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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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ihn, Eric, hatte Reißaus nehmen lassen. Aber er hatte nicht gewusst, dass es schon vor Charlies Verschwinden erhebliche Probleme gegeben hatte. Ken dagegen schon. Und dass er sich so früh und auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht hatte, war wohl das schwerere Vergehen.
    «Sie sagten, Sie hätten meine Eltern häufig streiten gehört. Wissen Sie, worum es ging?»
    «Ich würde Ihre Frage gern beantworten, weiß aber nur, dass sie ständig stritten. Deshalb war Ihr Bruder auch so oft bei uns. Oder bei den Clarks. Wenn er die Straße überquerte, war uns immer klar, dass sich seine Eltern wieder einmal in den Haaren lagen.»
    Eric dachte an das etwas andere Gespräch mit Becky Santangelo vom Vortag zurück. «Gestern haben Sie angedeutet, dass die Probleme meiner Eltern mit meiner Geburt angefangen haben.»
    Verlegen schaute Becky Santangelo zur Seite. «Das hätte ich nicht sagen sollen.»
    «Aber es ist wahr, oder?»
    «Aus meiner Sicht, ja. Sie schienen vorher durchaus glücklich miteinander zu sein, womit ich aber nicht behaupten will, dass Ihre Geburt der Auslöser der Streitereien war.»
    Das brauchte sie auch nicht. Eric zog seine eigenen Schlüsse. Die zeitliche Überschneidung konnte kein Zufall sein. Doch die Ursachen für das Zerwürfnis seiner Eltern waren damit nicht geklärt, und weil ihm nie eine Erklärung dafür geboten worden war, würde er nun nachfragen, um sich Klarheit zu verschaffen.
    Er richtete den Blick auf sein Haus auf der anderen Straßenseite. Ken schlief wahrscheinlich immer noch. Eric hatte sich zwar vorgenommen zu warten, bis sein Vater aufwachen würde, fand aber nun, dass er lange genug gewartet hatte. Nicht weniger als zweiundvierzig Jahre.
    Er verabschiedete sich von Becky und kehrte eilends auf die andere Straßenseite zurück. Kaum war er im Haus, lief er die Treppe hinauf ins ehemalige Schlafzimmer seiner Mutter. Ken schlief immer noch, zusammengerollt und auf der Seite liegend. Ein dünner Speichelfaden hing von seinem Mundwinkel aufs Kissen herab.
    «Dad.» Eric schüttelte ihn an der Schulter. «Wach auf.»
    Der Speichelfaden zog sich über die Wange, als Ken den Kopf drehte und die Augen öffnete. Offenbar verwirrt, schaute er sich im Zimmer um.
    «Wo bin ich?»
    «Zu Hause», antwortete Eric. «Und du wirst mir jetzt endlich erzählen, was zwischen dir und Maggie vorgefallen ist.»

    Eine Dose Mountain Dew und ein paar Backpfeifen holten Burt Hammond aus der Ohnmacht zurück. Die koffeinhaltige Limonade kam aus dem Getränkeautomaten im Flur. Die Schläge, großzügig ausgeteilt, spendierte Kat.
    Gleich darauf saß er wieder aufrecht in seinem Sessel. Er wirkte immer noch ziemlich mitgenommen, aber allmählich trat wieder Farbe in sein Gesicht, und die Flüssigkeit schmierte die Stimmbänder.
    «Was wollen Sie?», knurrte er. «Ist es wegen der Neuanschaffungen? Die Streifenwagen können Sie von mir aus haben.»
    Kat hätte ihm am liebsten noch eine Ohrfeige verpasst. «Sie glauben wohl, ich will Sie erpressen?»
    «Sie haben mich in der Hand.»
    «Ich will wissen, was Sie damals, in jener Nacht, gesehen haben. Alles andere interessiert mich nicht.»
    «Sie verraten nichts?», fragte Burt.
    Kat schüttelte den Kopf. «Nicht, wenn Sie ehrlich sind.»
    «Na schön.» Der Bürgermeister nahm einen tiefen Schluck aus der Dose. «Ich habe früher immer den Rasen der Santangelos gemäht. Damit fing alles an. Wir, Lee und ich, haben uns angefreundet. Nach der Arbeit gab er mir immer ein Glas Limonade und ließ mich zum Abkühlen in den Pool springen. Einmal kam er mit ins Wasser.»
    «Und wie lange dauerte es vom Pool bis ins Bett?», fragte Kat.
    «Nicht lange», antwortete Burt.
    Er wurde wieder bleich. Kat fürchtete schon, er könne erneut in Ohnmacht fallen. Doch stattdessen fing er an zu weinen, was nicht besser war. Wäre er ohnmächtig geworden, hätte sie immerhin ein weiteres Mal zuschlagen können. So konnte sie ihm nur ein Papiertaschentuch anbieten.
    Burt nahm es entgegen und wischte sich die rot geränderten Augen. «Es ist so demütigend.»
    «Kürzen wir die Sache ab und kommen gleich auf die Nacht zu sprechen, in der dieser Film gedreht wurde», sagte Kat. «Unwesentliche Einzelheiten können Sie auslassen.»
    Davon wollte sie ohnehin nichts wissen. Sie interessierte einzig, was Burt Hammond auf dem Weg zum Haus der Santangelos oder von dort aus gesehen hatte.
    «Wir waren verabredet», sagte er. «In dieser Nacht sollte ja die Raumfähre auf dem Mond

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