Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Waren sie Einzelgänger, misshandelt von Familientyrannen? Ausreißer, die versuchten, auf der Straße zu überleben?
    Ich hatte keinen einzigen Hinweis auf Kleidung gefunden. Zugegeben, Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder Wolle zerfallen sehr schnell. Aber warum nicht einmal den Zahn eines Reißverschlusses? Eine Öse? Einen Druckknopf? Ein BH-Häkchen? Diese Mädchen waren ausgezogen worden, bevor man sie in anonyme Gräber legte.
    Waren sie zusammen gestorben? Oder in einem Zeitraum von Monaten? Jahren?
    Und wie immer die zentrale Frage: Wann? Vor einem Jahrzehnt? Einem Jahrhundert?
    Als ich zu Hause ankam, legte mein Kopfweh einen Zahn zu, und ich war hungrig genug, um ganz Litauen aufzufressen. Bis auf Müsliriegel und Diät-Limos hatte ich den ganzen Tag nichts zu mir genommen.
    Nach dem Duschen wärmte ich mir ein mexikanisches Fertiggericht in der Mikrowelle auf. Beim Essen mit Letterman dachte ich an Anne. Anne würde mich verstehen. Mir die Möglichkeit geben, Dampf abzulassen. Tröstende Sachen sagen. Ich griff eben zum Schnurlosen, als es in meiner Hand klingelte.
    »Wie geht’s Birdie?« Anne.
    »Du rufst wegen meiner Katze an?«
    »Ich glaube, der kleine Kerl kriegt nicht genug Aufmerksamkeit.«
    Der kleine Kerl saß neben mir auf der Couch und starrte den Sauerrahm an, der aus den Resten meines Burrito sickerte.
    »Birdie würde dir sicher zustimmen.«
    Ich stellte das Tablett auf den Couchtisch, wischte ein wenig Sauerrahm mit dem Finger auf und hielt ihn dem Kater hin. Birdie leckte ihn ab und starrte dann wieder den Teller an.
    »Was ist mit dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Kriegst du genug Aufmerksamkeit?«
    Obwohl Anne die Instinkte eines Navigationssatelliten hat, konnte sie von meinen Problemen mit Ryan unmöglich etwas wissen.
    »Ich wollte dich eben anrufen«, sagte ich.
    »Ich nämlich nicht«, fuhr sie fort, ohne auf meine Antwort einzugehen.
    »Von was redest du?«
    »Tom-Ted.«
    Anne ist mit einem Anwalt namens Tom Turnip verheiratet. Als Tom im zweiten Jahr Juniorpartner in seiner Kanzlei war, sprach ihn ein Seniorpartner einen ganzen Monat lag mit Ted an. Seitdem hieß er Tom-Ted.
    »Was ist mit T-T?«
    »Rate mal.«
    Ich wollte zwar mitfühlend klingen, war aber viel zu erschöpft für Ratespiele.
    »Bitte erzähl’s mir einfach.«
    »Gute Idee. Ich bin morgen bei dir.«

7
    Acht Stunden später ging es mir sehr viel besser. Das Kopfweh war verschwunden. Die Sonne schien. Meine beste Freundin kam mich besuchen.
    Vielleicht. Anne ist berüchtigt für plötzliche Sinneswandel.
    Was übrigens Sinneswandel anging, hatte Ryan Recht. Indizien bezüglich des postmortalen Intervalls, also des PMI oder auch der Leichenliegezeit, waren der Dreh- und Angelpunkt der Debatte mit Claudel.
    Während ich Cornflakes zerkaute, dachte ich über das Problem nach.
    Im Augenblick wusste ich, dass 38 426 und 38 427 aus flachen Gräbern in einem trockenen Keller stammten. Die Skelette waren völlig fleischlos, aber gut erhalten, ohne oberflächliche Risse oder Abschilferungen.
    Mentale Checkliste. Welche anderen Daten sind hilfreich für die Bestimmung des PMI bei trockenen Knochen?
    Zerfall von dazugehörigem Material. Ich hatte keines.
    Analyse von Insekteneinschlüssen? Ich hatte keine.
    Bird kroch auf meine Cornflakes zu; er war scharf auf die Milch. Ich setzte ihn auf einen Stuhl.
    Sollte ich mich 38 428 zuwenden, oder sollte ich mich auf die PMI-Bestimmung konzentrieren?
    Birdie schlich sich wieder auf den Tisch. Ich hob ihn noch einmal herunter.
    Falls ich Beweise dafür fand, dass die Knochen alt waren, konnte ich mich entspannen und die Archäologen informieren. Falls ich andererseits Beweise dafür fand, dass die Überreste jüngeren Datums waren, wie ich vermutete, würde der Coroner auf einer Untersuchung bestehen, und Claudel hätte dann keine andere Wahl. Er und Charbonneau konnten die Ermittlungen aufnehmen, während ich das dritte Skelett untersuchte.
    Als ich mir Kaffee einschenkte, startete Birdie einen dritten Angriff. Ziemlich unsanft scheuchte ich ihn noch einmal vom Tisch.
    Okay. Ich hatte weder Artefakte noch Insekten. Welche Möglichkeiten gab es sonst noch?
    Ich wusste, dass die elementare Zusammensetzung von Knochen sich mit der Zeit ändert. Der Stickstoffanteil nimmt ab, der Fluoridanteil nimmt zu. Aber diese Veränderungen laufen zu langsam ab, um damit das Alter von modernen Überresten schätzen zu können.
    Ich hatte Studien gelesen, die sich mit Radiographie,

Weitere Kostenlose Bücher