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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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genauer Prüfung der Branche fällen, in der der Kunde tätig ist. Es wird von ihm sogar die Vorlage von Vertragsentwürfen verlangt, in denen man ablesen kann, worum es gehen wird. Also was mit den Vierzigtonnern transportiert werden sollte.«
    Â»Ich war damals noch nicht im Hause tätig.«
    Â»Natürlich, Sie hatten damals noch nicht mal Ihr Examen. Können Sie mir sagen, wo der Rest der Akte lagert?« Er hob die Akte an einem Aktendeckel hoch. »Da fehlen mindestens vierzig bis fünfzig Seiten, was meinen Sie?«
    Â»Ich habe die Akte so, wie sie ist, bekommen.«
    Â»Glaub ich Ihnen aufs Wort. Sie wussten doch nicht, was man besser aus dieser Akte entfernen sollte. Sie haben sie einfach angefordert. Und dann wurde geprüft, ob Sie zur Einsicht überhaupt berechtigt sind. Und dann hat jemand sich gesagt, dass da noch ein bisschen geputzt werden sollte. Wenn solche Dinge wie Konkurs und Mord im Spiel sind.«
    Wachsmut sah gequält und noch blasser aus. Soll heißen: Lass mich endlich in Ruhe, ich halte hier doch nur für andere die Stellung.
    Â»Das war’s, Herr Wachsmut.« Malbek erhob sich.
    Wachsmut streckte die Hand zur Akte aus. »Die Akte bitte.«
    Â»Die Akte ist als Beweisstück beschlagnahmt«, sagte Malbek. »Haben Sie die fehlenden Aktenteile zufällig griffbereit?«
    Wachsmut ließ seine ausgestreckte Hand sinken. »Bedaure, wie ich Ihnen schon sagte, ich habe …«
    Â»Schreiben Sie in Ihren Gesprächsvermerk, dass ich die Herausgabe der fehlenden Aktenteile bis heute Nachmittag, siebzehn Uhr, verlange. In der Bezirkskriminalinspektion in Kiel, Blumenstraße 2. Anderenfalls … aber vielleicht legt Ihr Vorstand ja Wert auf eine größere Presseresonanz.«
    Malbek ging zur Tür, öffnete sie und wandte sich wieder Wachsmut zu. »Ich habe gehört, dass der Name Ihres Hauses über dem Eingang auch bald verschwinden wird. Was passiert dann eigentlich mit dem Geld Ihrer Privatkunden, wie zum Beispiel Herrn Arens?«
    Â»Selbstverständlich werden wir unseren Privatkunden wie Herrn Arens in Zukunft einen noch besseren Service bieten.«
    Â»Auch wenn dieses kathedrale Gebäude bald das Treppenhaus eines Shoppingcenters im Herzen Schleswig-Holsteins sein wird?«
    Â»Ich weiß nicht, was Sie meinen …«
    Â»Man wird es Ihnen erst sagen, wenn die ersten Bagger anfahren. Und für den Kunden Herrn Arens werden Sie sich einen besonderen Service ausdenken müssen.« Malbek zeigte mit dem Zeigefinger nach oben.
    Wachsmut erhob sich hinter seinem Schreibtisch und rief laut: »Ich verbitte mir …!«
    Den Rest hörte Malbek nicht mehr, weil er die schallgedämmte Tür hinter sich zugeschlagen hatte.

12
    Malbek war mit eingeschaltetem Blaulicht nach Kiel gerast. Der Bankbesuch hatte seinen Adrenalinspiegel in die Höhe gejagt. Vom Parkplatz in der Stadtmitte von Rendsburg bis zum Haupteingang der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Kiel im Schützenwall brauchte er nur knapp zwanzig Minuten. Auf den Tacho hatte er nicht geachtet, auf der A   210 ließ sein Tunnelblick solche Mätzchen nicht zu.
    Malbek war sich nicht sicher, ob ein Richter einen Durchsuchungsbeschluss gegen die Rendsburger Bank unterschreiben würde, aber er glaubte, dass er einen Staatsanwalt finden würde, der dem Bereitschaftsrichter den Beschlussentwurf vor die Nase legen und die Sache zusammen mit Malbek klären würde.
    Er parkte direkt vor dem Haupteingang am Schützenwall und legte das Schild »Einsatzfahrzeug« auf das Armaturenbrett. Es war kurz nach zwölf. Um diese Zeit waren die meisten Staatsanwälte in einer Gerichtsverhandlung, aber irgendeinen Staatsanwalt, der Bereitschaftsdienst hatte, würde er schon finden. Zufällig war »sein« Staatsanwalt in seinem Arbeitszimmer, Staatsanwalt Kröhner vom Dezernat für Kapitaldelikte. Malbek wäre ein anderer Staatsanwalt lieber gewesen, aber Kröhner kannte den »Vorgang« zumindest dem Aktenzeichen nach, und jeder andere Staatsanwalt würde Malbek sofort fragen, ob »sein« Staatsanwalt nicht im Hause sei.
    Malbek gab Kröhner die Akte der Bank und erläuterte ihm den Vorgang und den Stand der Ermittlungen ausführlich. Dann lehnte sich Malbek im Besucherstuhl zurück, sagte seinem Adrenalinspiegel mehrfach, dass er seinen Job gut gemacht hätte und nun herunterfahren könnte,

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