Totenmal
Rendsburg«, rief Vehrs lauter als notwendig. »Sie haben die Tür zu Rathkes Wohnung aufgebrochen. Lebensmittel im Kühlschrank sind verschimmelt. Also ist er seit Wochen nicht mehr da gewesen.«
Hoyer hielt die Hand auf die Sprechmuschel ihres Telefons, während sie sich Notizen dazu machte, was die Anwältin ihr sagte.
»Haftbefehl beantragen«, sagte Lüthje zu Malbek.
Malbek stellte auf Mithören und bedeutete Hoyer, das Gespräch mit der Anwältin zu beenden. Nach ein paar verbindlichen Worten zur Anwältin legte sie auf.
»Bundesweite Fahndung, das ganze Programm«, hörte man Lüthjes Stimme. »Wir müssen sofort diese Anwältin befragen. Wie heiÃt die noch?«
»Laura Bordevig, wohnt und arbeitet in Rendsburg«, sagte Malbek und zu Hoyer gewandt: »Na, was hat sie gesagt?«
»Typisch Rechtsanwältin. Aalglatt. Natürlich sei sie geschockt. Wir können sie in ihrer Kanzlei befragen. An der Rezeption bitte nichts von Polizei sagen. Nur den Namen und dass kurzfristig ein Beratungstermin mit ihr vereinbart worden sei. Ich hab gesagt, dass Herr Malbek kommen wird. Sie lehnt Personenschutz ab. Dann könnte sie ihren Beruf gleich an den Nagel hängen, hat sie gesagt.«
»In der Gerichtsakte habe ich gelesen, dass die Anwältin eine jüngere Schwester hat, Andrea Bordevig«, sagte Malbek, »wohnhaft in Groà Wittensee, zwischen Rendsburg und Kiel. Sie war damals mit dem Angeklagten Benny Rathke verheiratet. Sie hat die Aussage unter Berufung auf ihr Verwandtschaftsverhältnis verweigert. Frau Hoyer, Herr Vehrs, wir brauchen alles über Andrea Bordevig. Vorstrafen, Beruf, aktueller Arbeitgeber oder sonstigen Berufsstand, Wohnsitze und so weiter. Sobald Sie das haben, bitte sofort an mich und Herrn Lüthje weitergeben, egal in welcher Besprechung oder Vernehmung wir gerade sind. Klar?«
Sie nickten beide und schrieben eifrig wie Musterschüler mit.
»Lüthje, gibtâs was Neues? Ich höre Blumfuchs im Hintergrund?«, fragte Malbek.
»Er legt mir eine Notiz vor ⦠danke. Die Befragungen im Wikingturm haben bisher eine Beobachtung gebracht. Immerhin. Ein Ehepaar aus dem fünften Stock des Wikingturms hat ausgesagt, dass sie einen mittelgroÃen, stämmigen Mann in dunkler Kleidung nachts über den dunklen Parkplatz haben gehen sehen. Zum Bootssteg. Dort wurde er von einem Mann begrüÃt, der auf einem Segelboot stand, sie haben sich unterhalten. Dann hat sich das Ehepaar gelangweilt, und sie haben den Fernseher angemacht.«
»Und den Mord vor ihrem Fenster verpasst«, sagte Hoyer laut, damit Lüthje es hören konnte.
»Sollte man ihnen vielleicht noch sagen«, antwortete Lüthje. »Sie waren auf einer Gartenparty und hatten noch einen Schlaftrunk am Fenster genommen.«
»Was hat Miesbach gesagt?«, fragte Malbek Lüthje. »Frau Hoyer und Herrn Vehrs hab ich noch nichts von âºNemesisâ¹ erzählt.«
Die beiden sahen Malbek irritiert an.
»Miesbach hat mich vor einer halben Stunde angerufen, dass Schackhaven gemault hat«, antwortete Lüthje. »Aber wir haben das Okay für unsere Nemesis. Miesbach fand es gleich gut, hat aber fast zwanzig Minuten am Telefon gebraucht, um Schackhaven zu überreden. Der sei nörgelig gewesen, nicht nur wegen des Namens, sondern wegen unserer Ausstattung. Es seien zu wenig Leute. Und wir sollten als Leiter doch jemanden aus dem Innenministerium nehmen, der gleichzeitig Praktiker ist. Als ob es so etwas gäbe. Miesbach hat das weggebügelt, so hat er sich ausgedrückt. Mehr war nicht aus ihm rauszukriegen.«
»Was um alles in der Welt ist jetzt Nemesis?«, fragte Hoyer.
»Antike Götterwelt«, sagte Vehrs schüchtern. »Die Göttin des gerechten Zorns und der Rache.«
Hoyer sah ihn mit glühendem Blick an.
»Sie sind Botaniker und Kenner der antiken Götterwelt?«, fragte Malbek.
Er zuckte mit den Schultern.
»Beruflich nicht so gut, meinen Sie?«, fragte er Malbek.
»Genau mein Ding«, sagte Malbek und grinste bis zu den Ohren.
»âºErmittlungsgruppe Nemesisâ¹. Hört sich gut an«, sagte Hoyer.
»Na denn, Blumfuchs und Husvogt heben gerade die Daumen«, sagte Lüthje. »Also los!«
»Hoyer und Vehrs müssen Schackhaven sofort über unseren Ermittlungserfolg unterrichten. Und natürlich über den Haftbefehl. Dann nervt er
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