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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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uns vorerst nicht mehr«, sagte Malbek. »Und wir haben noch ein großes Problem. Das wird früher oder später noch Ärger geben. Fragt sich nur, für wen. Frage an alle: Wieso wurden uns die Namen dieser Zeugen nicht als Querverweis angezeigt, als wir den Namen Peter Arens angegeben haben? Er war das erste Opfer. Danach als Querverweis die anderen beiden Zeugen Kleemann und Bordevig. Aber da war nichts. Aus der Sicht der Datenbank scheint diese Akte nicht zu existieren. Wieso tauchten die als Zeugen in keiner Datenbank auf? Die waren doch Zeugen in einem Strafprozess! Wer hat da Scheiße gebaut? Wir sollten erst diese Frage klären, damit wir gegebenenfalls Frau Bordevig die richtigen Fragen stellen können. Die Akte könnte ja manipuliert sein. Man hat schon Pferde kotzen sehen.«
    Â»Ich ruf mal Frerksen an«, sagte Lüthje. »Ich hab seine Geheimnummer gespeichert. Moment, ich schalte gleich auf Konferenz.«
    Niklas Frerksen vom LKA war Spezialist für alles Digitale und studierter Informatiker. Lüthje und Malbek hatten über die Jahre einen guten Kontakt zu ihm aufgebaut. Überwiegend saß er nicht im LKA , sondern in seinem »Labor«, einer Etage in einem Gewerbehof in der Hansastraße.
    Â»Hallo, Frerksen, hier Lüthje!«
    Â»Hallo, großer Meister!«
    Â»Danke gleichfalls! Höre ich da im Hintergrund das Klappern deines Abluftventilators?«
    Â»Tut mir leid. Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn auszutauschen.«
    Â»Gib einfach das Rauchen auf, dann brauchst du ihn nicht mehr«, sagte Lüthje.
    Frerksen hustete als Antwort.
    Â»Großer Meister, ich bin in einer Konferenzschaltung mit meinem Freund und Kupferstecher Malbek, Frau Hoyer und Herrn Vehrs in Kiel, und bei mir sind Blumfuchs und Husvogt.« Aus dem Hintergrund waren mehrere »Moin, Moin« zu hören, in die Vehrs und Hoyer einstimmten. »Ich gehe davon aus, dass du damit einverstanden bist.«
    Â»Oho, welche Ehre. Seid gegrüßt, edle Ritter. Ich schätze, es geht um den Nagelmörder.«
    Â»Bingo! Ich muss von dir wissen, warum Malbek und ich bei der Abfrage eines Namens über unsere Datenbank nichts über ihn bekommen, obwohl er, so sagt es die Gerichtsakte, Zeuge in einem Strafverfahren war. Nicht irgendeiner, sondern Zeuge der Anklage. Das erste Opfer des Nagelmörders. Wir haben jetzt noch zwei weitere Namen, die doch wenigstens als Querverweise hätten auftauchen müssen. Davon ist einer inzwischen auch Opfer des Nagelmörders. Alle waren sogenannte nachbenannte Zeugen, die nicht vom Gericht geladen wurden und der Polizei auch nicht vorher bekannt waren.«
    Frerksen gluckste. »Schön, dass das endlich mal richtig knallt. Ich hab so was schon voriges Jahr prophezeit. Als eure Chefs, namens Schackhaven und Miesbach, zu einer Tagung auf höchster Ebene mit dem Thema ›Polizeiliche Datenbanken und Ermittlung‹ waren, hatten sie ein vertrauliches Papier von mir mit, weil ich nicht mitdurfte …«
    Frerksen verdankte seinen Job beim LKA nicht der Tatsache, dass er Informatiker, sondern ein vorbestrafter Hacker war, und zwar einer der besten. Er hatte beim LKA angeheuert und dafür einen erheblichen Straferlass bekommen. Die Herren aus den oberen Etagen schätzten seine Arbeit, hatten aber nach außen hin immer noch Berührungsängste.
    Â»â€¦Â na ja, sie haben also nichts unternommen, die Herren. Die Sache ist die: Ihr kennt die Bezeichnung in der Datenbank ›Personenrolle Zeuge‹. Die wirft aber nur einen Namen aus, wenn die abgefragte Person von der Polizei befragt oder vernommen wurde und als solche abgespeichert wurde. Dann könnt ihr ja auch die Aussage als Dokument einsehen. Aber: Zeugen, die erst im Prozess benannt wurden, die nachbenannten Zeugen, die der Staatsanwalt sozusagen während der Verhandlung auf der Straße aufliest und in den Gerichtsaal schleift, sind dort natürlich nicht enthalten. Eben weil sie der Polizei nicht bekannt sind. Und die Staatsanwaltschaft hat keine eigenen Datenbanken über Zeugennamen und führt neben der Kripo auch keine Abfragen über Opfer durch. Die warten darauf, dass ihr was Brauchbares für die Arbeit vor Gericht abliefert. Durch diese Lücke im Ermittlungsprozess wurde auch das erste Opfer des Nagelmörders, Peter Arens, oder sonst jemand, der von ihm hingemeuchelt wurde, in seiner Eigenschaft als nachbenannter Zeuge nicht in

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