Totenmal
mit beiden Fäusten aufs Lenkrad. Ein paar FuÃgänger am Schrevensdamm sahen belustigt oder nur kopfschüttelnd zu ihm hinüber. Vielleicht war man den Anblick hier gewohnt, auf einem Parkplatz vor dem Justizgebäude.
Eigentlich hatte er nach einem erfolgreichen Gespräch mit dem Staatsanwalt nach Laboe fahren und bei Frau Jasch »einchecken« wollen. Bei einem Strandspaziergang wollte er nachdenken und ein paar Telefonate führen. So hatte er sich das vorher auf der A  210 in Richtung Kiel noch vorgestellt. Kröhners stures Verhalten machte einen Plan B notwendig.
Malbek nahm die Bankakte aus der Umhängetasche und schlug die Seiten mit den Leasingverträgen auf. Im Kopf der Verträge stand Peter Arensâ damalige Geschäftsadresse. Er gab sie in das Navigationsgerät ein.
Wie gut, dass er einen Dienstwagen mit CD -Player erwischt hatte. Die CD war ein Geschenk von Sophie. Die Filmmusik aus »Local Hero«, von Mark Knopfler. Sie hatte die CD in einem kleinen Kino in Edinburgh heimlich gekauft, als er nicht hinsah. Der Film aus den Neunzigern wurde dort gezeigt, weil er den Kampf eines schottischen Fischerdorfes gegen einen Ãlkonzern zeigte. Er wählte den Titel »Going Home«, das Finale des Films. So weit war er noch nicht, aber es tat gut, das zu hören. Er drehte die Lautstärke der Musik weiter herunter als sonst, um die Anweisungen des Navigationsgerätes zu hören.
Die Adresse lag in der Nähe der Kreuzung der B  77 mit der B  202. Verkehrsgünstig für eine Spedition. Die B  77 führte nach ein paar hundert Metern zum Tunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal Richtung Norden und die B  202 zur A  7 Richtung Hamburg bis nach Ãsterreich, eine Nord-Süd-Verbindung, die das gesamte Bundesgebiet durchquerte. Die Frage war, ob Peter Arens in dem Vertrag seinen Wohnsitz oder seinen Firmensitz eingetragen hatte. Malbek hätte Vehrs anrufen und fragen können, ob er mit der Wohnsitzabfrage fertig war, aber das war jetzt vielleicht überflüssig. Das Navigationsgerät führte ihn zu dem Firmensitz eines Paketdienstes, der inmitten eines Gewerbegebietes in Sichtweite des Kanals lag. Malbek parkte am StraÃenrand, stieg aus und sah sich die Umgebung an.
Nebenan hatte ein Gebrauchtwagenhändler seine Fahrzeuge dicht an der StraÃe aufgereiht, darunter auch einige Wohnmobile und Wohnwagen. Vielleicht hatte hier Peter Arens damals seinen Wohnwagen vom letzten Geld gekauft. Das Büro des Gebrauchtwagenhändlers war in zwei Containern untergebracht, die sicher schon einige Jahre hier standen. Aber vielleicht auch schon einige Vorbesitzer hinter sich hatten. Eine Kundenkartei, aus der man ablesen konnte, ob und wann Peter Arens etwas gekauft hatte, gab es hier sicher nicht.
Auf der anderen StraÃenseite warb ein Fliesenfachgeschäft mit einem grellbunten Werbespruch auf dem zur StraÃe gerichteten Schild. »Fliesenfischer â immer ein guter Fang«. Es war ein maroder Betonflachbau, der sich bis zur ParallelstraÃe erstreckte. Zwei Kombis der unteren Mittelklasse standen einsam auf dem groÃen Kundenparkplatz. Am Wochenende war es hier vielleicht belebter. Rechts daneben residierte ein SanitärgroÃhandel in einem schicken Glaspavillon. Etwas weiter die StraÃe hinunter stand das dreistöckige Gebäude einer Bürogemeinschaft aus Steuerberatern und Rechtsanwälten, die auf dem Dach mit einen weithin sichtbaren Paragrafen warb.
Malbek ging das Stück die StraÃe entlang, um sich das hoch aufragende Namensschild anzusehen. Ein Konkursanwalt war natürlich auch dabei. Passend dazu wölbte sich über allem ein diesiger Himmel, den die unsichtbare Sonne grellweià erleuchtete wie eine frisch geputzte weiÃe Betondecke.
Malbek kniff geblendet die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, sah er über dem von Flachdächern und Antennen gesäumten Rand des Gewerbegebietes die Masten und Schornsteine von Containerfrachtern auf dem Kanal, die langsam Richtung Kiel wanderten, wie am unteren Rand einer Puppenbühne mit Pappkulissen.
Das Gebäude des Paketdienstes bestand aus einem kleinen Wohnhaus mit Spitzdach, dessen rechte Hälfte am Dachfirst abgeschnitten und an eine groÃe Halle »angeklebt« worden war. Als Peter Arens sich hier niederlieÃ, musste er einer der ersten in diesem Gewerbegebiet gewesen sein. Umgeben von wilden
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