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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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wir dazu so schön?«
    Â»Er ist untergetaucht«, sagte Vehrs.
    Â»Steht das Aktenzeichen des Strafprozesses Rathke in der Datenbank?«, fragte Malbek.
    Vehrs nickte und diktierte es ihm. Malbek riss den Notizzettel vom Block ab.
    Â»Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Haftbefehl im Schnelldurchgang bekommen, steigt mit jeder Minute. Ihr kündigt das schon mal in der Staatanwaltschaft und beim Bereitschaftsrichter an. Vielleicht müssen wir ja mit Kröhner vorliebnehmen, dann kann er sich schon mal warm denken. Und ihr schickt die Kollegen in Rendsburg zu Rathkes Wohnung. Wenn sie ihn antreffen, vorläufig festnehmen und zu uns bringen. Bin im Archiv.« Er stand auf, griff sich noch zwei Brötchen mit der Bemerkung »Wegzehrung!«, sein Stuhl fiel um, und er war weg.
    Malbek fuhr, Brötchen essend und an Brotmann denkend, mit Blaulicht durch die Stadt zum Gerichtsgebäude am Schützenwall, parkte gewagt auf dem begrünten Mittelstreifen, legte das Schild »Einsatzfahrzeug« unter die Frontscheibe und rannte am Pförtner vorbei zu den Fahrstühlen. Beide waren unterwegs. Er holte sein Handy aus der Jacke und schrieb eine SMS an Lüthje. »Wir überprüfen gerade Benny Rathke, Nov aus haft entlassen, zuletzt wh in rends, Kollegen sind unterwegs wg Festn. Checke Akt im Archiv. Melde wg Ergebnis.«
    Ein Anwalt mit Aktenkoffer und Robe über dem Arm stand neben ihm und bemühte sich, diskret wegzusehen.
    Die linke Fahrstuhltür öffnete sich. Es ging abwärts. Malbek freute sich, dass er über diesen Gedanken schmunzeln konnte.
    Im Untergeschoss stieg er aus und war erleichtert, als er einen Archivangestellten hinter dem Tresen lesen sah. Es war »Perry« Heinemann. Den Spitznamen hatte er wegen seines Hobbys, Perry-Rhodan-Romane zu sammeln; Science-Fiction, mit der Perry angeblich lesen gelernt hatte. Er besaß die einzige vollständige Sammlung in ganz Europa, wie er in der Kantine immer wieder betonte.
    Hier in seinem Dienstbereich las er sie hinter dem Tresen, wenn keiner was von ihm wollte. Malbek hatte sich einmal von ihm in der Kantine das erste in Deutschland erschienene Heft, in Plastik eingeschweißt, zeigen lassen. Der Retter des Universums »Perry Rhodan« war auf dem Cover abgebildet. Er war »Perry« Heinemann sehr ähnlich. Wenn man vom Raumfahreroutfit des echten Helden absah.
    Â»Hallo, Gerson«, sagte Perry und schob unter dem Tresen ein Heft zur Seite.
    Â»Moin, Perry! Ich brauche diese Akte.« Er legte ihm den Zettel mit dem Aktenzeichen vor. »Und zwar überlichtschnell. Und einen strahlungssicheren Platz bei dir, wo ich mir das gedanklich einscannen kann.«
    Â»Kein Problem«, sagte Perry schmunzelnd, aber mit diskretem Unterton und nahm sich Malbeks Zettel.
    Sie gingen in einen der begehbaren Schränke, deren Türen sich hinter Perrys Tresen aufreihten. Er sah wieder auf den Zettel und verglich sie mit den Schildern auf den schmalen Türen, bis er schließlich eine Regalreihe durch Knopfdruck auffahren ließ. Er sah nach oben, holte sich eine Leiter, zog mit einem »Heureka!« zwei Akten heraus und stieg die Leiter wieder herunter. Er reichte sie Malbek und führte ihn zu einem kleinen Schreibtisch mit Lampe und Stuhl hinter einer Säule.
    Â»Zwei Beiakten sind dabei. Wie lange brauchst du?«, fragte Perry.
    Â»Höchstens eine Stunde.«
    Â»Okay, du musst noch quittieren, wenn du gehst. Ich gehe davon aus, dass du die Akte mit auf dein Dienstzimmer nehmen willst.«
    Â»Richtig.«
    Â»Der Nagelmörder-Fall?«
    Â»Vielleicht.«
    Â»Okay.« Perry verzog sich diskret hinter seinen Tresen. Malbek knipste die Schreibtischlampe an.
    Malbek suchte sich zunächst die Anklage, dann das Protokoll der mündlichen Verhandlung. Durch die Fragen des Richters, die Antworten des Angeklagten und die Vernehmungsprotokolle der Zeugen konnte er immer sehr schnell in die Vergangenheit eintauchen.
    Rathke war fünfzehn Jahre Zeitsoldat gewesen, hauptsächlich als Fahrer für große Transporte in ausländische Einsatzgebiete. Nach seinem Ausscheiden bekam er die vereinbarte Abfindung und kaufte sich einen Lastzug und mietete Büro und Lagerräume in einem Gewerbegebiet in der Nähe des Gewerbehafens in Rendsburg.
    Nur einen Kilometer Luftlinie entfernt von Peter Arens, dachte Malbek.
    Rathkes Spedition wuchs, er heiratete eine Frau mit dem Namen Andrea

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