Totenmal
Bordevig, die ihm Geld lieh für weitere Investitionen. Er bekam Aufträge von einer Futtermittelfirma in der Nähe, die ihm gutes Geld einbrachten, ihn aber wirtschaftlich abhängig machten. Rathke lieà sich von seinem Auftraggeber überreden, auf seinem Firmengelände eine illegale Rühr- und Mischanlage für Futtermittel zu bauen, die nur als Depotanlage angemeldet war.
Den Futtermitteln wurden industrielle Fette beigemischt, was in den nächsten zwei Monaten die Gewinne verdoppelte. Die Sache flog auf, als ein Ãberwachungslabor »versehentlich« die richtigen Proben bekam und der Dioxingehalt der Futtermittel für Geflügel und Schweinezucht bei den Behörden die Alarmglocken läuten lieÃ.
Gegen die Geschäftsführer und Rathke wurde nach einem Verfahren wegen VerstoÃes gegen das Lebens- und Futtermittelgesetz ein BuÃgeld verhängt. Für jeden waren das zehntausend Euro. Malbek vermutete, dass die das aus der Portokasse bezahlt hatten.
Malbek erinnerte sich, dass das Gesetz den unmittelbaren Nachweis verlangt, dass jemand durch verunreinigte beziehungsweise vergiftete Futtermittel krank geworden beziehungsweise getötet wurde. Da jedoch die Krankheiten meist erst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten ausbrechen, ist der Nachweis in einem aktuellen Verfahren nie zu führen. Und wenn eine Krankheit nach langer Zeit ausbricht, ist der Nachweis, dass verunreinigte Lebensmittel daran schuld sind, faktisch unmöglich. So gab es nur BuÃgelder, die für die Täter nichts anderes waren als teures Parken im Halteverbot. Die Haupttäter, die beiden Geschäftsführer der Futtermittelfirma, kamen aus dieser Sache also straffrei raus.
Rathke jedoch traf das Gesetz mit voller Härte. Als die Behörden noch nichts von den vergifteten Futtermitteln wussten, hatte einer seiner Fahrer damit gedroht auszupacken, wenn er nicht, wie versprochen, einen Anteil an den Gewinnen der letzten Wochen ausgezahlt bekäme. Auf der Raststätte Hüttener Berge bei Rendsburg verabredete sich Benny mit ihm und erschlug ihn dort im Streit zwischen zwei parkenden Lkws.
Fast wäre Rathke jedoch in diesem Strafverfahren noch glimpflicher davongekommen als in dem Verfahren wegen der vergifteten Futtermittel. Ihm winkte schon ein Freispruch. Der Vorsitzende Richter hatte den Staatsanwalt darauf hingewiesen, dass die beiden bisher gehörten Zeugen die Anklage nicht stützten, da nach ihrer Aussage Zweifel daran blieben, ob Rathke überhaupt zur Tatzeit am Tatort an der Raststätte gewesen sei.
Die Anklage drohte also zusammenzubrechen. Wie musste Rathke sich da gefühlt haben, einer drohenden Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe mit knapper Not entkommen zu sein, die Freiheit vor Augen?
Der Staatsanwalt beantragte eine Vertagung um eine Woche. Er kündigte neue Beweismittel an. Im neuen Termin benannte er drei neue Zeugen der Anklage, die er zum Termin mitgebracht hatte und die sofort vernommen wurden. Die Presse muss begeistert gewesen sein.
Ein Spediteur. Ein Arzt. Eine Rechtsanwältin.
Peter Arens. Dr. Dagobert Kleemann. Laura Bordevig.
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»â¦Â und in dieser Reihenfolge haben sie dann als Zeugen vor Gericht gegen Rathke ausgesagt«, sagte Malbek.
Er saà wieder im Büro von Hoyer und Vehrs, die Akte Benny Rathke auf den Knien, und telefonierte mit gedämpfter Stimme per Handy mit Lüthje.
Hoyer telefonierte währenddessen an ihrem Schreibtisch mit der Anwältin Laura Bordevig, um sie darüber zu informieren, dass sie als dritte Zeugin jetzt möglicherweise ins Visier des Mörders geraten war. Vehrs drückte sein rechtes Ohr gegen Hoyers Hand an der Hörmuschel des Telefons. Sicher nur, um besser mithören zu können, was die Anwältin sagte.
»Wir empfehlen Ihnen wirklich dringend, unseren Personenschutz in Anspruch zu nehmen«, sagte Hoyer gerade und runzelte die Stirn. Die Anwältin schien nichts von dem Angebot zu halten.
Vehrsâ Tischtelefon klingelte. Er löste sich unwillig von Hoyer und nahm ab.
»Alle drei Zeugen bestätigten, Rathke am Tatort gesehen zu haben«, sagte Malbek zu Lüthje. »Die Anwältin will ihn sogar mit dem Tatwerkzeug, einem Hammer, über dem zusammengebrochenen Opfer gesehen haben. Das war Rathkes ⦠einen Moment, Lüthje, Vehrs fuchtelt mit dem Telefon in der Hand, er hat etwas mitzuteilen.«
»Die Kollegen aus
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