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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Gewürzen, vor
denen wild gestikulierende Einheimische standen und mit schwarz verschleierten
Frauen handelten. Auf der anderen Seite eine riesige Moschee, wie aus Tausendundeiner Nacht , und als der Fahrer weiterfuhr, tat sich
vor ihnen ein Viertel auf, das gegen das turbulente Treiben wie ausgestorben
wirkte. Sandfarbene Lehmhäuser, so weit das Auge reichte, lagen in einem Tal,
das wie von einem unsichtbaren Schleier umgeben zu sein schien. Hier und da
ragte ein Minarett oder die bunte Kuppel einer Moschee aus dem sandfarbenen
Bild heraus. Die Konturen der einzelnen Gebäude wirkten durch den Schleier
unscharf, sodass Lina das Gefühl hatte, auf ein riesiges Ölgemälde zu blicken.
    Â»Eine der Totenstädte von Kairo. Man sagt, dass sich in diesen
Städten der altägyptische Totenkult fortgesetzt hat, weil hier eine Verbindung
zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Hier leben etwa zweihundertfünfzigtausend
Menschen, die Ärmsten der Bevölkerung Kairos, zwischen den Gräbern von
Sultanen, Kalifen, Prinzen und Prinzessinnen. Und natürlich der allgemeinen
Bevölkerung«, erklärte Daniel und nahm Linas Hand.
    Â»Das ist ja unheimlich.«
    Â»Das ist aber auch Teil ihrer Kultur.«
    Lina nickte und dachte nur, wie gut es Gott mit ihr in diesem Leben
gemeint hatte. Sie war nicht reich geboren, aber im Vergleich zu diesen
Verhältnissen lebte sie wirklich wie eine Königin.
    Der Fahrer wendete den Wagen und fuhr den halben Weg wieder zurück,
bis sie an eine Schranke gelangten, die von der Polizei nur für Touristenbusse
geöffnet wurde. Er ließ Daniel und Lina davor aussteigen.
    Die beiden überquerten den alten Platz und betraten eine der
belebten Gassen des Basars, der seit seiner Entstehung um das 13.
Jahrhundert zu den ältesten Märkten der Welt zählte.
    Lina war von dem bunten Treiben, den labyrinthartigen Gassen und
Souvenirläden begeistert. Sie strahlte wie ein kleines Mädchen, während Daniel
dicht hinter ihr ging und sie nicht aus den Augen ließ. Lina blieb vor fast
jedem Geschäft stehen, bewunderte die Götter und Figuren aus Alabaster, die
Auslagen in den Schmuckgeschäften, die bunten Lederkissen, Perlmuttschatullen
und Edelsteine.
    Sie gingen immer weiter in das Herz des Basars hinein. Es wurde
verwinkelter und enger. Dann entdeckte Lina ein kleines Geschäft mit
geschnitzten Figuren aus hellen, fast weißen Kamelknochen. Sie betraten den
Laden, aber das Angebot in der Vitrine war nicht gerade sehr groß. Lediglich
ein paar Skarabäen, eine Pyramide und eine Art Brieföffner lagen dort. Daniel
sah Linas enttäuschtes Gesicht und fragte den Verkäufer, ob er wüsste, wo es mehr
von den Schnitzereien gab. Der Mann rief draußen jemandem etwas auf Arabisch zu
und putzte mit einem schmierigen Lappen die Vitrine ab. Im hinteren Teil des
Geschäftes war ein Gang, der mit Kisten zugestellt war und an dessen Ende eine
Tür offen stand, die wohl zu einem Waschraum führte.
    Â»Toilette?«, fragte Daniel und zeigte zu der Tür. Der Mann nickte
und forderte Daniel auf, nach hinten zu gehen.
    Â»Hey, bleib schön da, wo du bist. Bin gleich wieder da«, sagte
Daniel lachend und stieg über die Kisten und anderes Gerümpel nach hinten.
    Lina stellte sich derweil an die Eingangstür und beobachtete einen
Araber, der auf zwei Touristen einredete. Beide winkten ab, schüttelten
vehement die Köpfe, doch der Araber wollte sich so schnell nicht geschlagen geben.
Wo blieb Daniel so lange? Lina wollte gerade nach ihm schauen, als ein Mann mit
einem weißen Turban auf sie zukam und etwas auf Arabisch zu ihr sagte. Lina
schüttelte den Kopf. Der Mann grinste, packte ihre Hand und zog sie mit sich.
Weg von dem kleinen Laden, weg von Daniel.
    Â»Hey, was soll das. Warten Sie.« Lina versuchte sich loszumachen,
doch der Mann zog sie weiter durch die Gasse, dann um eine Ecke herum und um
eine weitere. Anschließend durch einen dunklen Gang in eine andere Gasse
hinein. Endlich konnte sie sich losreißen.
    Â»Sind Sie bescheuert?«, fauchte sie den Mann an. Dann sah sie sich
um. Wo war Daniel? Er war ihr nicht gefolgt. Hatte er überhaupt gesehen, dass
der Mann sie von dem Laden weggezogen hatte? Wieder grinste er sie mit seinen
widerlichen gelben Zähnen an. Dann hielt er ihr eine geschnitzte Figur hin und
deutete auf irgendein unbestimmtes Ziel. Dort, wo sie sich jetzt befanden,

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