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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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dass der Fall Charles Olmstead alles andere als abgeschlossen war. Er stand auf, streckte sein lädiertes Bein und bedankte sich bei Owen.
    «Augenblick», rief der ehemalige Deputy. «Wir sind mit der Runde doch noch gar nicht zu Ende.»
    «Doch, Mr. Peale. Mein Einsatz gehört Ihnen.»
    «Ich will aber nicht, was ich nicht verdient habe.»
    «Na schön.» Nick wandte sich ihm zu und warf die Karten, die er in der Hand versteckt gehalten hatte, auf den Tisch. «Eine Straße.»
    Owen deckte sein Blatt auf, eine Herz Drei und vier Asse. Er raffte den Gewinn an sich und gab Nick mit einem gehässigen Grinsen unmissverständlich zu verstehen, dass er ihn ausgetrickst hatte.
    «Ich schätze, ich hab den Einsatz doch verdient», sagte er.

    Auf der Fahrt zurück nach Perry Hollow waren beide ungewöhnlich still und vollauf damit beschäftigt, Owen Peales Informationen zu verdauen. Nick kramte in seinen mentalen Aufzeichnungen und reihte die Wörter aneinander, die ihn hatten stutzen lassen: Wasserfall, Fahrrad, Badewanne . Ihm war klar, dass sie irgendwie zusammenhängen mussten und dass hinter Charlie Olmsteads Verschwinden mehr steckte, als es den Anschein hatte.
    Kat dachte ähnlich, was Nick ihrem Klammergriff am Steuer und den mahlenden Kieferknochen ansah.
    «Ich verstehe nicht», sagte sie schließlich, «wieso mein Vater ...»
    Sie ließ ihre Gedanken unausgesprochen. Gleichwohl wusste Nick, was sie sagen wollte. Sie verstand nicht, warum ihr Vater der Sache mit den Reifenspuren nicht nachgegangen war.
    Nick hätte an seiner Stelle nicht aufgehört zu ermitteln. Unabhängig von den Wünschen verzweifelter Eltern würde er im Fall eines vermissten Kindes jeder Spur nachgehen, und wäre sie noch so unergiebig. Trotzdem konnte er die Entscheidung von Kats Vater nachvollziehen. Mehr noch, er glaubte zu verstehen, in welche Richtung der Chief gedacht hatte.
    «Zerbrich dir nicht den Kopf», sagte Nick. «Dein Vater war bestimmt davon überzeugt, dass Charlie ertrunken ist und vom Fluss mitgerissen wurde. Eine andere Möglichkeit war für ihn unvorstellbar.»
    Nick erinnerte sich an Kats Fassungslosigkeit nach dem ersten Mord durch die Hand von Meister Tod. Sie war durchaus hart im Nehmen und für eine Provinznestpolizistin ausgesprochen gescheit, aber Nick hatte das Entsetzen in ihren Augen und die Unsicherheit in ihrer Stimme sehr wohl registriert. Es war ihr unbegreiflich gewesen, dass so etwas Schreckliches in ihrer kleinen Stadt passieren konnte.
    «Cops dürfen Tatsachen nicht ignorieren, nur weil sie sie nicht mögen», sagte Kat. «Und Tatsache war, dass keine Reifenspuren ins Wasser führten.»
    «Was er auf den Regen zurückgeführt hat», entgegnete Nick. «Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder der Junge wurde entführt, oder er ist mit seinem Fahrrad in den Fluss geraten, ertrunken und nicht wieder aufgetaucht. Welche Möglichkeit würdest du in Anbetracht der Kriminalitätsstatistik deiner Stadt für wahrscheinlich halten?»
    Kat starrte mit ausdrucksloser Miene durch die Windschutzscheibe. «Ich kann’s nicht leiden, wenn du recht hast.»
    «Dann musst du mich ja regelrecht hassen.»
    «Sieh dich vor, Donnelly.»
    Sie hatten Perry Hollow erreicht und fuhren die Main Street entlang. Hier fühlte sich Kat zu Hause. Nick war schon seit Jahren nicht mehr in Ohio gewesen, seiner Heimatstadt, und er hatte auch nicht vor zurückzukehren, denn er fürchtete, dass ihn dort die Vergangenheit einholen würde. Zum ersten Mal fragte er sich jetzt, wie Kat wohl mit unliebsamen Erinnerungen umging.
    «Verrätst du mir, was zwischen dir und Eric Olmstead war?», fragte er.
    Er hatte damit gerechnet, sie mit dieser Frage zu verärgern. Was aber nicht der Fall war. Überhaupt schien sie seit der Begegnung mit Eric milder gestimmt zu sein. Hoffentlich ein gutes Zeichen, dachte er.
    «Das kannst du dir doch denken, oder?», antwortete sie.
    «Ihr wart zusammen.»
    «Ja, wir haben Händchen gehalten», sagte sie. «Ich hatte gerade mit dem Studium angefangen, er stand kurz vor dem Abschluss.»
    «Wie lange wart ihr ein Paar?»
    Kat seufzte. Sie schien genervt sein. So viel zu der milderen Stimmung. «Vier Monate.»
    «Und wie ist es auseinandergegangen?»
    «Unschön.»
    Sie bog in die Sackgasse ein, in der Eric zurzeit wohnte und sein Bruder verschwunden war. Der Anblick der Straße machte sie wieder beklommen. Alle Häuser schienen verwaist, abgesehen davon, dass vor dem der Olmsteads Eric auf der Veranda saß. Er hatte

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