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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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Kaum hatte sie erfahren, dass er verschwunden war, hat sie dich an sich genommen und nicht mehr hergegeben. Die Depression war plötzlich weg. Sie wollte dich nicht auch noch verlieren.»
    «Ich weiß, was es mit einer postnatalen Depression auf sich hat», sagte Eric. «Aber warum wurde Mom erst nach meiner Geburt krank und nicht schon nach Charlies?»
    Sein Vater schüttelte den Kopf. Ob er keine Antwort auf die Frage wusste oder ihr auszuweichen versuchte, war nicht klar. «Ich möchte dazu nichts sagen. Es würde dich noch mehr verstören.»
    «Du musst mir jetzt alles sagen. Warum wurde Mom nicht schon nach Charlies Geburt depressiv?»
    «Weil sie ihn nicht zur Welt gebracht hat.»
    Eric erstarrte, als er diese Worte hörte. Es war der zweite Schock an diesem Tag, der ihn benommen zurückließ. «Habe ich dich richtig verstanden?»
    «Ja», antwortete sein Vater. «Charlie war nicht unser Sohn.»

    Kat saß im Keller der Leihbücherei von Perry Hollow, umgeben von Zeitungen alter Jahrgänge. Die einzelnen Ausgaben der Perry Hollow Gazette waren zu dicken Büchern gebunden, die sie nur mit Mühe anheben konnte. Zum Glück waren in jedem dieser schweren Bände jeweils drei Monate zusammengefasst, sodass sie nur vier zu tragen hatte – die der Ausgaben von Januar bis Dezember 1959.
    Aufgrund der Aussage von Norm Harper, wonach die Olmsteads erst im Juli in die Stadt zurückgekehrt waren, nahm sich Kat gleich die Frühlingsnummern vor. Als sie den Band öffnete, schlug ihr der Geruch von Schimmel und Alter entgegen. Staub wirbelte beim Umblättern der Seiten auf.
    In der Ausgabe vom 1. April 1959 fand sie die Todesanzeigen auf der vorletzten Seite, eine Spalte mit nur zwei Namen. Der von Jennifer Clark war nicht dabei.
    Kat suchte weiter und blätterte schnell durch die April- und Mai-Ausgaben. Namen und Gesichter von Verstorbenen sprangen ihr entgegen – Männer mit Bürstenschnitt und Frauen mit Schmetterlingsbrillen, inzwischen längst vergessen unter verwitterten Steinen auf dem Oak Knoll Cemetery . Als sie den Memorial Day erreichte, schaute sie genauer hin und blätterte langsam, um keine Todesanzeige zu übersehen. So arbeitete sie sich bis Mitte Juni durch, ohne Erfolg. Dann, auf der Titelseite der Ausgabe vom 20. Juni, fand sie etwas.
    Statt einer Todesanzeige las sie einen Artikel über Jennifers Unfalltod. Erwähnt wurde, dass die aus Perry Hollow gebürtige junge Frau mit Freunden auf den Keys in Florida lebte. Zwei Tage vorher habe ein Wirbelsturm gewütet, das Meer aufgewühlt und große Schäden verursacht. Jennifer Clark sei im Meer baden gegangen, ertrunken und zwei Tage später tot an Land gespült worden.
    Zu dem Artikel gehörte ein Foto – einer hübschen jungen Frau mit glattem Haar und einem blassen, offenen Gesicht, die ein wenig traurig lächelte.
    Einer Frau, der Charlie Olmstead überraschend ähnlich sah.
    Kat schnappte unwillkürlich nach Luft. Es waren die gleichen Augen, die gleichen Ohren, der gleiche Mund. Es bestand kein Zweifel: Maggie Olmstead war nicht Charlies leibliche Mutter.
    Die hatte Jennifer Clark geheißen.
    Atemlos blätterte Kat weiter, bis sie die Todesanzeigen gefunden hatte. Die von Jennifer Clark stand ganz oben. Sie war kurz und schlicht verfasst, indem sie nur das Geburts- und Todesdatum anführte sowie die Namen ihrer Eltern. Von einer Trauerfeier war nicht die Rede, nur davon, dass der Leichnam bereits eingeäschert worden sei.
    Das eigentlich Überraschende stand im letzten Satz. Es war genau die Information, nach der Kat suchte.
    «Sie hinterlässt ihre Eltern und ihren Verlobten, den Gefreiten Craig Brewster.»

29
    Der Gestank von Rauch und Schwefel setzte Nick noch zu, als er Centralia längst verlassen hatte. Wie Rasierwasser haftete er seinen Kleidern an, sodass er am liebsten aus dem Wagen gestiegen wäre, um sie zu lüften.
    Doch Nick konnte nicht anhalten.
    Er wollte keine Sekunde verlieren, ignorierte das Tempolimit und raste auf das stille, verwaiste Ferienlager in den Wäldern zu. Er musste schnellstens nach Camp Crescent gelangen.
    Er war bloß noch zehn Minuten vom Ziel entfernt, als sein Handy klingelte. Ohne den Blick von der Straße abzuwenden, kramte er in der Tasche danach und nahm den Anruf entgegen.
    «Nick?»
    Es war Kat. Als er ihre Stimme hörte, wurde ihm bewusst, dass er seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr mit ihr gesprochen hatte. Sie konnte also von Noah Pierce’ Identifizierung oder dem Fund von Dennis Kepners

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