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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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Vieraugengespräch mit Glenn Stewart und die Frage, welchen Glauben er während der Zeit seiner Genesung in Vietnam angenommen hatte. Die Ernsthaftigkeit in Erics Stimme ließ sie jedoch aufmerken.
    «Du musst unbedingt kommen», sagte er. «Sofort.»
    Als Kat sein Haus erreichte, fand sie am Straßenrand einen Lastwagen vor, im Wohnzimmer einen Filmprojektor. Beides wirkte fehl am Platz. Eric klärte sie darüber auf, dass der Lastwagen seinem Vater gehörte, der gerade seinen Rausch ausschlief. Den Projektor hatte er im Keller unter den Sachen seiner Mutter gefunden.
    «Ich zeige dir jetzt einen Film, den ich von Becky Santangelo bekommen habe.»
    Kat betrachtete den Projektor. Er war so klobig wie die meisten Gegenstände aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Eric hatte ihn entstaubt, aber ganz sauber war er nicht geworden. Auf der braunen Oberfläche waren graue Schmierspuren zu erkennen. Die Spule war aufgesteckt, der Filmstreifen eingefädelt.
    «Hast du ihn schon gesehen?»
    Eric schüttelte den Kopf. «Ich wollte auf dich warten.»
    Der Projektor war auf die kahle Wand neben dem Fernseher gerichtet. Als Eric den Apparat einschaltete, zog Kat die Vorhänge zu. Über einen Kippschalter setzte Eric den Film in Bewegung.
    Die erste Sequenz schien in einem Korridor aufgenommen worden zu sein. Boden und Wände kippten leicht nach rechts, richteten sich dann ruckartig auf, um gleich darauf nach links wegzukippen. Sie wackelten in unechten Farben, als die Kamera durch den Korridor und über eine Treppe nach unten geführt wurde.
    Derjenige, der sie hielt, schien entweder betrunken oder seekrank zu sein, was sich auf Kat übertrug. Ihr wurde regelrecht übel, als die Kamera plötzlich, das Objektiv voran, auf den Boden zustürzte, im letzten Augenblick aber offenbar abgefangen und wieder aufgerichtet wurde.
    Zu sehen war jetzt der Eingangsbereich im Haus der Santangelos, vom unteren Treppenabsatz aus betrachtet. Kat erkannte ihn wieder, allerdings nicht am Dekor, das dem Chic der späten Sechziger entsprach – Langflor, knallige Farben, geometrische Muster. Der einzige Gegenstand guten Geschmacks war eine Vase mit weißen Lilien auf einem Tischchen neben der Tür. Darauf bewegte sich nun die Kamera zu. Wieder verschwamm das Bild, als die Linse eines der Blütenblätter berührte, bevor die Kamera auf dem Tischchen zu liegen kam.
    Sie zeigte ein unverwackeltes Bild von der Tür und einem Drittel der Diele, aufgenommen in Hüfthöhe. Zum ersten Mal bekamen Eric und Kat jetzt die Person zu sehen, die die Kamera geführt hatte. Sie trat von links in den Bildausschnitt und war niemand anderes als Lee Santangelo in Boxershorts und offenem weißem Hemd. Er trat auf die Tür zu und schien sich dahinter verstecken zu wollen, als er sie öffnete.
    Anfangs konnte Kat die Person, die draußen davorstand, nicht sehen, zum einen, weil es draußen zu dunkel war, zum anderen, weil Lee die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet hatte. Aber als der Besucher vortrat, erkannte Kat die großen suchenden Augen und das sorgenvolle Gesicht.
    Maggie Olmstead.
    Eric schnappte nach Luft. Er stand neben dem Projektor und streckte wortlos die Hand aus. Kat ergriff sie, seine tote Mutter im Gespräch mit Lee Santangelo vor Augen. Der Film war tonlos, nur ein Geflacker von Bildern aus lange zurückliegender Zeit. Kat wusste trotzdem, worüber Maggie und Lee miteinander sprachen.
    Mrs. Olmstead suchte ihren Sohn.
    Sie reckte den Hals, um ins Haus zu spähen. Lee aber trat vor sie und verstellte ihr den Blick, wobei er sie auch für die Kamera abdeckte. Er versuchte, die Tür zu schließen, wurde aber daran gehindert, wahrscheinlich von Maggie. Ein paar Sekunden später war die Tür geschlossen und Maggie verschwunden.
    Wie im wirklichen Leben lief der Film ohne sie weiter. Lee nahm die Kamera wieder zur Hand. Was nun folgte, waren weitere Wackelbilder und ruckartige Perspektivwechsel. Während eines besonders schwindelerregenden Moments sah man nichts als Lees nackte Füße, als er die Treppe hinaufstieg. Dann betrat er ein Schlafzimmer – dasselbe, in dem sich Lee Santangelo auch derzeit befand, wenn auch in völlig anderem Zustand.
    Als die Kamera ruhiger wurde, war ein eingeschalteter Fernsehapparat zu erkennen, ein klobiger Kasten, der Schwarzweißbilder ausstrahlte. Die Szene war jetzt nicht mehr verwackelt, die Kamera gleichsam erstarrt wie in Ehrfurcht vor dem, was der Fernseher zeigte.
    Zwei Astronauten hüpften in unmöglich hohen

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