Totenmal
Peter Arens etwas?«, fragte Malbek.
Sie hatte sich inzwischen an den Türrahmen gelehnt und wechselte dabei ständig das Standbein. Sie formte mehrmals mit den Lippen lautlos den Namen und sah dabei ins Leere.
»Nein«, sagte sie schlieÃlich. »Ich habe den Namen nie gehört.«
»Peter Arens hatte eine Spedition in Rendsburg. Hilft das Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge?«, fragte Malbek.
»Nein. Es hilft nichts. Mir will beim Stichwort Rendsburg nur diese Rechtsanwältin einfallen. Aber ich komme nicht mehr auf ihren komischen Namen.«
»Hatte Ihr Mann Feinde?«, fragte Lüthje, während Malbek versuchte, den Pappdeckel für den Karton zu finden.
»Die Leute vom Fonds«, sagte sie aufgeregt und gestikulierte mit den Armen. »Dagobert hat sich mit denen oft am Telefon gestritten. Er hat sie beschimpft, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Aber jetzt hab ich alles verstanden. Dieser Nagelmörder, ich hab davon in der Zeitung gelesen.«
Lüthje und Malbek waren plötzlich hellwach und sahen sie an.
»Das waren die vom Vermögensfonds«, fuhr sie fort. »Der erste Mord in Eckernförde, das war ein Vertuschungsmanöver. Verstehen Sie? Jetzt können Sie sagen, dass es der Nagelmörder war, der meinen Mann umgebracht hat. Er hat es doch genauso gemacht wie das erste Mal. Das stimmt doch, oder?«
»Können Sie das noch mal ganz ruhig erklären? Mein Kollege und ich haben noch nicht verstanden, was Sie meinen.« Lüthje versuchte, besänftigend zu reden, drehte sich dann um, rollte mit den Augen und sah Malbek danach mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Ich weià es einfach«, sagte Frau Kleemann trotzig. »Zwei Morde so dicht beieinander. Das ist doch geschickt gemacht. Da kommt doch keiner drauf, dass nicht der erste, sondern der zweite Mord vertuscht werden soll. Ein teuflisch guter Plan!«
22
Als sie den StraÃendamm zwischen Haddebyer Noor und der Schlei passierten, gerieten sie plötzlich in eine Nebelbank und mussten im gemächlichen Fahrradtempo schleichen, bis sie die UmgehungsstraÃe erreichten. Erst hier lichtete sich der Nebel, und der Wikingturm tauchte schemenhaft wie ein grauer Riese neben ihnen auf. Die EinfahrtstraÃen, die sich vor der Einfahrt zum Gottorfer Schloss kreuzten, waren fast leer. Nur ein paar Taxis, die Nachteulen und Bierleichen nach Hause brachten, Paketdienste und Busse waren unterwegs.
»Ein teuflisch guter Plan ⦠was die Witwe Kleemann sich da zurechtgestrickt hat, hört sich irgendwie gut an«, sagte Malbek.
»Aber?«, fragte Lüthje.
»Wenn diese Morde nicht die gleiche aufwendige Inszenierung hätten ⦠oder kannst du glauben, dass die Hintermänner eines mafiösen Vermögensfonds das so kompliziert machen würden? Die würden doch jeden, der stört, einfach abknallen. Allenfalls einen Unfall inszenieren. Auf der Autobahn oder bei einem Probesegeltörn auf der Ostsee. Der Täter wird dann von einem Motorboot abgeholt, nachdem er das Opfer über Bord geworfen hat. Nach ein paar Stunden findet dann ein Ausflugsschiff die verlassene Segeljacht auf seinem Kurs. Das würden die machen. Halt, nein, eine Tablette, ein Selbstmord, das würde auch für die in Frage kommen. Aber so was Umständliches mit zwei Morden â¦Â«
»Unterschätze das Repertoire der Finanzmafia nicht«, sagte Lüthje.
»Die hätten sich als erstes Opfer einen Kollegen des Dr. Kleemann vorgenommen. Oder einen Banker der Hausbank. Aber nicht einen Niemand ohne wirkliche Beziehung zu irgendwem.«
»Gerade deshalb ⦠das beschäftigt die Polizei eine Zeit lang. Und die Killer können ihre Spur verwischen.«
»Nein. Peter Arens und Dr. Kleemann sind durch irgendetwas Schicksalhaftes miteinander verbunden. Das sagt mir schon mein Bauchgefühl.«
»Meins auch. Aber das heiÃt nichts. Und was hältst du von der Erfinderin des teuflisch guten Plans?«
»Dieses Marionettenhafte â¦Â«, sagte Malbek. »Woher kommt das?«
Lüthje zuckte mit den Schultern. »Ich hab so was mal gesehen bei einem Mann, der multiple Sklerose hatte. Ist eine Nebenwirkung der Medikamente, hab ich mir erklären lassen. Das Zittern wird gedämpft, aber die Muskeln regieren auf jeden Bewegungsimpuls viel stärker als sonst, als wenn sie unter erhöhter Spannung stehen. Aber bei Frau
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