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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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Olmstead, die diese morbide Collage zusammengestellt hatte. Die abgenutzten Stellen innerhalb der roten Kreise ließen darauf schließen, dass Maggie Stunde um Stunde über der Karte und diesen sechs Schicksalen gebrütet hatte. Es konnte sein, dass noch weitere Jungen verschwunden waren, doch nur die aus ihrer Auswahl zählten für sie. Warum?
    «Nick», sagte Kat. «Das war doch früher dein Ding. Was fällt dir auf Anhieb dazu ein?»
    Bei der State Police hatte Nick als Experte in Sachen kriminalistischer Motivforschung gegolten. Er war zwar kein Profiler gewesen, verstand sich aber bestens darauf, Erklärungen zu finden, warum Menschen mitunter unvorstellbare Dinge taten. Als Perry Hollow ein Jahr zuvor von einem solchen Menschen heimgesucht worden war, hatte er die Ermittlungen geleitet und ganz wesentlich zur Aufklärung der Morde beigetragen. Kat hoffte, dass er auch in diesem Fall erfolgreich sein würde.
    «Wir haben es offenbar mit einem Serienkiller zu tun», antwortete Nick.
    Eric räusperte sich. «Killer?»
    «Es gibt drei Arten von Entführungen», erklärte Nick. «In den meisten Fällen sind Familienmitglieder involviert, verzweifelte Eltern, die um das Sorgerecht streiten. Solche Fälle werden in der Regel schnell aufgeklärt.»
    «Ja», erwiderte Eric. «Eines meiner Mitch-Gracey-Bücher beschäftigt sich mit diesem Thema.»
    «An zweiter Stelle steht die Entführung durch einen Bekannten oder Nachbarn. Die Opfer sind meist heranwachsende Mädchen, die Täter häufig pervertierte junge Männer, die am Schrecken ihrer Opfer Befriedigung finden.»
    Nick schaute auf die Karte. Seinen grünen Augen schien nichts zu entgehen, auch das nicht, was Kat übersah. Er blickte von Foto zu Foto, von Tatort zu Tatort und studierte das Gesamtbild.
    «Und drittens gibt es schließlich solche Fälle, die aus heiterem Himmel passieren.»
    Kat wusste davon über die Suchaktionen von AMBER ALERTS und etliche Fahndungsaufrufe. Es handelte sich um Fälle, in denen Kinder aus Einkaufsläden entführt, mit Süßigkeiten in ein fremdes Auto gelockt oder, wie Charlie Olmstead auf einem Fahrrad unterwegs, nie mehr nach Hause zurückgekommen waren.
    Eric kratzte sich am Hals und sagte: «Sie meinen also, der Entführer all dieser Jungs hat seine Opfer letztlich getötet.»
    Nick nickte stumm. «Würde einer dieser Jungen noch leben, hätte man inzwischen sicher davon erfahren.»
    Kat sah, wie Eric tief Luft holte, die Flasche an den Mund setzte und trank. Plötzlich entschuldigte er sich, verließ eilends das Esszimmer und lief auf die rückwärtige Veranda hinaus. Kat beneidete ihn fast um diese Fluchtmöglichkeit. Auch sie wäre am liebsten aus dem Raum gestürzt, um jegliche weitere Konfrontation mit dieser traurigen Tafel auf dem Tisch zu vermeiden. Und doch konnte sie den Blick nicht einfach abwenden. Diese Fälle waren nun nicht mehr allein die Sache von Nick und seiner Stiftung, sondern eine Polizeiangelegenheit.
    «Siehst du eine Verbindung?», fragte sie. «Es muss eine geben.»
    «Als Erstes ist mir das Alter der Opfer aufgefallen», erwiderte Nick. «Wer war der Jüngste?»
    Kat deutete auf das Foto von Noah Pierce. «Er war neun.»
    «Der Älteste zwölf», sagte Nick und zeigte auf Dwight Halsey. «Könnte hinkommen. Täter, die es auf Kinder abgesehen haben, halten sich an Opfer gleichen Alters.»
    «Unser Mann scheint sich auch ähnliche Tatorte ausgesucht zu haben», ergänzte Kat. «Alle Jungen haben in Kleinstädten oder ländlichen Gebieten gewohnt. Charlie verschwand an den Sunset Falls. Dennis Kepner und Noah Pierce waren in einem Park. Und Frankie Pulaski und Bucky Mason kamen aus einem Nest namens Centralia.»
    «Wir kennen also das Opferschema und die Orte der Entführungen», fasste Nick zusammen.
    Kat schaute sich erneut die Karte an und verweilte bei den beiden Orten, in denen mehr als ein Verbrechen stattgefunden hatte: Fairmount und Centralia. Vielleicht kannte sich der Täter dort besonders gut aus.
    «Ich glaube, unser Mann hat dort gelebt», sagte sie. «In Fairmount und in Centralia.»
    Obwohl es das Thema eigentlich nicht zuließ, gestattete sich Nick ein stolzes Schmunzeln. Er war Kat ein guter Lehrer gewesen.
    «Wie kommst du darauf?», fragte er.
    «Ich bin viel in Pennsylvania herumgekommen, habe aber von diesen beiden Ortschaften noch nie etwas gehört, und ich behaupte, den meisten Menschen, die nicht gerade dort leben, geht es ähnlich. Ein Killer kehrt nicht an den Tatort

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