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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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sollten diese Gedanken? Wollte sein Unterbewusstsein ihn darauf aufmerksam machen, dass er Gemeinsamkeiten mit den beiden Toten hatte? Quatsch. Das waren nur Phantasien seines übermüdeten Gehirns.
    Nach Messie sah das Zimmer nicht aus, nirgendwo war Müll gestapelt. Nur die Unterlagen, die Gertraut Kleemann, ähnlich wie im Wohnzimmer auf der dickflorigen Auslegeware, auf Regalen, Stühlen und Sesseln im Zimmer ihres ermordeten Mannes verteilt hatte. Vielleicht drückte sie auf diese Weise ihre Trauer aus.
    Â»Wann haben Sie Ihren Mann vermisst?«, fragte Malbek. Sie stand immer noch an der Türschwelle, außerhalb des Zimmers.
    Â»Eigentlich nie …«, sagte sie und sah auf einen imaginären Punkt auf dem Teppichboden.
    Â»Ich meine, gestern Abend. Hat er gesagt, wann er zurückkommen wollte?«, fragte Malbek.
    Â»Nein, das hat er nie. Er hat mich immer im Unklaren gelassen. Ich sagte Ihnen doch, meine Freundin hat mich angerufen aus dem Wikingturm. Ich hatte schon geschlafen. Dann wurde mir klar, dass er mich mit dem Chaos allein zurücklässt. War wohl für ihn bequemer so.«
    Â»Aber Sie haben doch Ihren Sohn, der Ihnen helfen wird«, sagte Lüthje.
    Â»Ja, sicher …«, antwortete sie unsicher.
    Lüthje stimmte sich mit Malbek durch einen Blick ab und fragte zu Gertraut Kleemann gewandt: »Ich denke, wir sollten auch hier, wie eben im Wohnzimmer, diese Papiere einsammeln. Helfen Sie uns wieder, Frau Kleemann?«
    Â»Ich sehe Ihnen zu.« Sie sah Lüthje und Malbek aufmunternd an.
    Malbek nahm einen Karton Druckerpapier aus einem Regal neben dem Schreibtisch, leerte es in den Papierkorb, stellte den Karton in die Mitte des Zimmers und nickte Lüthje zu. Nach fünf Minuten hatten sie es geschafft. Sie hatten einige der Unterlagen überflogen, aber nichts Interessantes entdeckt. Meist handelte es sich um Fachaufsätze, die aus dem Internet ausgedruckt worden und bei denen verschiedene Passagen mit farbigen Markern gekennzeichnet waren.
    Lüthje und Malbek erhoben sich schnaufend. Lüthje setzte den Karton auf der Glasplatte des Schreibtisches ab und gab Malbek zu verstehen, dass er den Laptop nicht vergessen sollte.
    Â»Den Laptop Ihres Mannes müssen wir auch mitnehmen«, sagte Lüthje, während Malbek die Kabel abzog. »Vielleicht finden wir Hinweise, die uns zum Mörder führen.«
    Â»Ich würde mir an Ihrer Stelle nicht zu viel davon versprechen. Das war mehr ein Spielzeug für ihn. Männer sind eben so«, sagte sie so neutral, als ob sie Lüthje und Malbek nicht zu dieser Spezies zählte.
    Â»Hat Ihr Mann ein Passwort für diesen Computer gehabt?«
    Â»Er hat mir davon nie etwas erzählt. Ebenso wenig wie ich ihm von meinem Passwort etwas erzählt habe.« Sie kicherte.
    Â»Sie haben auch einen Computer?«, fragte Lüthje.
    Â»Ja, natürlich. Wieso?«
    Â»Nun«, sagte Lüthje freundlich. »Es könnte doch sein, dass Ihr Mann auch Ihren Computer benutzt hat. Und Sie seinen. Wenn es sich gerade so ergab.«
    Â»Meine Güte, sind Sie neugierig! Ich sagte Ihnen doch, wir haben die Passwörter für uns behalten. Wir haben überhaupt nichts ausgetauscht! Gar nichts! Reicht Ihnen das?« Sie atmete schwer und lächelte verlegen.
    Â»Völlig!«, antwortete Lüthje. »Nicht wahr, Herr Malbek?«
    Â»Nicht ganz«, sagte Malbek und wickelte das Netzkabel des Laptops auf. »Wenn es so um Ihre Ehe stand …«
    Malbek wartete einen Moment auf Widerspruch. Aber sie sah ihn nur interessiert an und rieb dabei ihren Rücken am Türrahmen, als ob es sie plötzlich jucken würde.
    Â»â€¦Â hatten Sie nie das Gefühl, dass er Ihnen etwas Wichtiges verheimlicht hat?« Malbek legte das aufgewickelte Netzkabel beiseite und sah sie an.
    Â»Ständig. Er hat beim Frühstück einmal eine Scheibe Elsässer Schinken mit der Gabel aufgespießt, und als ich aufblickte, hat er sie schnell wieder zurückgelegt. Als hätte ich ihn bei irgendetwas ertappt. Das spricht doch Bände !«
    Â»Sie meinen damit … er hatte etwas zu verbergen?«, fragte Malbek.
    Â»Natürlich.«
    Â»Ist es nie zu einer Aussprache gekommen zwischen Ihnen beiden? War da nie etwas in Ihrer beider Leben, was so ein Gespräch notwendig gemacht hätte?«
    Â»Wer spricht schon gerne mit seinem Feind?« Ihre Augen wurden feucht.
    Â»Sagt Ihnen

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