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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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ihrem Versteck hervor. Zu ihrer Überraschung war der
Frühstückstisch noch gedeckt und die Terrassentür offen. Da man nur durch das
Haus Zugang zur Terrasse hatte, dachten die Eigentümer wohl, dass es auch bei
ihrer Abwesenheit nicht notwendig war, sie zu schließen. Allerdings konnte das
auch bedeuten, dass der Mann gleich wiederkam.
    Aethel schmierte sich trotzdem erst einmal ein Brot, um ihren
knurrenden Magen zu beruhigen, und goss sich einen Kaffee ein. Es war ein
herrlicher Tag, der Himmel war wolkenlos und von einem kräftigen Mittelblau,
die Sonne schien mild. Aethel wünschte sich, sie könnte hier für ein paar Tage
Urlaub machen. Später, dachte sie, würde sie sich auch ein Haus am Meer mieten,
von dem aus sie einen direkten Zugang zum Strand hatte und gleich morgens früh
Muscheln suchen konnte, die über Nacht angespült worden waren. Sie steckte sich
den letzten Bissen in den Mund, wischte sich die Hände an der Hose ab und
betrat das Haus unter den Augen einer weißen Perserkatze, die sich in der Sonne
auf einem Liegestuhl ausgestreckt hatte. Eine Zeugin, dachte Aethel und war
froh, dass die Katze nicht sprechen konnte.
    Im Wohnzimmer standen lediglich eine weiße Ledercouch auf einem
weißen Flokatiteppich und ein überdimensionaler Sony-Fernseher. Dahinter war
eine offene Küche, ebenfalls in Weiß, mit einer Bar, in der unter anderem an
die dreißig verschiedene Whiskyflaschen standen, einem Esstisch aus Kirschholz
mit acht Stühlen und daneben eine Anrichte mit einem geblümten Tafelservice.
    Im zweiten Stock befanden sich ein großes Schlafzimmer mit einem
Whirlpool in der Ecke und ein begehbarer Kleiderschrank, bis zur Decke mit
Kleidern und Schuhen gefüllt. Außerdem gab es zwei große Gästezimmer mit
angrenzenden Bädern.
    Auffällig fand Aethel, dass das Haus überhaupt keine persönliche
Note hatte, keine Bilder, keine Fotos, keine Bücher. Nichts, was auf die
Persönlichkeit der darin lebenden Menschen schließen ließ. Doch das Schlimmste
war, dass sie nirgendwo die Büste der Nofretete entdecken konnte. Aethel
durchsuchte sämtliche Küchenschränke, sah unter den Betten nach, durchsuchte
jede Ecke in der Garage, im Keller. Die Büste war nirgendwo zu finden.
    Sie war so in Gedanken vertieft, dass sie das Röhren des Sportwagens
nicht hörte, der sich wieder dem Haus näherte, und auch nicht, als leise die
Tür aufgeschlossen wurde.

54. KAPITEL
    München   Sam war
auch noch zwei Tage nach der Charity-Veranstaltung froh, dass er nicht in das
Bild der französischen Forscher passte, die angeblich nachgewiesen hatten, dass
bei Männern die Hirnleistung dramatisch nachließ, wenn sie auf blonde Frauen
trafen. Nachdem seine Hand zwischen den Beinen von Joséphine Renouillt gelandet
war, hatte er sie dort auch schnell wieder herausgezogen. Zwar hatte er sich
für den Rückzug ein geradezu erstaunliches Repertoire von Schimpfwörtern
anhören müssen, das er aber im Nachhinein gern in Kauf genommen hatte, denn
irgendetwas war ihm nicht geheuer vorgekommen. Seine innere Stimme hatte ihm
gesagt, die Finger von der Frau zu lassen. Schließlich war sie aus seinem Wagen
gestiegen und wankend zur Villa von Frau Serani zurückgekehrt.
    Während er kleine Kringel in sein Notizbuch malte, hörte
er dem auf laut gestellten Telefonat zwischen Alfred und Frau Serani zu. Alfred
hatte er inzwischen in seine Ermittlungen eingeweiht und ihm erzählt, was er
alles über Frau Serani wusste. Dementsprechend sollte nun langsam, aber sicher
die Schlinge um Frau Seranis Hals zugezogen werden.
    Zuerst war Frau Serani sehr aufgebracht gewesen, dass sie zum
zweiten Mal wegen dieses banalen Vorfalls von der Polizei belästigt wurde. Aber
Alfred hatte ihr erklärt, dass er nur noch ein paar Routinefragen hatte, um den
Fall zu den Akten zu legen.
    Â»Sie haben mir doch erzählt, dass Sie den Haushalt Ihrer Großeltern
in England aufgelöst hatten und dabei die Büste gefunden haben.«
    Warum hatte Serani ihm erzählt, dass ein Freund ihr die Büste
geschenkt hatte?, fragte sich Sam. Was war der Grund dieser zwei völlig
unterschiedlichen Aussagen?
    Â»Ja, aber das ist schon zwanzig Jahre her, guter Mann.«
    Zwanzig Jahre soll sie bei ihr gestanden haben, und erst jetzt hatte
sie sie verkauft? Sam konnte das nicht glauben.
    Â»Wo in England war das genau?«,

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