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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Spezialisten mit Universitätsabschlüssen kümmern sich um die wissenschaftlichen Aspekte. Polizisten jagen die bösen Jungs.
    Aber Hollywood hat mal wieder ein Märchen in die Welt gesetzt, und jetzt glauben die Leute, dass Spurensicherungstechniker Wissenschaftler und Detectives sind, und jede Woche werde ich von blauäugigen Fernsehzuschauern angerufen, die meinen, etwas entdeckt zu haben. Ich versuche, höflich zu sein, aber diesem neuesten Kinomythos sollte man eigentlich einen Tritt in den Hintern geben.
    »Es tut mir Leid, Ma’am, aber um in diesem Institut zu arbeiten, müssen Sie erst Ihre Referenzen einschicken und ein formelles Bewerbungsverfahren durchlaufen.«
    »Oh.« Ich hörte sie scharf einatmen.
    »Wenn Sie im Personalbüro vorbeischauen, wird man Ihnen sicher Unterlagen mit den Tätigkeitsprofilen …«
    »Nein, nein. Sie missverstehen mich. Ich habe Ihr Foto im Journal gesehen. Ich habe in Ihrem Büro angerufen.«
    Noch schlimmer als ein Krimifreak. Eine neugierige Nachbarin mit dem Tipp des Jahrhunderts. Oder irgendeine gierige Tussi, die auf eine Belohnung aus ist.
    Ich warf den Kuli auf die Schreibunterlage und ließ mich in den Sessel fallen. Der Anruf würde sich wahrscheinlich als Schuss ins Blaue herausstellen, aber man konnte ja nie wissen.
    »Das klingt jetzt vielleicht verrückt.« Nervöses Räuspern.
    »Und ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind.«
    »Um ehrlich zu sein, ich bin gerade mitten in einem Projekt, Mrs. …?«
    Der Name kam nur verzerrt durch die Leitung. Gallant? Ballant? Talent?
    »… Knochen, die Sie ausgegraben haben.«
    Noch eine Pause. Im Hintergrund wieder Pfeifen und Kreischen.
    »Was ist damit?«
    Die Stimme wurde kräftiger.
    »Ich dachte, es ist meine moralische Pflicht.«
    Ich sagte nichts, starrte die Knochen auf der Bahre an und dachte an moralische Pflicht.
    »Meine moralische Pflicht, mich zu melden. Wenigstens mit einem Telefonanruf. Bevor ich wegfahre. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Die Leute nehmen sich einfach nicht mehr die Zeit. Keiner kümmert sich um irgendwas. Keiner will in irgendwas hineingezogen werden.«
    Im Gang hörte ich Stimmen und Türenknallen, dann wieder Stille. Die Autopsie-Techniker hatten Feierabend. Ich lehnte mich zurück, müde zwar, aber doch erpicht, diese Unterhaltung abzuschließen und mich wieder an die Arbeit zu machen.
    »Was wollen Sie mir denn sagen?«
    »Ich lebe schon lange in Montreal. Ich weiß, was in diesem Gebäude los war.«
    »In welchem Gebäude?«
    »In dem die Knochen vergraben waren.«
    Jetzt hatte die Frau meine volle Aufmerksamkeit.
    »In der Pizzabude?«
    »Das ist es jetzt.«
    In diesem Augenblick schrillte eine Glocke, es klang fast so wie in einer alten Schule.
    Die Leitung war tot.

6
    Hektisch drückte ich auf den Knopf, versuchte, zur Telefonzentrale durchzukommen.
    Niemand meldete sich.
    Verdammt.
    Ich knallte den Hörer auf die Gabel und rannte zum Aufzug.
    Susanne, die Rezeptionistin des LSJML, lebt in einer kleinen Stadt auf halbem Weg zwischen Montreal und der Grenze zu Ontario. Zu ihrem täglichen Weg zur und von der Arbeit gehören die Metro, ein Zug und ein Timing, das komplizierter ist als das eines Weltraumrendezvous. Gleich bei Schichtende startet Susanne durch wie eine Rakete. Ich hoffte, sie durch ein Wunder noch bei den Startvorbereitungen anzutreffen.
    Das Display zeigte mir, dass der Aufzug im dreizehnten Stock war.
    Na komm. Mach schon.
    Die Kabine brauchte einen Monat, um zu mir nach unten zu kommen, und dann noch mal einen für die Fahrt nach oben. Im zwölften stürzte ich durch die aufgehenden Türen.
    Ich hoffte, dass die Informantin noch einmal angerufen hatte und der automatische Nachtdienst den Anruf in meine Mailbox umgeleitet hatte, und rannte deshalb in mein Büro.
    Das rote Licht blinkte.
    Ja!
    Eine mechanische Stimme kündigte fünf Nachrichten an.
    Meine Freundin Anne aus South Carolina.
    AUS Police. Schon wieder.
    The Gazette. Schon wieder.
    Ein Neuer von den CFCF News.
    Ryan.
    Gemischte Gefühle. Neugier, weil Anne angerufen hatte. Erleichterung, weil Ryan versucht hatte, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Enttäuschung, weil meine geheimnisvolle Tippgeberin es nicht getan hatte. Angst, dass ich die Frau für immer verloren hatte.
    Wie hatte der Name gelautet? Gallant? Ballant? Talent? Warum hatte ich sie nicht gebeten, ihn zu buchstabieren?
    Ich ließ mich in meinen Sessel fallen, starrte das Telefon an und hoffte inständig, dass das kleine

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