Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
noch mit geeigneten Büroräumen, geheizt, nicht verschimmelt, ich meine, das ehemalige Wohnhaus. Das war ja schon ein paar Jahrzehnte alt, aber die Substanz war in Ordnung, sagte uns ein Architekt. Das mussten wir nur renovieren lassen und zusätzlich eine Toilette für die Frauen einbauen. Und ’ne neue Küchenzeile und Duschen. Nach einer Woche waren wir drin. In der Halle brauchten wir nichts rauszureißen, die war fast leer. Er hatte offensichtlich nur seine Lkws da untergestellt. Konnte man schon an den Ölflecken überall sehen. Vermutlich hatte er gebrauchte Fahrzeuge, die schon etliche Kilometer hinter sich hatten.«
    Â»Hatten Sie beim Ausräumen den Eindruck, dass er hier nicht allein gewohnt hat?«
    Â»Sie meinen, ob hier ein Ehebett drin war?« Andresen grinste.
    Â»Zum Beispiel. Frauenkleider oder Familienfotos und Ähnliches. Sie wissen, was ich meine.«
    Â»Also, Fotos waren nirgendwo. Es war schon ziemlich kahl, als wir hier reinkamen. Der hat sich sicher vorher alles geholt, was er noch brauchen konnte. Fernseher und Musikanlagen waren auch nicht da. Das hat er sicher mitgenommen. Oder verscherbelt. Und, wie gesagt, was noch da war, haben wir in Container geworfen. Auch den Karton mit den Unterlagen. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher.«
    Â»Das Dachgeschoss, ist das ausgebaut? Ich hab im Flur eine Treppe nach oben gesehen.«
    Â»Da sind die Sozialräume. Toilette, Dusche, Umkleideräume und so weiter.«
    Â»Wurde das hier von Ihrem Arbeitgeber gekauft oder ersteigert?«
    Â»Ich glaub, die Geschäftsleitung, die hatte das dem Konkursverwalter abgekauft. Ohne Versteigerung.«
    Â»Die Geschäftsleitung, die müsste ja den Namen des Vorbesitzers gekannt haben. Nämlich vom Konkursverwalter. Der macht ja öffentlich, wessen Konkursmasse er verkauft oder versteigert.«
    Â»Da müssen Sie mal in der Geschäftsleitung fragen. Ich kenn mich da nicht aus.«
    Â»Aber vielleicht kennen Sie sich ein bisschen in der Speditionsbranche aus?«
    Â»Kann sein.«
    Â»Warum geht ein kleiner Spediteur Ihrer Meinung nach vor, sagen wir, sechs Jahren pleite, hier in diesem Gewerbegebiet, das mitten in Schleswig-Holstein liegt? Das Autobahnkreuz Rendsburg ist nur zehn Minuten entfernt. Die dänische Grenze ist für einen Lkw eine Stunde entfernt, Hamburg und sein Hafen vielleicht neunzig Minuten. Den Nord-Ostsee-Kanal können wir bei Nordwind riechen!«
    Â»Ja, stimmt.« Er lachte. »Manchmal stinkt es nach Schweröl aus den Schiffsschornsteinen. Also vor zehn Jahren ging das Geschäft für die kleinen Speditionen ganz gut. Vor allen Dingen der Flächenverkehr in Schleswig-Holstein. Dann kamen die großen Speditionen. Die hatten nicht drei oder vier Lkws, sondern Hunderte. Die konnten ganz andere Preise machen. Fahren Sie mal nach Padborg, gleich hinter der dänischen Grenze, bei Flensburg. Und sehen Sie sich die Fuhrparks an. Da haben die alle ihren Sitz. Und fressen sich gegenseitig auf. Inzwischen gibt es Speditionen, die fahren mit vierhundert oder mehr Lkws für jedes Transportgut. Dagegen sind Sie als kleiner Hühnerkacker machtlos. ’tschuldigung.« Sein Handy meldete sich. Er nahm das Gespräch an, hörte eine Weile zu und sah Malbek um Entschuldigung bittend an.
    Â»Ich hab hier niemanden in Reserve. Ruf die Werkstatt an, damit sie dich abschleppen. Dann musst du mit Bernd die Pakete bei denen umladen. Ja, ich weiß, aber es geht nicht anders, ich hab Besuch.« Er legte auf. Und zu Malbek gewandt: »’tschuldigung.«
    Â»Schon gut. Noch mal zurück in die Vergangenheit. Wenn damals jemand in den Transport von Schüttgut investierte … Was könnte das für Schüttgut gewesen sein? Kies, Getreide?«
    Â»Schüttgut?« Andresen wiegte wichtig den Kopf hin und her. »Na ja, Kies, Bauschutt, Futtermittel und Getreide. Damals gab es ja auch schon den Industriehafen, hier gegenüber auf der anderen Kanalseite. Da brauchen Sie nur die paar Minuten durch den Tunnel zu fahren und dann ein paar Minuten nach rechts. Und Futtermittelhändler gibt’s in Schleswig-Holstein wie Sand am Meer. Aber wie gesagt, das machen heute alles die größeren Speditionen. Damals sind jede Menge von den kleinen pleitegegangen und wurden von den großen geschluckt. Ich hab nach meiner Prüfung jede Menge Bewerbungen abgeschickt. Irgendwann hab ich erfahren, dass zwanzig von

Weitere Kostenlose Bücher