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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihres Mannes. »Sie klären am besten alles mit dem Förster«, murmelte sie, drehte sich um und ging wieder in den Garten.
    Helen wollte allein sein.
    ***
    Der Totenplatz!
    Verlassen lag er in der mittäglichen Ruhe. Die Sonne bedeckte ihn mit ihrem Schleier. Sie sorgte auch dafür, daß selbst das Holz der alten Grillhütte heller wirkte. Nur an den waldreichen Rändern der Lichtung zeichneten sich Schatten ab, als wollten sie die zahlreichen Geheimnisse des Waldes verdecken.
    Es war still. Selbst der Wind hatte sich gelegt und schickte kaum einen Hauch über die Lichtung. Er blieb oberhalb und spielte mit den noch frischen Blättern in den Kronen der Bäume. Er bewegte sie und gab dem herrlichen Grün ein ständig neues Muster.
    Irgendwo raschelte etwas. Ein Geräusch, das selbst die Blätter zu stören schien, denn sie bewegten sich plötzlich schneller. Aus ihrem dichten Grün löste sich etwas hervor, als hätte eine Hand einen Klumpen weggeworfen. Der Klumpen segelte dem Erdboden entgegen, prallte aber nicht auf, denn auf der Hälfte der Strecke breitete er seine Hügel aus und verwandelte sich in eine schwarze Dohle.
    Sie zuckte mit ihrem Hals, auch mit dem Kopf, sie gab Laute von sich, die schon an Gelächter erinnerten, dann flatterte sie an den Rand der Lichtung, blieb aber sichtbar und tauchte nicht ein in das Dämmern des Waldes.
    Sie zog ihre Kreise am Waldrand entlang wie ein Pferd in der Manege.
    Runde für Runde drehte der Vogel, als wollte er durch seine Kreise auf sich aufmerksam machen.
    Kein anderer begleitete seinen Flug. Er blieb allein, und seine Schreie hallten über die Lichtung.
    Irgendwann war die Dohle es leid. Sie visierte das Dach der Grillhütte an und ließ sich auf dem Pilz nieder. Dort blieb das Tier hocken. Zwar auf einer Stelle, sich dabei hüpfend drehend, weil es in die verschiedenen Richtungen schauen wollte, als würde es von irgendwoher jemand erwarten.
    Noch aber schwieg der Wald. Trotzdem hätte ein sensibles Wesen durchaus die veränderte Atmosphäre bemerkt, die von der Lichtung Besitz ergriffen hatte. Sie war düster, geheimnisvoll, lauernd, und selbst das Licht der Sonne traf den Boden nicht mehr so klar.
    Dieser Totenplatz begann damit, seinem Namen alle Ehre zu machen.
    Er zog die Düsternis an und ließ das andere draußen. Nur wer selbst zu den Geschöpfen der Finsternis zählte, konnte sich an einem derartigen Ort wohl fühlen, wie auch der unheimliche Henker, der sich aus dem Wald löste und die Lichtung betrat.
    Auch die Dohle hatte ihn gesehen. Sie begrüßte ihn mit Schreien und flatternden Flügelbewegungen, ohne allerdings ihren Platz auf dem Dach zu verlassen.
    Der Henker ließ sich nicht stören. Mit genau abgemessenen Schritten ging er weiter, und er schleifte dabei etwas hinter sich her, was zuvor noch nicht auf der Lichtung gestanden hatte.
    Es war ein mächtiger Richtklotz. Die Einkerbung für den Kopf war zu sehen, und das Holz hatte durch das aufgesaugte Blut ebenfalls seine Farbe verändert. An vielen Stellen sah es dunkel aus, ein fleckiges, makabres Muster.
    Es fiel dem Henker leicht, den Richtkopf hinter sich herzuziehen. Mit ungeheurer Wucht hatte er sein Richtbeil in das Holz geschlagen und die Klinge so tief in die Masse hineingetrieben, daß sie nicht mehr herausglitt, als er den Klotz hinter sich herzog.
    Er ging so weit vor, bis er die Grillhütte erreicht hatte. Erst dann ließ er den Griff des Beils los und betrat die Hütte. Gelassen schaute er sich um, ohne dabei seine Kapuze vom Kopf zu nehmen. Was er sehen wollte, das sah er auch.
    Schließlich trat er wieder nach draußen, faßte den Griff mit einer Hand an und zerrte den Klotz weiter. Er schaffte ihn an einen schattigen Ort, wo aber noch genügend Platz vorhanden war, um das blutige Werk vollenden zu können.
    Er freute sich.
    Er freute sich auf die Menschen…
    ***
    »Es tut mir ja in der Seele weh, aber ich kann einfach nicht bleiben.« Mit diesen Worten hatte sich Garry McBain von seiner Frau und den beiden Polizisten aus London verabschiedet und sie allein gelassen. Er wußte, daß Helen Schreckliches hinter sich hatte, daß sie eigentlich die Betreuung einer ihr bekannten Person gebraucht hätte, aber es ging nicht.
    Nichts durfte den Ablauf stören. Alles mußte so laufen wie immer.
    Niemand sollte merken, wo dieses Grillfest stattfand. Niemand sollte erfahren, daß dieser Ort womöglich verflucht war.
    Zudem drängte die Zeit. Es war noch ein zweiter Wagen erschienen, der die

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