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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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oder
Verwandten besucht? Doch so recht wollte er daran nicht glauben. Er sah sich
noch einmal um und schwor sich, nie wieder dieses grauenvolle Labyrinth zu
betreten.

76. KAPITEL
    Die Maschine von Egypt-Air nach Kairo stand auf dem
Rollfeld und wartete auf die Starterlaubnis.
    Sam hatte die Augen geschlossen, sich vorher noch versichert, dass
auch ja eine Papiertüte in der Tasche des Vordersitzes steckte und bei Bedarf
schnell gezückt werden konnte, und bereitete sich innerlich auf den Start vor.
Die Maschine setzte sich in Bewegung, nahm immer mehr an Geschwindigkeit zu.
Dann verlor sie die Bodenhaftung, und ihn überkam das Gefühl, dass jemand auf
seinen Schultern saß und ihn kräftig in den Sitz presste. Nach einer
ausgiebigen Schleife, bei der Sam kurz aus dem Fenster sah und nur Felder und
Landstraßen unter sich entdeckte, sodass er fürchtete, kopfüber zu fliegen, kam
das Flugzeug endlich in der Waagerechten zur Ruhe. Gern hätte er die vier
Stunden an Bord verschlafen, aber nicht mal das war ihm vergönnt. Er war
hellwach unter seinen geschlossenen Lidern.
    Er dachte an die letzten Tage und die überraschend positive
Entwicklung, die die Untersuchungen und Recherchen ergeben hatten. Der Detektiv
von Lock & Son hatte ihm auf Anfrage Fotos von Aethels Ausflügen
zugeschickt. Zehn Fotos, auf denen Aethel mit der Büste im Rucksack und in der
Tasche zu sehen war. Eines davon zeigte aber den Mann, dem sie die Büste
ausgehändigt hatte und der sehr wahrscheinlich für ihr Verschwinden verantwortlich
war.
    Alfreds Kommentar dazu war: Das typische Gesicht eines Verbrechers.
Der Mann war dunkelhaarig, nicht sehr groß und sah relativ gut aus, wie Sam
zugeben musste. Er trug eine ausgewaschene Jeans und ein enges Oberhemd. Die
Ärmel waren hochgekrempelt, sodass seine Rolex am Handgelenk für jeden sichtbar
war.
    Ein Typ von Mann, der beim weiblichen Geschlecht mit Sicherheit viel
Aufmerksamkeit erregte. Das Foto zeigte ihn in einer mallorquinischen Gasse mit
einer dunklen Reisetasche in der Hand, die laut der Detektei die Büste
enthalten hatte, und wurde zurzeit beim BKA , bei Interpol, Europol und den
nationalen Polizeidienststellen überprüft, da der Computer unter dem Namen Joe
Nassour nichts gefunden hatte.
    Allerdings gab es einen Basil Nassour im Internet, den Entdecker der
hellhäutigen Pharaonenfamilie. Er war gerade im Tal der Könige mit Ausgrabungen
beschäftigt und einer ägyptischen Quelle zufolge vor ein paar Tagen auf eine
Tür gestoßen, die zu einem Königsgrab führen könnte. Vielleicht würde Sam ihn
auf frischer Tat ertappen, wie er eine weitere junge Familie als alten
Mumienfund an die Presse verkaufte. Sein Wunsch, diesen Fall endlich
abzuschließen, wurde immer größer. Danach wollte er mit Lina reden. Vielleicht
hatte sie sich inzwischen beruhigt, wovon er stark ausging.
    Ein leichtes Tippen auf seine Schulter holte ihn in den Flieger
zurück. »Möchten Sie etwas trinken, Sir?«
    Â»Nein, ich möchte nichts trinken, nichts essen und, solange ich hier
sitze, auch nicht gestört werden. Vielen Dank.«
    Sam hörte, wie die Stewardess sich der anderen Gangseite zuwandte,
dieselbe Frage an die anderen Passagiere richtete und sich nach drei Minuten
mit ihrem Wagen von ihm entfernte.
    Das stetig gleichbleibende Geräusch der Flugzeugmotoren ließ Sam
schließlich doch einnicken. Immer wenn sein Kopf nach vorne sackte, fuhr er
erschrocken hoch, nahm kurz seine noch intakte Umgebung wahr und verfiel wieder
in seinen komatösen Zustand. Erst als die Motoren aufheulten und ein lautes
Geräusch aus dem unteren Teil des Flugzeugs dröhnte, als hätte sich dort etwas
Wichtiges verselbstständigt, wachte Sam komplett auf. Hellwach versicherte er
sich mit einem vorsichtig prüfenden Blick aus dem Fenster, dass hier keine Vorkehrungen
für eine Notlandung getroffen wurden. Die Stewardessen erledigten ruhig ihre
letzten Handgriffe an Bord, und auch sein Nachbar sah entspannt aus. Ein Freund
hatte ihm mal gesagt, dass die meisten Flugunglücke kurz nach dem Start oder
bei der Landung passierten. Eine höchst beunruhigende Mitteilung für Sam.
    Zehn Minuten später stand er in einer langen Schlange vor der
Passkontrolle und war heilfroh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Die schnellste Passkontrolle der Welt, dachte er, als er vor dem mürrischen
Zollbeamten stand und

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