »Ratte ist auch hier talk of the town . Und du sollst ihn fangen? Ich gratuliere.«
    Ratte. So hatte man ihn damals genannt. Er hatte zu wenig Freunde.
    Â»Er hat sich zum Serienmörder entwickelt. Er schlägt den Opfern vor dem Mord einen Nagel in die Hand. Rathke hatte zu meiner Zeit, in diesem Bau, einen Arbeitsunfall in der Tischlerei. Erinnerst du dich?«
    Der »Wachhund« begann, in den Notizblock zu kritzeln. Malbek war es recht. Fröbe konnte ihn nicht sehen. Früher hatten Malbek und Fröbe für »vertrauliche« Gespräche einen Code benutzt. Einen Code, der sich der Sprache der Meteorologie bediente. Die Zeiten waren vorbei.
    Fröbe nickte mit gesenktem Kopf und halb geschlossenen Augen, als versuche er, sich zu erinnern.
    Â»In der Vollzugsakte steht, dass Ratte mir die Schuld gibt. Ich würde dahinterstecken, hat er gesagt. Ich hab es damals bestritten. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand nachgefasst hat, eine Untersuchung eingeleitet hat. Warum nicht?«
    Â»Weil ich es nicht wollte.« Fröbe blickte immer noch mit halb geschlossenen Augen nach unten, als ob er mit der Tischplatte reden würde. »Erinnerst du dich nicht mehr daran, dass ich dir unzählige Male dumme Geschichten vom Hals gehalten habe, mein Sohn?«
    Â»Deswegen bin ich mir auch nicht mehr sicher, was damals in diesem Fall passiert ist, was dahintersteckte. Wie kam Rathke auf die Idee, mich zu beschuldigen?«
    Fröbe hob den Blick, seine Augen waren zu Schlitzen verengt. »Wen interessiert das heute noch?«
    Â»Vergiss nicht, Feinde gibt es nicht nur hier. Irgendjemand hat es ausgegraben und versucht, meinen Boss davon zu überzeugen, dass ich mich an Rathke rächen will. Sie wollen mir den Fall wegnehmen und am liebsten den ganzen Job. Außerdem weiß Rathkes Ex von diesem Unfall und könnte mir schaden.«
    Â»Und Lüthje? Hilft er dir?«
    Â»Natürlich. Aber jetzt bist du dran. Ich muss wissen, was damals gelaufen ist. Sonst muss ich damit leben, dass ich wieder unschuldig aus dem Job gejagt werde oder erpressbar werde.«
    Fröbe drückte auf die Stumpen und beobachtete, wie der trockene Tabak auf die Tischplatte bröselte.
    Â»Was damals gelaufen ist, willst du wissen? Immer das Gleiche, ich habe meine Hand über dich gehalten. Es gab viele, die dich fertigmachen wollten. Weil du mein Sohn warst. Einerseits hat es dich geschützt. Andererseits wurdest du dadurch zu einem interessanten Ziel für meine Feinde. Oh ja, die gab es. Nicht zu knapp.«
    Â»Was war mit Rathke?«
    Â»Man hat mich eines Tages darüber informiert, dass Rathke dich mit ein paar seiner Schergen ankratzen wollte.«
    Ankratzen hieß: bei einer provozierten Auseinandersetzung mit einer möglicherweise infizierten Heroinspritze verletzen und zusätzlich einen Schuss geben. Der erste Schritt zur Sucht. Und zu Aids.
    Â»Warum hast du mich damals nicht gewarnt?«
    Â»Warum hätte ich dich beunruhigen sollen, mein Sohn? Ich habe Ratte einfach ruhigstellen lassen.«
    Â»Du wolltest verhindern, dass ich eine Meldung an die Anstaltsleitung mache. Ich hätte mir einen Anwalt genommen …«
    Â»Das sagst du jetzt …« Fröbe kicherte.
    Â»â€¦Â davor hast du Angst gehabt. Jedes Mal, wenn es etwas gab, was mich bedrohte, hattest du einen Grund, deine Macht unter Beweis zu stellen …«
    Â»Quatsch!« Fröbe zerdrückte den Stumpen in seiner Hand und ließ die Reste aus seiner Hand unter den Tisch fallen.
    Â»Du wolltest mir keine Möglichkeit geben, Nein zu sagen, weil es

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