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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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lachte. »Bist du Psychologin?«
    Alex nickte. »Bin ich. Willst du nun lieber wieder aufstehen und singen gehen?«
    »Noch nicht. Psychologie finde ich interessant.«
    »Oh, ein Kollege.«
    »Nicht ganz. Ich bin in der Werbung.«
    »Ach?« Alex wollte gerade eine Bemerkung über Werbung und das Ansprechen von Frauen in Clubs machen, schob dann aber die Bierdeckel zusammen, steckte sie zurück in den Kunststoffhalter, auf dem das Logo der Lemfelder Privatbrauerei gedruckt war, und sagte stattdessen: »Mir gefällt eure Musik wirklich gut – ich bin nur etwas, sagen wir, in Gedanken zurzeit. Die Songs sind ein wenig traurig. Bringt mich nicht gerade wieder hoch.«
    »Der verdammte Weihnachtsblues?«
    »Der verdammte Weihnachtsblues. Und mit Blues kennst du dich ja aus. Blue moon, you saw me …«, summte sie die Melodie des Liedes.
    »Ist von Elvis«, erklärte Jan und trank das Bier aus. »Und ich muss mich entschuldigen: Du hast ja doch zugehört.«
    »Dann ist dein Ego ja wieder aufpoliert.« Sie zögerte. Lächelte. In einem ernsteren Tonfall fügte sie hinzu: »Natürlich habe ich zugehört. Und das mit dem Ego meine ich nicht wirklich. Ich rede manchmal nur so daher.« Was nicht gelogen war. Kein Stück.
    Jan lachte und stellte sein Bierglas auf den Tisch. Alex sah, wie sich ein anderer in Schwarz gekleideter Mann durch die Menschentrauben zu ihrem Tisch drängte und Jan auf die Schulter tippte. »Alter, wird Zeit für das nächste Set.« Jan nickte dem Mann zu, der wieder verschwand.
    »Unser Drummer«, sagte Jan. »Pause beendet.«
    »Okay, kein Problem.« Alex sah auf die Uhr. »Ich muss ohnehin gleich los und werde mir nicht mehr alles anhören können. Muss früh aufstehen.«
    »Schade.« Jan klopfte im Aufstehen mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. »Gerade, wo wir angefangen haben, uns richtig zu unterhalten.«
    »Tja«, zuckte Alex mit den Schultern, »that’s life, oder?«
    »Ja, manchmal ist das so.« Und damit zwängte sich Jan in Richtung Bühne.
    Alex leerte den Rotwein und wischte sich die feuchten Hände an der Jeans ab. Ihre Wangen glühten, und sie hoffte, dass Jan das nicht bemerkt hatte. Hatte sie gerade mit ihm geflirtet? Wenn ja, dann war sie ziemlich aus der Übung. Andererseits hatte Jan auch nicht den allerbesten Start hingelegt. Aber es war ein schönes Gefühl, von einem attraktiven Mann angesprochen zu werden. Zudem einem, der nicht sofort wieder auf dem Absatz kehrtgemacht hatte, sobald er gegen ihren Panzer geknallt war. Eine Eigenschaft, die Alex sehr schätzte. Und die dringend nötig war, wenn man sich mit ihr abgab. Dennoch: Wenn sie es ernsthaft angehen wollte, jemanden näher kennenzulernen, vielleicht jemanden wie diesen Jan, würde sie dringend an sich selbst arbeiten müssen, denn …
    »Sorry, habe etwas vergessen.«
    Alex’ Herz machte einen Sprung. Jan hatte sich wieder zurückgedrängelt und beugte sich über den Tisch zu ihr herüber.
    »Ja?«, fragte sie eine Spur zu laut.
    Jan wuschelte sich durch die Haare und schien wieder nach den richtigen Worten zu suchen. »Also, da du ja gleich wieder losmusst, ähm, dachte ich mir …«
    »Ja?« Wie süß. Er stammelte. Und sie selbst saß wie vom Schlag getroffen da.
    »Also, ich würde mir ansonsten in den Hintern treten, und …« Er sah sie aus tiefblauen Augen an. »Also, hast du ein Handy?«
    Alex nickte.
    »Ja, wenn du mir deine Nummer gibst, würde ich mal anrufen und einfach sehen, ob du drangehen möchtest …«
    »Oh, ja klar, kein Problem.« Alex fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Hektisch griff sie in ihre Handtasche, zog zielsicher einen Block mit Post-it-Zetteln und einen Kugelschreiber hervor. In Windeseile notierte sie ihre Handynummer, riss den Zettel ab und gab ihn Jan. »Heiligabend bin ich ab morgens nicht da«, erklärte sie. »Und am ersten Feiertag bin ich bestimmt ab mittags oder nachmittags wieder zurück. Aber ich habe das Handy sowieso immer an und bin eigentlich ständig erreichbar.«
    »Prima.« Jan strahlte sie an, legte zum Gruß zwei Finger an die Stirn. »Dann vorsorglich schon mal frohe Weihnachten«, rief er im Gehen.
    »Ebenfalls«, antwortete sie und dachte: Hast du gerade wirklich einem Kerl deine Handynummer gegeben? Und wie ein Schulmädchen bei der ersten Verabredung gestammelt und diesem Mann deinen Terminkalender vorgebetet? Geht’s denn noch, Alex?

13.
    D er Mann stand am Fenster, blickte in den nächtlichen Himmel über Lemfeld und

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