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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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sagte Lüthje.
    Â»Nemesis. Das ist in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns. War mir in der Schule sehr sympathisch. Manche sagten auch, sie wäre schlicht die Göttin der Rache.«
    Â»Eine Frage der Perspektive«, sagte Lüthje.
    Als Malbek auf die B   76 nach Kiel eingebogen war, schaltete er den CD -Player ein. Pete Seeger war dran. Er hoffte, damit die Müdigkeit bekämpfen zu können. Ihm wurde nach ein paar Kilometern klar, dass es im Stil eines Kinderliedes komponiert und gesungen war. Und dass er spätestens in Gettorf hinter dem Steuer einschlafen würde. Also wechselte er die  CD gegen »Sgt. Pepper« aus. Der Berufsverkehr hatte eingesetzt, hinter Gettorf staute sich der Verkehr. Wahrscheinlich gab es einen Unfall auf der vierspurigen Brücke, bei dem auch die Fahrer der Gegenrichtung abbremsten, um alles mitzubekommen. Malbek bog nach rechts zur alten Levensauer Kanalbrücke ab, eine schmale zweispurige Straße neben den Schienen der Regionalbahn, hier gab es nie Staus.
    Im Keller der Bezirkskriminalinspektion duschte er und schloss sich danach in seinem Zimmer ein. Holte seine aufgerollte Schlafmatte und die Decke aus der unteren Schublade seines Aktenschrankes und war sofort eingeschlafen. Er träumte wirres Zeug vom klappernden Tauwerk der Segelboote, das immer lauter wurde. Auf dem Segelboot des Mordopfers saß Kommissar Harder in weißer Arztkleidung und einem Stethoskop um den Hals an einer Hammondorgel und sang »Little Boxes« mit der Stimme von Randy Newman. Sein Handy weckte ihn.
    Vehrs war dran. Das Fax aus Hamburg sei da. Die Kollegen hatten tatsächlich bei der Leasingbank Ärger bekommen. An der Rezeption hatte man ihnen gesagt, dass eine Herausgabe der Akte nur gegen Vorlage eines richterlichen Beschlusses erfolgen könne. Als der Einsatzleiter sich mit einem Direktionsmitglied verbinden ließ und Malbeks Text abspulte, ging alles relativ schnell. Nach etwa dreißig Minuten hatten sie die Akte gegen Quittung in Empfang nehmen können. Dann hatten sie die Akte durchgefaxt und waren jetzt mit dem Original nach Kiel unterwegs.
    Â»Hast du es schon durchgesehen?«, fragte Malbek.
    Â»Wir sehen die Faxblätter gerade mit Frau Hoyer durch, sozusagen in Stereo. Bisher haben wir nichts Spektakuläres gefunden«, sagte Vehrs.
    Vehrs war außerordentlich gut gelaunt. Und das so früh am Morgen.
    Â»Wir sehen uns das zusammen an. Ich bin gleich da. Bitte eine Kanne Tee und ein paar belegte Brötchen mit Hähnchenbrust aus der Kantine. Falls nicht vorrätig, bei Chefin Petra Bescheid sagen, dass es für mich ist.«
    Malbek verstaute Schlafmatte und Decke, strich sich schnell mit den Händen durchs Haar. Schloss seine Tür auf und ging zur schräg gegenüberliegenden Tür des Dienstzimmers. Als er sie öffnete, sah er gerade noch, wie Hoyers Mund sich schnell von Vehrs’ rechtem Ohr entfernte.
    Vehrs sah ihn an wie einen Geist.
    Â»Waren Sie schon im Haus?«, fragte Hoyer, die inzwischen hinter ihren Schreibtisch geflüchtet war.
    Â»Ja, kann man so sagen«, sagte Malbek. »Ich nehme an, das ist das Fax.« Er griff zu dem dünnen Stapel Papier, der vor Vehrs auf dem Schreibtisch lag, und zog sich einen Stuhl heran.
    Â»Sie haben in Ihrem Zimmer geschlafen«, stellte Hoyer fest.
    Â»Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte Malbek.
    Â»Sie haben auf der rechten Gesichtshälfte Schlaffalten«, sagte sie genüsslich.
    Â»Was eine Stunde im Bett für Spuren hinterlassen kann«, sagte Malbek, ohne von den Unterlagen aufzusehen. Er spürte, dass die beiden sich betroffen ansahen. Hatte Hoyer Vehrs vorhin, als er den Raum betreten hatte, ohne anzuklopfen, ins Ohrläppchen gekniffen oder sogar gebissen, oder was war das? War Hoyer nicht liiert? Aber was hieß das schon? Wie sollte das weitergehen? Die passten doch überhaupt nicht zusammen. Der zartbesaitete Vehrs und die ehrgeizige Hoyer. Und das in dieser Ermittlungssituation.
    Â»Hat jemand von Ihnen in der Kantine Bescheid gesagt?«, fragte Malbek beiläufig, als er in dem Stapel Papier blätterte. »Was da so laut knurrt, ist mein Magen.«
    Hoyer lief puterrot an. »’tschuldigung, ich lauf selber runter.« Und weg war sie.
    Â»Komisch, dass Frauen sich immer angesprochen fühlen, wenn die Männer nach Essen schreien. Wahrscheinlich bloß mütterliches

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