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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ab, wusch mir die Hände und fuhr nach oben. Eine wachsende Furcht lastete schwer auf meiner Seele.
    Trotz seiner scheinheiligen Ignoranz hoffte ich inständig, dass Claudel doch Recht hatte.

5
    Claudel saß vor meinem Schreibtisch, seine Stirn, seine Nase und sein Mund deuteten nach Süden. Weder stand er auf, noch grüßte er mich, als ich eintrat. Ich erwiderte seine Herzlichkeit.
    »Sind Sie fertig?«
    »Nein, Monsieur Claudel. Ich bin noch nicht fertig. Ich habe gerade erst angefangen.« Ich setzte mich. »Aber ich habe einige beunruhigende Beobachtungen gemacht.«
    Sein wiederholtes Zeigefingerkrümmen bedeutete: »Erzählen Sie.«
    »Ausgehend von Merkmalen des Schädels und des Beckens, kann ich Ihnen sagen, dass Skelett 38 426 das einer Frau ist, die bei ihrem Tod etwa zwischen fünfzehn und neunzehn Jahren alt war. Nach einer Untersuchung der Röhrenknochen werde ich diese Altersschätzung noch präzisieren können, aber es ist offensichtlich, dass die Basilarnaht erst vor kurzem verschmolzen ist, der Darmbeinkamm …«
    »Ich brauche keine Anatomiestunde.«
    Wie wär’s mit meiner Schuhspitze in deinen Arsch?
    »Das Opfer ist jung.« Unterkühlt.
    »Weiter.«
    »Sie sind alle jung.«
    Claudel hob fragend die Augenbrauen.
    »Alle weiblich. Unter oder knapp über zwanzig.«
    »Todesursache?«
    »Dazu ist eine detaillierte Untersuchung jedes Skeletts nötig.«
    »Leute sterben eben.«
    »Aber normalerweise nicht als Jugendliche.«
    »Rasse?«
    »Im Augenblick noch unklar.« Obwohl ich die Abstammung erst noch verifizieren musste, deuteten Merkmale der Gesichtsund Schädelarchitektur darauf hin, dass sie alle weiß waren.
    »Es ist also möglich, dass wir Pocahontas und ihre Hofdamen ausgegraben haben.«
    Ich hielt mich mit einer Antwort zurück. Ich würde mich von Claudel nicht zu einer verfrühten Aussage verleiten lassen.
    »Den Knochen aus der Kiste und denen aus der nordöstlichen Senke haftet kein weiches Gewebe mehr an, die aus dem Bündel zeigen jedoch noch Spuren von Adipocire. Leichenwachs.
    Ich bin nicht überzeugt davon, dass diese Überreste aus einer fernen Vergangenheit stammen.«
    Claudel hob die Hände und zeigte mir die Innenflächen. »Fünf Jahre, zehn, ein Jahrhundert?«
    »Eine Bestimmung der seit dem Todeseintritt vergangenen Zeit erfordert weitere Untersuchungen. Im Augenblick würde ich diese Überreste nicht als historisch oder prähistorisch abschreiben.«
    »Ich brauche keine Anweisungen, wie ich meine Berichte zu schreiben habe. Was genau wollen Sie mir damit sagen?«
    »Ich will Ihnen damit sagen, dass wir kürzlich drei tote Mädchen aus dem Keller einer Pizzabude geborgen haben. Beim augenblicklichen Stand der Untersuchung ist die Schlussfolgerung, dass es sich um sehr alte Überreste handelt, nicht angemessen.«
    Einige Sekunden lang starrten wir uns schweigend an. Dann griff er in seine Brusttasche, zog einen Ziploc-Beutel heraus und warf ihn auf den Tisch.
    Langsam senkte ich den Blick.
    Die Tüte enthielt drei runde Objekte.
    »Sie können sie ruhig herausnehmen.«
    Ich zog die Tüte auf und schüttete mir die Objekte auf die Handfläche. Es waren drei flache Metallscheiben, jede mit einem Durchmesser von knapp drei Zentimetern. Obwohl sie korrodiert waren, erkannte ich auf der Vorderseite jeder Scheibe eine weibliche Silhouette und auf der Rückseite eine Öse. Neben jeder Öse waren die Initialen ST eingraviert.
    Ich schaute Claudel fragend an.
    »Nach einiger Überzeugungsarbeit gab der Prinz der Pizza zu, gewisse Gegenstände an sich genommen zu haben, als er die Knochen in die Kiste packte.«
    »Knöpfe?«
    Claudel nickte.
    »Sie waren mit dem Skelett vergraben?«
    »Der Herr bleibt etwas vage, was ihre Herkunft angeht. Aber ja, es sind Knöpfe. Und offensichtlich sind sie alt.«
    »Wie können Sie so sicher sein, dass sie alt sind?«
    »Ich kann es nicht. Dr. Antoinette Legault vom McCord schon.«
    Das McCord Museum of Canadian History beherbergt über eine Million Artefakte, wobei mehr als sechzehntausend davon zur Kleidungs- und Schmucksammlung gehören.
    »Legault ist eine Knopfexpertin?«
    Claudel ignorierte die Frage. »Die Knöpfe wurden im neunzehnten Jahrhundert hergestellt.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, klingelte Claudels Handy. Ohne sich zu entschuldigen, stand er auf und trat auf den Gang.
    Mein Blick kehrte zu den Knöpfen zurück. Bedeuteten sie, dass die Skelette mehr als ein Jahrhundert in der Erde gelegen hatten?
    In weniger als einer Minute

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