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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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hangeln konnte. Reglos verharrte sie dort. Die Terrassentür
war leicht geöffnet, sodass Aethel Stimmen hören konnte. Sie robbte sich an das
Fenster heran und hob vorsichtig den Kopf.
    Auf einer Treppe stand eine Frau in einem langen silberfarbenen
Negligé und starrte auf etwas, das auf dem Boden herumkrabbelte. Die Frau war
barfuß und offensichtlich gerade aus dem Bett gestiegen.
    Â»Du widerst mich an«, hörte Aethel die Frau sagen. Mit wem sprach
die Frau. Mit einem Hund? Einer Katze?
    Aethel setzte sich langsam auf, um besser sehen zu können, und
entdeckte einen Mann, der auf allen vieren, nur mit einer Unterhose bekleidet,
aus einem kleinen Napf aß. Er hob den Kopf und sah die Frau mit verschmiertem
Mund an, die Augen trübe, das Grinsen verzerrt. Der Gesichtsausdruck des Mannes
verriet, dass er erneut in seiner eigenen Welt war, eine Welt, die durch Drogen
eine andere Realität angenommen hatte.
    Plötzlich sah die Frau zum Fenster. Aethel duckte sich und betete,
dass man ihren Rückzug nicht sehen konnte.
    Â»Sina? Sina?« Die Stimme kam näher, und plötzlich stand die Frau auf
der Terrasse, nur einen Meter von Aethel entfernt, deren Finger sich an die
Balustrade krallten und die vergeblich wieder mit den Füßen nach Halt suchte.

53. KAPITEL
    Aethel hatte die ganze Nacht unter der Terrasse des
Glashauses gesessen, entsetzlich gefroren in ihren nassen Klamotten, und
wartete nun darauf, dass die Herrschaften sich zeigten. Sie wischte sich den
Schlaf aus den Augen und sah auf die Uhr. Sieben Uhr. Sie hoffte darauf, dass
spätestens am Nachmittag das Haus leer sein würde, damit sie sich das begehrte
Stück zurückholen konnte.
    Endlich hörte sie ein Schaben, dann Schritte, ein Scharren von einem
Stuhl, und schließlich war Stille. Doch Aethel konnte spüren, dass jemand über
ihr saß, wahrscheinlich den Blick auf das Meer gerichtet, und einen Kaffee
dabei trank. Sie selbst hatte sich nicht einmal etwas zu essen mitgenommen,
geschweige denn etwas zu trinken. Sie war so auf die Aktion konzentriert gewesen,
dass sie ihre menschlichen Bedürfnisse, die sich im Laufe der Nacht oder des
Tages zwangsläufig einstellen würden, völlig vergessen hatte.
    Â»Guten Morgen, Schatz«, hörte sie eine männliche Stimme sagen. Doch
die morgendliche Begrüßung blieb unbeantwortet.
    Â»Was ist denn los?«
    Â»Ich will die Scheidung.«
    Â»Nur weil ich gestern mal gefeiert habe?«
    Â»Ich habe alles mit der Kamera aufgenommen.«
    Â»Und? Wen interessiert das schon?«
    Â»Ich habe es so satt. Du widerst mich an. Deine Weibergeschichten,
deine verdammten Drogen, dein exzessiver Alkoholkonsum.«
    Â»Das ist das Leben, mein Engel. Ein Ausgleich zum alltäglichen
Stress.«
    Â»Was für Stress denn? Das ist ja lächerlich. Du bist die reinste
Witzfigur!«
    Â»Hier, ich habe dir etwas mitgebracht.«
    Â»Typisch für dich, dass du jetzt mit so etwas kommst. Was ist es
dieses Mal? Ein Diamantencollier? Eine Uhr?«
    Etwas flog über die Terrasse an Aethel vorbei, schlug unten auf den
Klippen auf und fiel ins Meer. Sie hörte wieder das Scharren eines Stuhls und
dann die gepresste Stimme der Frau, die ihren Zorn kaum unterdrücken konnte.
»Ich warne dich, mein Lieber, spiel keine Spielchen mit mir …« Dann entfernten
sich die Schritte, und sie rief aus dem Inneren des Hauses: »Du bist und
bleibst ein Arschloch! Ich fahre gleich nach Palma.«
    Â»Wie du meinst, mein Schatz.«
    Das Klirren von Porzellan. Aethel mutmaßte, dass der Mann seine
Tasse etwas zu kraftvoll auf die Untertasse gestellt hatte und sein lässiger
Ton nur guter schauspielerischer Leistung zu verdanken war. Erneut hörte sie
Schritte, die ans Ende der Terrasse gingen.
    Â»Wenn du wüsstest, wie du mir auf den Sack gehst, blöde Kuh.«
    Â»Sagtest du was?«
    Â»Nein, hast du was gehört?«
    Â»Erspar dir deine verdammten Selbstgespräche.«
    Aethel musste grinsen. Das war besser als ein Film, dachte sie. Eine
Tür knallte zu, woraufhin der Mann sagte: »Bis dass der Tod euch scheidet,
Liebling. Hast du das vergessen?«
    Jetzt konnte sie nur hoffen, dass der Fuchs den Bau verließ, damit
sie in Seelenruhe das Haus inspizieren konnte.
    Nach etwa zwei langen Stunden hörte sie endlich den röhrenden
Auspuff des Alfa Romeo, der sich vom Haus entfernte. Mit steifen Knochen
krabbelte sie aus

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