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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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hatte. Am Fenster dieses Zimmers stand Becky Santangelo, die ihm ihr bleiches Gesicht zuwandte.
    Unter ihrem Blick trug Eric den Karton ins Haus. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, las er den von Mrs. Santangelo an die Filmspule gehefteten Zettel.
    Hier, Ihr Beweis , stand darauf. Verbrennen Sie ihn, wenn die Sache erledigt ist .

24
    Kat fand den Namen des Professors ziemlich einschüchternd. Luther Edmond Reid III. Genau wie die Tatsache, dass er an der Princeton University unterrichtete und dass er als Amerikas führender Experte für südostasiatische Religionen galt. Mit dem Namen, der Uni und der Professur verband sie die Vorstellung von einem bärtigen Mann im schwarzen Anzug, der tausendseitige Bücher auf Sanskrit zum Vergnügen las. Als er ihren Anruf mit dem Gruß « Namaste » in tiefer Basslage entgegennahm, wusste Kat sofort, dass sie mit einem Mann sprach, der von Perry Hollow sehr weit entfernt war.
    Ausfindig gemacht hatte sie Professor Reid mit Hilfe der segensreichen Erfindung einer Suchmaschine. Weil sie wissen wollte, von welchen Glaubensvorstellungen Glenn Stewart während seiner Vietnamzeit so tief bewegt worden war, hatte sie sich ins Internet begeben. Die Suchbegriffe «Vietnam» und «Religion» förderten mehrere Tausend Links zutage, von denen die meisten auf den vietnamesischen Feiertagverwiesen. Nachdem sie mehrere dieser Links angeklickt und keinerlei Bezug zu einer Verehrung des Mondes hatte entdecken können, hatte sie ihre Suche eingegrenzt.
    Sie hatte das Wort «Mond» zu den beiden Suchbegriffen hinzugefügt, was wiederum zur Auflistung etlicher hundert Einträge führte. Danach hatte sie es mit «göttlicher Mond» versucht und war auf ein Buch mit dem Titel Religions of Southeast Asia gestoßen. Der Autor, Professor Reid, hatte eine eigene Website. Und nachdem die Telefonauskunft der Princeton University sie von Fakultät zu Fakultät verbunden hatte, hatte sie den geschätzten Herrn Professor schließlich in der Leitung.
    «Ich bin überrascht», sagte er. «In unseren Breiten weiß kaum jemand, dass es lunaristische Religionen überhaupt gibt.»
    «Das wusste ich bis heute auch nicht.»
    «Von den großen Religionen abgesehen, verehren viele die Sonne oder Mutter Erde, aber nur wenige Menschen zollen dem Mond vergleichbaren Respekt.»
    Kat machte sich nicht viele Gedanken um derartige Dinge, aber dass jemand seinen Glauben in etwas so Mächtiges und Strahlendes wie die Sonne setzte, konnte sie immerhin nachvollziehen. Nicht so, was den Mond anbelangte.
    «Wieso ausgerechnet dem Mond?»
    «Dafür gibt es unterschiedliche Gründe», dozierte der Professor. «Eine herausragende Rolle spielen dabei die Mondzyklen. Im Unterschied zur Sonne ist der Mond stetem Wandel unterworfen, was auf eine höhere Gewalt zurückgeführt werden könnte. Und als Licht in der Dunkelheit hat unser Trabant eine prägnante symbolische Bedeutung.»
    «Wird dieser Mondglaube in Vietnam praktiziert?»
    «Ja, aber nur am Rande.» Die Fortsetzung der Erklärungen ließ eine Weile auf sich warten. Statt der sonoren Stimme des Professors war zu hören, wie er hektisch auf einer Tastatur herumtippte. «Dieser Glaube hat auch keinen bestimmten Namen, wird aber für gewöhnlich mit den Wortenumschrieben, was so viel bedeutet wie ‹glorreicher Mond›.»
    Kat sah sich an Glenn Stewarts «glorreiche Erleuchtung» erinnert, von der Norm Harper berichtet hatte. Sie war zuversichtlich, von Professor Reid in die richtige Richtung geführt zu werden.
    «Wie viele Anhänger hat dieser Glaube?»
    «Nur ganz wenige. Um die hundert Personen vielleicht, wahrscheinlich weniger. Es handelt sich um einen uralten bäuerlichen Kult, der in kleinen isolierten Dorfgemeinden gepflegt wird.»
    «Und wie sieht diese Pflege aus?»
    Professor Reid tippte wieder etwas in seinen Computer. Ein paar Sekunden später gab Kats Laptop ein akustisches Signal von sich.
    «Ich habe Ihnen gerade eine Mail geschickt», sagte der Professor.
    Kat öffnete die Mail. Sie enthielt nur drei Fotos ohne Text. Das erste zeigte einen Vollmond, der über einem dampfenden Regenwald aufging.
    «liegt der Vorstellung zugrunde, dass der Mond als Vollmond in seiner reinen Form zu erkennen ist. Ein in dieser Phase geborenes Kind gilt als gesegnet, und damit die Geburt genau zu dieser Zeit erfolgt, scheinen viele gläubige Frauen sie zu beschleunigen oder zurückzuhalten.»
    Auf dem nächsten Foto war eine weiß gestrichene Scheibe aus Ton zu

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