Totenmal
dir überhaupt nicht um mich ging«, sagte Malbek. »Wer hat sich die Art der Strafe ausgedacht? Du?«
»Hättest du einen anderen Vorschlag gehabt? Ich hab es ihm auch selbst gesagt, der Ratte. Als der Nagel drin war. Bin ich an ihm vorbeigegangen, als er da auf der Werkbank lag, und habe ihm einen schönen Gruà vom Pastorensohn bestellt.«
»Du hast was?!«
»Ich habe in deinem Sinne gehandelt, mein Sohn!« Er hielt bedeutungsvoll inne, nickte ein paarmal schweigend, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. »Jeder sollte wissen, dass es deine Handschrift ist. Unser beider Handschrift. Ich wollte, dass du mein Nachfolger wirst â¦Â« In seinen Augen standen Tränen.
»Dieser Nagel in der Hand war eine Kreuzigungsmetaphorik, die auf mich verwies und es immer noch tut«, sagte Malbek laut. Der »Wachhund« war aufgestanden. »â¦Â weil mein Vater Pastor war. Und weil ich wegen angeblichen Vatermordes verurteilt worden war.« Malbek schrie. »Und du denkst dir so eine Strafe für den Rathke aus, ohne mich zu fragen, was ich davon halte. Es gibt dafür nur eine Erklärung. Es war dir egal, was ich denke und sage. Du wolltest nur deine Macht demonstrieren. Pate Fröbe hat sogar einen Oberbullen zum Sohn erkoren. Welche Macht! Einen Oberbullen als Schützling zu haben und ihn dann auch noch ohne sein Wissen als Täter zu benutzen. Zyniker und Teufel sind immer nur darauf aus, sich selbst durchzubringen. Du bist beides. Und ich war nur Mittel zum Zweck deines Machterhaltes in dieser Hölle.«
Malbek stand auf und ging zur Tür. Der »Wachhund« sah besorgt auf Fröbe, der sich zitternd erhob. Als Malbek die Tür hinter sich schloss, hörte er noch, wie Fröbe mit heiserer Stimme rief: »Ich scheià auf dich, hörst du mich, Malbek? Ich scheià auf dich!«
31
»Dann hat Fröbe also auch einen Anteil an der Aufklärung des Falles«, sagte Lüthje, als Malbek ihm auf der Rückfahrt den Schlagabtausch mit Fröbe geschildert hatte.
»âºIch scheià auf dich!â¹, hat er mir nachgerufen«, sagte Malbek.
»Nach so vielen Jahren endlich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit«, sagte Lüthje ironisch. »Und nach den Details, die er vor Eitelkeit oder Wut ausgeplaudert hat, können wir uns jetzt in die Motivlage, in das Seelenleben des Täters hineinversetzen. Aus psychiatrischer Sicht könnte man auÃerdem sagen, Benny Rathke arbeitet die Verletzung, die ihm während der Haft zugefügt wurde, regelrecht ab.«
»Als zynischen Kriminalbeamten hab ich dich noch nie kennengelernt, Lüthje. Aber ich geb zu, mir gehtâs ja auch manchmal so. Ich frage mich auch, warum hat er mich nicht gleich als Erstes auf der Liste gehabt? Mit mir hat sein Elend doch erst angefangen. Jedenfalls hat Fröbe ihm das erzählt, und er hatte keinen Grund, das nicht zu glauben.«
»Er wusste wohl nicht, dass du auf demselben Campingplatz wie Peter Arens gewohnt hast. Du brauchst Personenschutz, Malbek!«
»Lass uns drüber reden, wenn ich zurück bin. Ansonsten hab ich ja meine Waffe dabei.«
»Werd nicht übermütig! Ãbrigens gibt es was Neues«, sagte Lüthje.
»Was? Und warum sagst du es mir nicht gleich?«, fragte Malbek. Er gab unwillkürlich Gas.
»Weil ich erst mal hören wollte, was du über Fröbe zu berichten hast und dass dir das guttut. AuÃerdem sitzt du am Steuer und sollst dich auf den Verkehr konzentrieren.«
»Wenn du nicht sofort â¦Â«
»Ist ja schon gut. Also, unsere beiden Personschützer bei Andrea Bordevig hatten alle Ecken ihres Hauses nach verdächtigen Gegenständen und Winkeln durchsucht und waren schlieÃlich auf dem Dachboden angelangt. In einem alten Umzugskarton lagen Klamotten von Benny Rathke. Lederjacke, Hemden, Schuhe, Rasierzeug, Männerparfüm, ein paar Truckerzeitschriften mit Frauen, Tattoofachzeitschriften und so weiter. Eben alles, was ein richtiger Mann so braucht.«
»Hört sich nicht sehr vielversprechend an«, sagte Malbek enttäuscht.
»Ich bin ja auch noch nicht fertig â¦Â«
Malbek knurrte.
»Ein Schuhkarton mit Fotos war auch dabei«, sagte Lüthje.
»Schon besser.«
»Andrea Bordevig sagte, sie hätte den Umzugskarton vergessen. Es sind Sachen, die bei ihr im Haus rumlagen, als Rathke verhaftet wurde. Ursprünglich hatte sie ihm
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