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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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haben. Wenn nicht, landet dieser Streifen noch heute auf YouTube.»
    Burt gab keinen Mucks von sich. Allerdings war zu hören, dass er schwer schluckte. Er schloss die Augen und holte tief Luft. Als er sie wieder öffnete, sah Kat nur das Weiß der Augäpfel. Die Pupillen waren nach oben verdreht, als er vornüberkippte.
    Kat eilte um den Tisch herum und versuchte, ihn aufzurichten. Doch Burt rutschte vom Stuhl und riss sie mit sich. Als sie im Knäuel auf dem Boden aufprallten, schwante ihr, was geschehen war.
    Der Bürgermeister von Perry Hollow war in Ohnmacht gefallen.

    Eric ahnte, dass er bei Becky Santangelo nicht willkommen sein würde. Nach Kat war er wahrscheinlich die letzte Person, der sie begegnen wollte. Und doch stand er vor ihrer Tür und betätigte den Messingklopfer.
    Als Becky öffnete, verbeugte er sich höflich. «Darf ich reinkommen?»
    «Es wäre mir lieber, Sie blieben draußen.»
    Sie trug einen Jogginganzug, der für weit jüngere Frauen gemacht war und an den Hüften spannte. Obwohl frisiert und geschminkt, sah sie erschöpft aus. Dunkle Ringe unter den Augen verrieten, dass sie hundemüde war.
    «Ich wollte Ihnen nur noch einmal für den Film danken, den Sie mir freundlicherweise anvertraut haben», sagte Eric.
    Becky hob die Schultern zu einem müden Zucken. «Was blieb mir denn anderes übrig?»
    «Trotzdem muss es Ihnen schwergefallen sein. Aber keine Sorge, ich werde Ihr Geheimnis hüten.»
    Es überraschte Eric, dass sie nach draußen kam und sich auf den Verandastufen niederließ. Mit der Hand auf die freie Stelle neben sich klopfend, forderte sie ihn auf, ebenfalls Platz zu nehmen.
    «Ich habe Sie heute Morgen vor Ihrer Tür rauchen sehen», sagte sie. «Hätten Sie vielleicht eine Zigarette für mich?»
    Eric zupfte zwei Zigaretten aus der Packung. Er steckte die für Becky zuerst an, dann seine. Schweigend rauchten sie eine Weile. «Ich hätte Ihnen schon längst die Wahrheit sagen sollen», sagte sie schließlich.
    «Ich verstehe, warum Sie es nicht getan haben. Es hätte die Karriere Ihres Mannes zerstören können.»
    Becky lachte kurz auf, überraschend bitter. «Daran hätte er selbst denken sollen, bevor er solche Aufnahmen von seinen Gespielen macht.»
    «Es gab mehrere?»
    «Ein paar», antwortete sie. «Zumindest den Filmen nach. Allein der Himmel und Lee selbst wissen, wie viele es tatsächlich waren. Ich habe diese Spulen schon vor Jahrzehnten entdeckt. Sie waren in einem Koffer auf dem Dachboden versteckt. Wahrscheinlich hatte er längst vergessen, wo sie waren.»
    «Haben Sie ihn damit konfrontiert?»
    Becky schüttelte den Kopf. «Das hätte keinen Sinn gehabt. Wir waren das typische Ehepaar – er, der solide, aufrechte Staatsbürger mit kleinen Geheimnissen, ich, die pflichtbewusste Gattin, die davon keine Ahnung zu haben scheint.»
    Und sich auftakelt, ergänzte Eric im Stillen. Als Schmuckstück und Dekoration für noch mehr Fotos in Lees Trophäenzimmer.
    «Aber Sie wussten schon vorher Bescheid, nicht wahr? Bevor Sie die Filme entdeckt hatten?», fragte Eric. «Sie haben es schon gewusst, als meine Mutter behauptete, eine Frau an Ihrem Schlafzimmerfenster gesehen zu haben.»
    Er musterte Becky aufmerksam und beobachtete, wie aus einem langsamen Kopfschütteln allmählich zustimmendes Nicken wurde.
    «Ja, ich habe es gewusst.»
    «Haben Sie nicht daran gedacht, ihn zu verlassen?»
    «Natürlich», antwortete Becky und stieß einen Schwall Rauch aus. «Aber mir war auch klar, dass ich nichts anderes zu bieten habe, als schön zu sein. Ich habe nichts gelernt und kein eigenes Geld. Bei einer Trennung wäre ich leer ausgegangen. Also blieb ich. Mehr noch, ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, seinen Namen zu schützen. Nicht zuletzt in meinem eigenen Interesse.»
    Eric fand Becky Santangelo, wie sie sich jetzt gab, sympathischer als die schrille Nachbarin von einst und bedauerte, ihr früher immer aus dem Weg gegangen zu sein.
    «Ich muss Sie noch etwas fragen», sagte er. «Glauben Sie wirklich, dass meine Mutter verrückt war?»
    «Ich glaube, sie war tief verletzt. Nicht erst nach dem Verschwinden Ihres Bruders, sondern schon vorher. Es tut mir nachträglich sehr leid, ihr nicht geholfen zu haben.»
    Die Worte taten gut, obwohl sich Eric darüber im Klaren war, dass die einzige Person, die seiner Mutter hätte helfen können, in ihrem alten Bett lag und schlief.
    Warum Ken seine Frau verlassen hatte, wusste Eric nicht. Vielleicht aus dem gleichen Grund, der auch

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