Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
Vom Netzwerk:
der State Police. Und als er nun Glorias gleichgültige Stimme hörte, kamen in ihm all die Wut und die Bitterkeit wieder hoch, die seinen Rauswurf begleitet hatten.
    Nick schluckte und versuchte, die Fassung zu bewahren. «Im Rahmen der Stiftung ermittle ich in einer Angelegenheit, die –»
    Gloria fiel ihm ins Wort. Das war typisch für sie. «Apropos, wie läuft’s eigentlich mit der Stiftung?»
    «Gut.»
    «Freut mich zu hören», sagte sie ohne eine Spur von Freude.
    «Bei meinen Ermittlungen bin ich auf etwas gestoßen, was du wissen solltest.»
    Jetzt klang sie interessiert. «Um was geht’s?»
    Nick sprach zehn Minuten lang, ohne ein einziges Mal unterbrochen zu werden. Er erklärte, was er und Kat im Laufe des Tages in Erfahrung gebracht hatten, und nannte Einzelheiten – Namen, Daten, Orte. Er ging sogar so weit, Gloria von der Karte und den Zeitungsausschnitten zu erzählen, die Maggie Olmstead zusammengetragen hatte und die nun von Kat verwahrt wurden. Als er fertig war, stellte Gloria eine Frage, die er von ihr nicht mehr zu hören erwartet hatte.
    «Was ist deine Meinung?»
    «Ich glaube, wir haben es mit einem Serientäter zu tun», antwortete er. «Die zahlreichen Überschneidungen der Fälle schließen einen Zufall aus.»
    «Wie viele Personen wissen Bescheid?»
    «Nur Chief Campbell, Eric Olmstead und ich.»
    Ein Name ließ Gloria aufmerken. «Eric Olmstead, der Schriftsteller?»
    «Ja. Er hat mich engagiert.»
    «Ich bin beeindruckt.» Nick war sich nicht ganz sicher, wie diese Bemerkung zu verstehen war, aber ihre leicht veränderte Tonlage ließ darauf schließen, dass sie es ernst meinte. Ihre Bewunderung hielt jedoch nicht lange vor. Sie war sofort wieder kurz angebunden.
    «Danke, dass du mich informiert hast.»
    «Wirst du dich der Sache annehmen?»
    Nick wusste, dass er diese Frage nicht hätte stellen sollen, aber alte Gewohnheiten waren nicht so ohne weiteres abzuschütteln. Gloria zögerte nicht lange, ihn in seine Schranken zu verweisen.
    «Darüber darf ich dir keine Auskunft geben. War das alles?»
    Nick hätte ihr noch gern gesagt, dass er sich nicht unterkriegen ließ, dass er und seine Stiftung Fälle aufklären würden, die die Polizei längst zu den Akten gelegt hatte. Und er hätte ihr gern all die Worte an den Kopf geworfen, die ihm seit seinem Rauswurf vor elf Monaten in den Sinn gekommen waren. Aber so weit wollte er dann doch nicht gehen.
    «Das war’s.»
    «Dann mach’s gut, Nick. Und pass auf dich auf.»
    Immerhin, er hatte es geschafft, Gloria Ambrose anzurufen und sich im Zaum zu halten. Kat würde stolz auf ihn sein. Wahrscheinlich gingen jetzt beide, Gloria und Kat, davon aus, dass er mit dem Fall abgeschlossen hatte.
    Weit gefehlt.
    Eric Olmstead hatte ihn beauftragt herauszufinden, was mit seinem Bruder geschehen war. Nur weil er sie eingeweiht hatte, waren die beiden Frauen jetzt mit dem Fall befasst. Aber für Nick war es immer noch der seine, und er dachte nicht daran, die Ermittlungen einzustellen.
    Erneut griff er zum Hörer und wählte eine Nummer, die er ebenfalls auswendig kannte. Es war die eines Polizisten namens Vinzent Russo, der im Süden Philadelphias auf Streife ging. Vinnies Frau war fünfzehn Jahre zuvor von einem Auto angefahren und tödlich verletzt worden. Der Mann am Steuer hatte Fahrerflucht begangen und war nie gefasst worden. Weil sie einen ähnlichen Schmerz miteinander teilten und weil sich Vinnie bei jeder Gelegenheit für die Stiftung stark machte, glaubte Nick, ihn um einen großen Gefallen bitten zu können.
    «Nick Donnelly», grüßte Vinnie, ohne dass sich Nick mit Namen gemeldet hätte. «Wo steckst du gerade?»
    «Woher wusstest du, dass ich es bin?»
    «Auf meine Nummernerkennung ist Verlass», antwortete Vinnie. «Ich glaube auch zu wissen, warum du mich anrufst.»
    «Ja, ich brauche wieder einmal ein paar Informationen.»
    «Natürlich. Namen? Adressen?»
    «Etwas von beidem. Hast du was zu schreiben? Ich nenne dir jetzt fünf Namen.»
    Vinnie stieß einen Pfiff aus. «Hört sich nach ’ner größeren Sache an.»
    «So ist es.»
    «Okay», sagte Vinnie. «Schieß los.»
    Nick holte tief Luft. «Als Erstes suche ich eine Adresse in Fairmount. Der Nachname ist Kepner.»

9
    Kat wartete, bis James zu Bett gegangen war, und holte erst dann Maggie Olmsteads Tafel ins Haus. Er brauchte die traurigen Schlagzeilen und die Gesichter der gleichaltrigen Jungen, die seit langer Zeit vermisst wurden, nicht zu sehen. Als sie das schwere

Weitere Kostenlose Bücher