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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hatte er keine Möglichkeit zu beurteilen, wie viel Zeit vergangen war, als Arto Söderstedts unverkennbar finnlandschwedische Stimme verkündete: »Wir sind da.«
    Der Minibus bremste etwas nachlässig, schleuderte und kam als Letzter in einer langen Schlange am Straßenrand geparkter Wagen zum Stehen. Sämtliche neun Insassen saßen einen Augenblick reglos da, bevor sie wie auf einen wortlosen Beschluss zu der Ansicht kamen, dass sie auch diesmal nicht im Straßengraben gelandet waren.
    Söderstedt sprang geschmeidig aus dem Wagen, stieg aufs Trittbrett und klopfte vorsichtig an den neuen Dachgepäckträger. Er zog zur Probe an ein paar Gummistrippen und sah, dass alles gut war.
    Norlander seinerseits sprang in den Straßengraben und versank bis zu den Hüften im Schnee.
    Während der Rest beider Familien sich auf der Fahrerseite aus dem Wagen zwängte, hörten sie – ohne eine Miene zu verziehen – eine Serie atemberaubender Flüche. Schließlich offenbarte sich ein schneebedecktes und äußerst erbostes Wesen vor der Motorhaube.
    Â»Yeti«, sagte Peter Söderstedt zu seinem jüngeren Bruder. Sie lachten eine Weile.
    Charlotte Olofsson-Norlander, bald vier Jahre alt, zeigte auf ihren Papa und fragte: »Mama, was ist denn mit Papa?«
    Â»Schneeblind«, sagte Astrid Olofsson und zog mit ihren Töchtern ab. Nach und nach folgten die anderen. Arto Söderstedt schloss zu Viggo Norlander auf und sagte: »Lass gut sein jetzt, Viggo. Der Alltag ist nichts anderes als eine Serie von Missgeschicken. Wenn man das akzeptiert, ist das Leben gar nicht so schlecht.«
    Norlander blieb stehen, in der Absicht zu explodieren. Stattdessen betrachtete er seinen sonderbaren Kollegen und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass sein Zorn sich legte. Er lachte, ging weiter und sagte: »Jetzt erzähl mal von diesem bescheuerten Schreibtisch.«
    Â»Ich habe es ja schon versucht«, sagte Arto Söderstedt. »Da warst du nicht besonders empfänglich.«
    Â»Ich kann nur nicht begreifen, warum ein zweihundert Jahre altes, verrottetes Teil besser sein soll als ein ordentlicher Ikea-Schreibtisch.«
    Â»Es ist eine Entdeckung, Viggo. Ein deutsches Barockstück mit zahllosen raffinierten Fächern und Schubladen. Ein bisschen abgenutzt, aber mit einer Aura von Geschichte. Ein Schreibtisch aus dem 18. Jahrhundert. Stell dir nur mal vor, was der mitgemacht hat. Alle, die daran gesessen und geschrieben haben, alles, was in seinen Fächern und Schubladen gelegen hat. Meine Dokumente werden Teil einer Geschichte sein.«
    Â»Aber alles, was du brauchst, ist ein Schreibtisch.«
    Â»Nein«, sagte Arto Söderstedt. »Das ist ganz und gar nicht alles, was ich brauche.«
    Er sah auf die Uhr. Es war zwei. »Eine halbe Stunde noch, dann ist er dran«, sagte er. »Gutes Timing.«
    Inzwischen waren sie am Hof angelangt. Er lag am Rand des Ackerlands, und das Einzige, was als Erklärung für die vielen geparkten Autos dienen konnte, war ein in Blockbuchstaben geschriebenes Schild: ›Frühjahrsauktion. Sonntag, 16. März, 13.00 Uhr‹
    Die Familien waren verschwunden. Das einzig sichtbare menschliche Wesen war ein dicker bärtiger Mann, der auf dem Altan des Hauses stand und allmächtig aussah. Als das Duo sich näherte, vollführte er eine Geste nach links. Sie starrten ihn so lange an, bis er sich genötigt sah, seine Geste zu erklären. »Wir haben die Auktion ins Freie verlegt«, sagte er in breitem Roslagsdialekt. »Bei dem schönen Wetter. Folgen Sie den Fußspuren.«
    Der Schnee auf der linken Hofseite war auf breiter Front niedergetreten. Das Interesse für antike Möbel und Gegenstände hatte in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Söderstedt wusste, dass es am Fernsehen lag. Es gab neuerdingseine Reihe von Fernsehprogrammen, die sich mit Antiquitäten befassten, und diese Programme übten auch auf ihn eine gewisse Faszination aus. Enthusiastische Experten, die sich umständlich durch die Geschichte eines Objekts hindurchkommentierten, während der Besitzer wie auf Kohlen saß und nur wünschte, dass es endlich zur entscheidenden Frage kam: Was war der Mist wert?
    Nein, das war ungerecht. Vielleicht gab es einen Zusammenhang zwischen dem verstärkten Geschichtsinteresse in Schweden und dem wachsenden Interesse an Antiquitäten.
    Er fragte sich nur, wie

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